Hallo!
Seit fünf Monaten weiß ich, dass ich MS habe.
Erster Schub entwickelte sich nach Behandlung langsam zurück, nur noch eine leichte Taubheit in der Hand ist geblieben. Vor sechs Wochen kam dann der Zweite. Der hat sich zwar auch wieder zurückentwickelt, insgesamt geht es mir seit dem nicht wirklich gut. Die ganze Zeit ist irgendwas taub oder ich habe Schmerzen, wechselweise in Armen und Beinen, als wenn mir jemand die Adern zudrücken würde.

Irgendwie komme ich mit der Situation gerade gar nicht zurecht!
Wollte mal von Euch wissen, was ihr zur Bewältigung der Krankheit gemacht habt.

Zu allem Überfluss ist meine Neurologin gerade noch im Urlaub, was mich noch viel unsicherer macht.

Die ganze Zeit horche ich in meine Körper hinein und interpretiere alle möglichen Sachen.

Würde mich über Antworten freuen,
danke und liebe Grüße

Hallo Uta!
Diese Krankheit ist echt blöd! Fordere von deiner Krankenkasse einen Rehaantrag (Kurantrag) an und gehe doch mal zu deinem Hausarzt. Trage dein Anliegen vor und lege Wert auf professionelle psychotherapeutische Hilfe. Wenn du solch eine Kur bewilligt bekommst, dann wird sie dir auch sicherlich bei all deinen Fragen und bei der Verarbeitung deiner inneren Unruhe und Angst helfen. Gutahcten und Zuarbeiten von den Ärzten wo du in Behandlung bist, werden sowieso angefordert. Gutachten, welche du hast, kannst du in Kopie gleich mitschicken.
Ich wünsche dir alles alles Gute!
Dany

