Hi zusammen,

habt Ihr Tipps bzw. empfehlenswerte Strategien für psychische Belastungs- bzw. Krisen-/Ausnahmesituationen? Jeder erlebt ja früher oder später in unterschiedlichem Ausmaß solche Situationen. Ich finde das Thema deshalb „MS-relevant“, da die Krankheit an sich ja schon einiges mit einem macht und außerdem bei MS in solchen Situationen ja immer auch die Angst mitschwingt, dass es einen Schub auslösen könnte. Ein paar Strategien nutze ich schon. Es kommt natürlich immer sehr stark auf den Einzelfall an und zB bei Trauersituationen helfen diese Tipps nur bedingt.

Aber ansonsten hilft mir ganz gut:

  • an die frische Luft gehen, auch wenn es viel Überwindung kostet (man bereut es danach ja eigentlich nie :slightly_smiling_face:)
  • mit anderen telefonieren oder sich treffen
  • mind 3 mögliche Lösungsansätze/Alternativen für das Problem bzw. die Situation überlegen
  • überlegen, was man nun proaktiv tun kann
  • die Situation oder den Zustand wie einen Film mit Schauspielern nochmal im Kopf durchspielen, um zu einer objektiveren Sichtweise zu gelangen

Kennt ihr noch andere Strategien?

Viele Grüße

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Hey,
was mir spontan einfällt, was ich versuche regelmäßig zu praktieren sind:

Meditieren
Atemübungen
Autogenes Training

Ist nicht unbedingt für jeden, manche mögen es nicht, aber ein Versuch wert.

Schönen Abend :upside_down_face:

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Danke, ich werde das autogene Training mal versuchen😊 Gibt es dazu ein YouTube Video, das du empfehlen kannst? Viele Grüße!

Hey,

Hab das ganze nach einer Anleitung auf der AOK seit gemacht.
Bei Youtube gibt’s auch viele Videos, aber nie wirklich geschaut. Beim autogenen Training gibt es ganz unterschiedliche Übungen, je nach dem wo der Fokus drauf gelegt werden soll.

Ich kopier einfach den Text hier rein, was ich gemacht hab:

Die Schwereübung

Die Schwereübung ist für Anfängerinnen und Anfänger sehr gut geeignet. Wenn sich Ihre Muskeln entspannen, entsteht hier ein Gefühl der Schwere, daher der Name „Schwereübung“.

So funktioniert sie:

Wählen Sie einen ruhigen Ort, an dem Sie für die nächsten zehn Minuten ungestört sind.
Setzen Sie sich auf einen Stuhl in die sogenannte Kutscherhaltung: Ihr Oberkörper ist leicht nach vorne gebeugt, wobei Ihre Unterarme auf Ihren Oberschenkeln ruhen. Kopf und Nacken hängen. Besser ist es – falls möglich– sich auf eine Matte auf den Boden zu legen. Ihre Arme liegen dann neben Ihnen.
Schließen Sie die Augen.
Konzentrieren Sie sich auf Ihren rechten Arm, Linkshänder auf den linken Arm. Spüren Sie, wie schwer er sich bereits anfühlt.
Steigern Sie das Schweregefühl, indem Sie nun eine Suggestion einsetzen: „Mein rechter Arm ist ganz schwer“ (alternativ: „Mein linker Arm ist ganz schwer“). Wiederholen Sie dies mehrere Male.
Spüren Sie, wie Ihr rechter/linker Arm immer schwerer wird und sich gleichzeitig eine Entspannung ausbreitet.
Weiten Sie die Übung auf den anderen Arm und Ihre Beine aus. Achten Sie bei der Durchführung Ihres autogenen Trainings darauf, die Formeln beziehungsweise den Text anzupassen, also „Mein linker /rechter Arm ist ganz schwer“, „Mein rechtes/linkes Bein ist ganz schwer“ – abhängig davon, mit welchem Arm oder Bein Sie gerade „arbeiten“.
Um Ihr autogenes Training zu beenden, spannen Sie einfach Ihre Muskeln wieder an. Machen Sie beispielsweise eine Faust. Strecken Sie sich. Öffnen Sie die Augen und stehen Sie auf. Dadurch wird der Entspannungszustand wieder aufgehoben. Diesen Vorgang nennt man die sogenannte „Rücknahme“.
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Hi Diana,

Ich habe dafür keinen Fachbegriff, aber ich träume mich regelmäßig weg! Zurück in Situationen, in denen ich uneingeschränkt glücklich war…
Meistens hat das etwas mit einer Freundin und einem See in der Nähe zu tun.

