Hallo zusammen,
nachdem ich in den letzten Wochen / Monaten eine Ärzte-Odyssee hinter mir habe, die auch noch nicht abgeschlossen ist, aber wohl in Richtung MS zeigt, möchte ich mich heute auch mal bei euch vorstellen.
Ich bin 42 Jahre alt und hatte letztes Jahr im November eine Corona-Infektion. Der Verlauf war “milde”, ich hatte aber ewig lang Probleme, wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Dazu muss ich sagen, dass ich generell schon sehr vorbelastet bin gesundheitlich - meine Schilddrüse musste vor 6 Jahren komplett entfernt werden. Seitdem leide ich an chronischem Calciummangel. 2019 wurde dann eine Eisenmangelanämie entdeckt, die seitdem durchgängig mit Eiseninfusionen behandelt wird. Daher kämpfe ich seit jeher mit Kribbeln in Händen und Füßen und allgemeinen Erschöpfungszuständen. Einen BurnOut habe ich auch schon hinter mir - 2018 berufsbedingt - und falle immer wieder krankheitsbedingt aus wegen meiner Erschöpfungszustände.
Nachdem nun die Corona-Infektion soweit ausgestanden war - ich hatte ewig lang noch mit “Nebel im Kopf” zu kämpfen - wachte ich eines Morgens im Dezember plötzlich mit einem Drehschwindel auf. Alles hat sich ständig nach rechts weggedreht - als wäre ich betrunken. Ich dachte erst, ich bin nur wieder mal übermäßig erschöpft - aber dieser Zustand hielt wochenlang an und hat mir furchtbare Angst eingejagt.
Mein Hausarzt hat mich dann an alle möglichen Fachärzte zur Abklärung überwiesen - Ohrenarzt, Augenarzt, Orthopäde - alles ohne Befund. Bis ich endlich einen Termin beim Neurologen hatte, war der Schwindel wieder besser geworden (nicht ganz weg) und die neurologischen Tests waren unauffällig. Zur Sicherheit auf Grund meiner Krankengeschichte überwies mich die Neurologin dennoch zum MRT und dort wurde ein kleiner Herd im Kopf gefunden, der auch Kontrastmittel aufgenommen hatte. Schnell fiel dann Wort MS (schon der MRT-Arzt meinte, dass müsse wohl mit Cortison behandeln - stellte aber keine Diagnose), da dieser Herd wohl MS-typisch sei - mit meinem Schwindel aber nichts zu tun hatte laut der Ärztin.
Dann wurde eine Lumbalpunktion gemacht - ich möchte so etwas nie wieder erleben, das waren höllische Schmerzen. Dort wurden dann “zahlreiche, zarte oligoklonale Banden” gefunden. Die Neurologin meinte, dass es sich um eine beginnende MS handeln könnte - aber es fehlt noch der Nachweis weiterer Herde. Der nächste Schritt ist nun ein MRT von HWS und BWS, im Moment lautet die Diagnose RIS.
Nun sitze ich hier und bin irgendwie mit allem überfordert. Einerseits bin ich froh, dass die Ärztin so genau hingesehen hat und ich - soweit ich das richtig verstanden habe, im Moment ja noch die Chance habe, dass es vielleicht bei der Diagnose RIS bleibt. Und selbst wenn es irgendwann die Diagnose MS wird, dann wurde es früh und durch Zufall entdeckt, sodass ich vielleicht noch viel gegenwirken kann.
Andererseits macht es mir Sorgen, dass diese doofen Banden nachgewiesen wurden und ich würde am Liebsten gar nicht zu den anderen MRT´s gehen, weil ich Angst habe, dass dort auch was gefunden wird. Ich habe irgendwie immer noch ein bisschen die Hoffnung, dass der Entzündungsherd so eine Long-Covid-Geschichte ist und die Banden vielleicht auch damit zu tun haben. Der Arzt in der Klinik hat dies aber verneint, Borreliose wurde ebenfalls ausgeschlossen und eine Metastase oder so ist es wohl auch nicht (zum Glück).
Ich habe auf der Arbeit immer sehr viel Stress (leider den negativen) und auch da habe ich mir gedacht, dass der Herd im Kopf vielleicht vom Stress kommt. Aber in Kombination mit den Banden im Nervenwasser scheint das nicht der Fall zu sein. Der Schwindel, der mich wochenlang geplagt hatte, kann laut der Neurologin ein Schub gewesen sein, ist aber im MRT nicht sichtbar gewesen. Der Arzt im Krankenhaus meinte, dass der Herd an einer Stelle liegt, in deren Umfeld wohl Bahnen liegen, die dafür gesorgt haben könnten, dass mein Hirn so eine Art “Schwindel-Illusion” erzeugt haben könnte.
Cortsion habe ich erstmal nicht gebraucht, da die Entzündungswerte im Nervenwasser im Normbereich waren und der Schwindel auch wieder weg ist. Er kommt nur leicht und latent wieder hoch, wenn ich zuviel mache - aber es ist dann nicht mehr dieser Drehschwindel. Und es kann halt immer auch an meiner Anämie oder an den Calciummangel liegen.
Im Moment weiß ich nicht so recht, wohin mit mir. Ich habe Angst vor einer möglichen MS-Diagnose oder auch vor einen anderen Diagnose. Einen Entzündungsherd im Gehirn finde ich furchtbar beängstigend. Ich merke auch, dass mir die Arbeit nicht mehr so gelingt wie früher. Ich habe unglaubliche Schwierigkeiten, in komplexen Themen zurecht zu kommen - ich blick das alles nicht mehr und ich komme mit dem Stress nicht mehr zurecht. Mir ist das alles zu viel und als Erstes werde ich mit meinem Chef reden, ob mein Aufgabenbereich angepasst werden kann. Unabhängig davon, ob ich nun MS habe oder nicht - selbst wenn ich es noch nicht habe, dann will ich das nicht durch den Stress weiter forcieren. Ich glaube aber nicht, dass mir da geholfen werden kann, da meine Chefs schon letztes Jahr versucht haben, mir zu helfen (Abteilungswechsel wegen der Erschöpfung) und die Personalabteilung da nicht mitspielt. Meine Chefs kommen mir aber entgegen, wo sie können - das ist auch unwahrscheinlich viel wert. Aber ich brauche einfach andere Aufgaben, die ich leichter bewerkstelligen kann und die mit weniger Distress verbunden sind.
Ich versuche nun “vorbeugend” einige Dinge zu ändern - Ernährung noch mehr verbessern, Rauchen komplett einstellen (ich rauche eigentlich im Moment nur wegen dem ganzen Stress und auch nur manchmal) und mehr Sport, sofern mein Energielevel das irgendwie zulässt - im Moment bin ich froh, wenn ich meine Arbeit und meinen Haushalt schaffe.
Ich weiß, dass man heutzutage viele Möglichkeiten hat, den Verlauf einer MS - sofern sie denn bei mir irgendwann diagnostiziert werden sollte - günstig zu beeinflussen oder zu verlangsamen. Aber ich habe gerade sehr viel Angst vor der Zukunft und fühle mich sehr überfordert und hoffe, dass ich das schnell wieder in den Griff bekomme.
Liebe Grüße
Malka