Interessant. Mein neuer Neuro sagte auch, er hätte an meiner Stelle Tysabri gemacht. Mir gefällt da aber die hohe Rebound-Wahrscheinlichkeit nach dem Absetzen nicht, außerdem stört mich das PML-Risiko (bin JCV-positiv). Wenn es auch nur ein relativ geringes Risiko ist (0,4 % laut Gavin Giovannoni), es nagt halt immer im Hinterkopf. Das Risiko nimmt über die Zeit der Behandlung stetig zu, wird langfristig also schon etwas größer (B-Zell-Depletion hat aber auch kumulativ steigende Risiken, keine Frage). Auf Dauer bzw. lebenslang würde ich persönlich keine der beiden Therapieformen machen wollen, weder B-Zell-Depletion, noch Abriegelung der BHS.
Als ich vor knapp 1,5 Jahren mit Kesimpta startete, war es noch recht neu. Hatte deshalb auch kurz Bedenken und wollte ursprünglich ja eigentlich Ocrevus. Kesimpta war für mich damals eine rein zufällige Entdeckung. Die klinische Studie lief da erst 5 Jahre, jedoch mit Ergebnissen, die mit Ocrevus vergleichbar waren. An Kesimpta gefiel mir die Möglichkeit, es selbst spritzen zu können. Ein kleiner Pieks jedes Monat und fertig. Keine stundenlangen Infusionen plus Prämedikation (damas gab’s noch kein Ocrevus s.c.).
Ich dachte mir, B-Zell-Depletion wird bei MS nun schon über 20 Jahre gemacht (früher off-label mit dem Ocrevus-Vorläufer Rituximab), da gibt’s also ja eigentlich lange Erfahrung damit und die Depletion wird wohl bei allen entsprechenden Medikamenten vergleichbar gut funktionieren. Mittlerweile läuft die Ocrevus-Studie inkl. Nachbeobachtung 10 Jahre, Kesimpta 7 Jahre und alles deutet darauf hin, dass beide Medikamente vergleichbar gut wirken. Womöglich ist Ocrevus noch einen kleinen Ticken stärker, aber groß ist der Unterschied nicht. Andere schätzen dafür langfristig Kesimpta als etwas stärker ein (z. B. Gavin Giovannoni). Egal.
Ich erwähne das nur, damit sich Jess34 hier nicht immer weiter selbst verunsichert. Sie sollte wirklich auf ihre Neurologen vertrauen, wenn sie schon solche hat, die direkt einen modernen Behandlungsansatz verfolgen. Ich möchte ausdrücklich anmerken, dass ich nicht behaupte, Tysabri sei schlechter als Kesimpta. Ich glaube, man kann überhaupt nicht pauschal sagen, das eine oder das andere dieser beiden Medikamente sei besser oder schlechter.
Meine erste Neurologin meinte, man solle nicht so viel in Foren lesen, das verunsichere nur. Außerdem würden sich dort oft Leute zu Wort melden, die schlechte Erfahrungen mit ihren jeweiligen Therapien machten, aber die große Mehrzahl positiver Erfahrungen käme oftmals zu kurz. Da ist schon etwas Wahres dran, denke ich.