Ich muss aber ehrlicherweise gestehen, dass ich die MS und das ganze drumherum nie so sehr durchdacht habe, ich hatte immer sehr viel Ablenkung durch die jahrelange Selbstständigkeit und jetzt durch Hund und Baby.

Also ich orientiere mich nicht zu sehr an der MS und Ärzten oder Miterkrankten, sondern eher an dem gesunden Umfeld. Und der gesunden Vergangenheit.

Für meine Genesung (damit meine ich, eine Verbesserung des letzten Schubes!), stelle ich mir Situationen vor, wie es später sein kann.
Ich halte mich daran fest, wie schön es sein wird.

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Also an Genesung in dem Sinn, dass alles wieder gut und so wie vorher wird, glaube ich nicht.

Ich träume mich nirgendwo hin, ich orientiere mich langfristig eher an den vielen Dingen, die ich jetzt trotz der Einschränkungen noch machen kann, an schönem jetzt, Kontakte, schönes Wetter, die ersten Blumen, Musik, kleine Spaziergänge, etwas, das ich gut hingekriegt habe oder wieder besser geht …

Da ich schon älter bin, orientiere ich mich auch an der Erfahrung, dass es immer irgendwie weitergegangen ist, wenn ich niedergeschlagen, verzweifelt war und dachte, ich schaffe es nicht.

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Hallo Diana,
während meiner Nervenzusammenbrüche lernte ich im KH mehrere Strategien zum Abstand gewinnen und Platz zu schaffen sie zu verarbeite… nix geht auf einmal…. Muß auch nicht sein.
Jacobson….
Natürlich spazieren an der frischen Luft, da werde ich schon von meinem Bobby genötigt…
Seitdem hat sich meine Gehfähigkeit verbessert, meine Reaktionsfähigkeit (Das kommt davon wenn man einen Jagdhund bekommt).
Ich muß lernen meinen Tag neu zu strukturieren und all dies mit meiner Fatigue zu kombinieren….
Taiji ist für mich mein Weg den Tag zu beginnen…. Es tut einfach gut.
Ist auch gut für die MS hab dazu an einer Studie teilgenommen.

Da sind wir uns ähnlich. Wir sind nicht bei Wünsch Dir was sondern bei so iss es. Wenn ich ich mit Bobby spaziere freu ich mich an den grünen Triebe der Pflanzen. Es wird Frühling…
Ich habe erlernt mich an kleinen Dingen zu freuen.
Ich gehörte immer zur großen Hüpf Fraktion… das war schon eine Entwicklung….

Schönen Sonntag ich muß gleich zu Bobbys erster Runde,
Ideflitz

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Ich hab’s in meinem Text erklärt, damit meinte ich nur die Verbesserung meines letzten Schubes, dessen Folgen nun ein Jahr andauern.

Ja, während des Schubs habe ich auch auf Verbesserungen gehofft, was auch passiert ist. Aber einige der Folgen sind leider geblieben und es kam danach zu langsamen Verschlechterungen. Damit muss ich leben.

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Wollte nur mal kurz - auch für die Allgemeinheit - einwerfen:

Ich bin kein Psychologe, habe eine gewisse “Grundbegabung”, man kann es vielleicht auch Laster nennen, alles mit vielen Eventualitäten zu planen. Ich finde das gut und hilfreich. Auch wenn mir nahestehende Leute, die das bemerken, mich drauf aufmerksam machen, dass irgenwann auch mal genug ist.

Das ist keine Strategie, um Abstand zu gewinnen! Im Gegenteil, man setzt sich mit einem Sachverhalt (intensiv) auseinander.

Gerade wenn schwierige zwischenmenschliche Situationen, die erstmal nicht lösbar sind, auftreten, hilft möglichst sofort aus der Situation raus. Z.B. das

Das ist dann ist dann schon sowas, wie Abstand gewinnen. Aber eher ein Sicherheitsnetz und nicht die Strategie.

Was mir vermutlich bzgl. so einer Strategie hift, sind Humor und mich - auch wenn ich das im Stillen nicht glaube - für den Tollsten zu halten.