Hallo Uta!
Auch ich bin erst vor kurzem (Februar) mit der Diagnose konfrontiert worden. Bei mir fing es mit einer sehr starken Sehnerventzündung auf dem linken Auge an. Leider habe ich leichte Sehstörungen zurück behalten. Ich kann total nachvollziehen, dass man sich ständig fragt, ob irgendetwas normal ist oder ob man zum Arzt gehen muss.
Trotzdem habe ich es eigentlich ganz gut geschafft, mit der Krankheit umzugehen - man muss nur eine Aufgabe haben, die einen Sinn ins Leben bringt.
Ich hatte insofern Glück, dass ich am 1. März mein Referandariat angefangen habe. Es war zwar schwierig und ein blöder Start, weil ich die ersten 2 Monate mit dem betroffenen Auge nicht richtig sehen konnte und das andere Auge wegen der Belastung immer trocken und müde war, aber es hat mir Kraft gegeben, weil ich einen Grund hatte, mit der Krankheit fertig werden zu müssen. Ablenkung hatte ich dadurch natürlich auch.
Obwohl bei mir damals schon 10 Entzündungsherde im Gehirn (vernarbte und akute) zu sehen waren, hat man mir gesagt, dass es sein kann, dass ich Jahre nichts von der Krankheit merken werde. Das war auch irgendwie aufbauend.
Der zweite Schub (keine Kraft mehr im linken Arm) nur drei Monate später hat mir natürlich die Hoffnung ein wenig genommen - vor allem weil ein neuer Entzündungsherd mit einer Größe von 1,5 cm hinzugekommen war. (Seit dem spritze ich jeden Tag Copaxone.) Ich glaube, ich war mehr geschockt, als wie bei der Diagnose selbst, aber wieder habe ich Kraft geschöpft, in dem ich mich im Referendariat viel interessante Arbeit hatte.
Der dritte Schub in nur 5 Monaten hat mir dann psyschisch sehr zu schaffen gemacht. Ich war gerade im Urlaub und meine rechte untere Hälfte bis zu den Rippen war betroffen. Ich wollte es erst nicht wahrhaben, dass ich schon wieder einen neuen Schub hatte und bin erst nach 3 Tagen zum Arzt gegangen. Ich hatte das erste Mal seit der Diagnose richtige Angst. Nächste Woche muss ich 2 x ins MRT, wo mein Rückenmark untersucht werden soll. Aber auch mit dem wahrscheinlich negativen Untersuchungsergebnis habe ich mich mittlerweile abgefunden. Direkt nach dem Urlaub habe ich im Referendariat eine neue Station angefangen, habe neue Aufgaben, neue Leute und viel Spass dabei.
Was ich mit alldem sagen will: Eine Aufgabe und vor allem Ziele zu haben ist wichtig, um psychisch mit der MS klar zu kommen. Immer nur grübeln und über die Krankheit nachdenken ist negativer Stress und der begünstigt einen schlechten Verlauf der MS.
Nachdem ich mich in den letzten Monaten viel mit der Krankheit beschäftigt habe, habe ich den Eindruck, dass sich viele MS-Kranke nur noch über die Krankheit definieren. MS ist unheilbar, man muss akzeptieren, dass die Krankheit zu einem gehört, aber sie bestimmt nicht unsere Persönlichkeit. Die MS darf auch nicht unser Leben bestimmen. Das ist schwer umzusetzen - gerade, wenn man jeden Tag spritzen muss. Es vergeht auch kein Tag, an dem ich nicht im Internet nach Informationen zu MS suche, aber für mich gibt es eindeutig auch positive Aspekte. Das mag auf den ersten Blick überhaupt nicht passen, dennoch hilft diese Sichtweise mir sehr, die Krankheit, die ich nun mal nicht ändern kann, zu akzeptieren.
Ich habe es nämlich endlich geschafft, mir eine Auszeiten zu nehmen. Früher war mein Studium immer das Wichtigste. Da ich es zu einem großem Teil selbst finanziert habe, muss ich auch immer arbeiten. Freizeit gab es nicht - vor allem aber, weil ich sie mir nicht gegönnt habe. Ich habe mich vor und nach jeder Prüfung fertig gemacht, habe mir selbst permanent Vorwürfe gemacht, nicht genug dafür getan zu haben. Gute Noten waren mir nicht gut genug.
Jetzt bin ich nicht mehr so verbissen, gönne mir auch mal was. Dadurch bin ich viel ausgeglichener als vor der Diagnose. Auch meine 8jährige Beziehung zu meinem Freund, in der es wegen meiner Arbeitswut und der damit verbundenen Gereiztheit oft gekrieselt hat, läuft so gut, wiel lange nicht. Ich habe seit meinem ersten Lebensjahr Asthma und Neurodermitis. Durch das viele Kortison merke ich davon gar nichts mehr. Insofern versuche ich einfach, die positiven Auswirkungen der Krankheit in den Vordergrund zu stellen.
Außerdem gibt es Leute, denen es viel schlechter geht. Neulich habe ich einen jungen Mann gesehen, der immer ein Gerät in einem kleinen Trolly hinter sich herzieht, damit sein Herz und seine Lunge weiter funktionieren. Eine ehemalige Arbeitskollegin ging jahrelang zur Dialyse; während sie auf eine Spenderniere wartete, ist sie gestorben. Unsere 42-jährige Nachbarin hat Krebs - unheilbar. Ich wäre gerne gesund, aber bevor es mir so geht, wie den gerade genannten Leuten, habe ich lieber MS.
Diese Sichtweise stößt oft auf Erstaunen, aber ich hoffe, ich konnte meinen Weg, mit der Krankheit fertig zu werden, deutlich machen. Ob es auf Dauer klappt, werde ich sehen.
Viele Grüße und alles Gute!
Daniela

Hallo Daniela,

ich habe die Diagnose MS letztes Jahr zu Weihnachten bekommen und inzwischen sehe ich es ganz ähnlich wie Du (auch wenn es echt nicht immer leicht ist). Auch ich habe im Bekanntenkreis plötzlich die Erfahrung gemacht, was es alles noch schlimmeres geben kann. Das soll die MS nicht verharmlosen und ich weiss auch das es viele Betroffene viel schwerer erwischt hat als mich.
Ich hoffe wir verlieren diese positive Einstellung nicht.Wünsche Euch alles Gute!

Hallo Zusammen,
ja, vieles was Daniela schreibt, habe ich mir zwischenzeitlich auch auf die Fahne geschrieben! Positives Denken ist für uns unverzichtbar… nur wenn der Körper mal wieder Zicken macht, ist das doch ziemlich schwer.
Ich denke es braucht einfach seine Zeit, bis man die Diagnose etwas verarbeitet und MS in sein Leben integriert hat.
Manchmal wünsche ich mir auf die “Vorspultaste” zu drücken, um ein paar schwere Momente einfach überspringen zu können!
Geht aber leider nicht - und ist wahrscheinlich auch gut so.

Also, immer positiv Denken!
Ich drück´ uns allen die Daumen!