Hallo,
noch ein positiver Bericht. Nachdem ich selber meine Krankheit angenommen hatte, habe ich sie sehr offen in meinem Umfeld kommuniziert. Mich behandeln alle völlig normal, es wird auch nicht hinter meinem Rücken über mich bezüglich der MS geredet.(das wüßte ich, dafür hab ich ein Gespür und genügend Infoquellen). Die einzige Auffälligkeit war, daß viele mit der Krankheit garnichts anfangen können, außer daß sie schlimm ist oder dabei an Muskelschwund denken (mir gings bei der Diagnose genauso, ich hatte sofort das Bild von Stephen Hawking im Kopf). Da ich sehr selten Schübe (3 in 9 Jahren) habe und seltenst sichtbare Symptome reagiert mein Umfeld recht erstaunt, wenn mal was ist. Vor einigen Jahren habe ich Schwerbehinderung beantragt, ursprünglich um mich, wenns mir mal richtig schlecht geht, mich nicht auch noch darum kümmern zu müssen und um die Möglichkeit zu haben früher mit weniger Abzügen in Rente zu gehen. Durch den Schwerbehinderten-Status habe ich in unserer Firma ein Anrecht auf reservierte Parkplätze ohne das entsprechende Merkzeichen zu haben. Dadurch wird publik, daß ich eine Krankheit/Behinderung habe. Dadurch haben sich viele gute Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen ergeben. Zwischenzeitlich sehe ich mich schon etwas als Botschafterin(nein ich bin nicht größenwahnsinnig), einerseits um Menschen mit MS oder Behinderung zu zeigen, es kommt nicht auf die Krankheit/Einschränkung an sondern auf den Menschen, andererseits um den “Normalen” zu zeigen, daß es auf den Menschen und nicht auf die Krankheit ankommt. Wenn sichs ergibt vermittle suche ich auch den “Normalen” alles wissenswerte rund um die MS, daß es leichte und schwere Fälle gibt, daß es sich schnell ändern kann, daß die Betroffen nicht mit Mitleid überhäuft werden wollen (es gibt Ausnahmen) und daß MSler auch nicht lepratös oder ähnliches ist. Dabei drück ich nicht jedem das Gespräch rein, ob er will oder nicht, versinke nicht in Selbstmitleid oder gebe die Schuld bei allem der MS. In meinem privaten Umfeld hatte ich mich schon lang vorher von “falschen Freunden” verabschiedet - oft ist weniger mehr und so wenige sinds garnicht. Zu einigen habe ich dann nach MS-Diagnose den Kontakt abgebrochen, nur da weiß ich zwischenzeitlich, sie haben mir garnicht gut getan, ob mit oder ohne MS. Ein paar sind auch durch die MS dann Durch meine MS lebe ich wesentlich bewußter und glücklicher als ohne. Durch sie habe ich viele neue Denkanstöße, andere Blickwinkel und kann besser Wichtiges von unwichtigem unterscheiden. Mich ärgert einzig, daß mein Körper mir erst die “rote Karte” zeigen mußte, um besser zu leben. Liebe Grüße und eine tolerante und verständnisvolle Umwelt Andrea