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Ich denke, dafür gibt es einen Fachbegriff aus der Medizin bzw. Alternativmedizin: den der Visualisierung :woman_in_lotus_position:

Wenn man den Begriff hier in die Suchfunktion des Forums eingibt, erhält man einige Treffer. Heißt, daß es wohl einigen Foristen bekannt ist.

Ich denke schon, daß das hilfreich ist. Es wirkt über die Körper-Geist-Seele-Verbindungen. Es ist eine angenehme Tätigkeit und kann die Selbstheilungskräfte anregen.

Einen Versuch (oder auch mehrere) ist es wert. Ich muss das auch mal wieder in mein Programm aufnehmen.

Ja, Idefix hatte neulich auch woanders dieses gepostet:

Das wegträumen mache ich aber schon länger.

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Ja ist ja auch schon durch Studien bewiesen oder? (kommt es doch auch an das meditieren ran)! Ich denke ein Kurs dbzgl ist sicher nicht verkehrt wenn man sich damit beschäftigen möchte, damit man manch Techniken dbzgl erlernt.

Ich tat mir aber immer leichter alles als Istzustand anzunehmen, das Beste zu machen/trainieren, mit dem Wissen ich trainiere mich, aber nicht mit dem Hintergrund ich will wieder etwas beheben (oder ist das.jetzt eine selbstlüge? :thinking:) (Auch glaube ich, würde mich dieses visualisieren mir meinen Frieden mit dem Istzustand nehmen? Das wäre/ist meine Sorge dbzgl.; Wsh aber auch nur, weil ich es nicht richtig kann )

Ich habe nie wirklich zurückgeblickt und auch nie gehofft (das hat aber eher mit mir zu tun, weil ich somit jeglicher Enttäuschung ausweiche und die aktuelle Situation annahm).

Jedem seine Strategie, aber das visulisieren bringt mit Sicherheit etwas und ist sicher nicht verkehrt! (Kann mir auch gut vorstellen, dass es bei Nervenneubildung helfen kann - hatte dbzgl auch einmal was gelesen)

Mir hilft Ruhe, Frieden, Einsamkeit (im positiven Sinne) und die Natur.
Die Vergangenheit selbst als nicht mehr existent zu erkennen/betrachten und so gut wie möglich im Hier und Jetzt zu leben, finde ich als eine wichtige/gute Tugend für unsere Situation. (Ich möchte nicht verbissen leben/was hinterhertrauern). Alla wenn was am Körper besser wird wow super, wenn nicht dann halt nicht; Fit möchte ich bleiben, dwg trainier ich und schaue auf ein relativ gesundes Leben. That’s life

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Danke für die Rückmeldungen, alles sehr interessant! Ich versuche mir so eine Art „emotionales Gerüst“ für Situationen aufzubauen, in denen man das Leben kaum ertragen kann. Also zB Todesfälle, schlimme Diagnosen in der Familie, Trennungen, Jobverlust und andere in diesem Moment unerträgliche Situationen.
Wenn eine solche psychische Belastungssituation entsteht, habe ich total Angst, dass es einen Schub auslösen könnte.

Kann ich nachvollziehen, meine Lösung dbzgl Gleichgültigkeit & rationale Sichtweisen.

Nicht das beste (Gleichgültigkeit) aber somit bin Ich unberührt von allem. (Lasse aber auch keine Partnerin in mein Leben) Hat alles sein Für und Wieder.

Geht sicher besser. Die Visualisierung ist bestimmt eine gute Technik für solche Situationen.

Was mich betrifft:
Ich denk mir immer, na was soll passieren? Wird mich nicht umbringen, das Leben geht weiter und man findet immer eine Lösung. Umbringen kann ich mich immer noch, sterben tu ich sowieso irgendwann (mein sichersten Anker!, so pervers es auch klingen mag)

Sicher ist es die bessere Ausgangssituation, wenn man nicht unbedingt etwas erreichen will. Dann kann man da locker und ohne Verkrampfung herangehen.

Ich hatte aber schon Schübe, die mich sehr gebeutelt hatten. Die Symptome waren so beeinträchtigend, daß ich mir nicht vorstellen konnte, ohne Verbesserungen damit zu leben. Ich habe in diesen Fällen den “Kampf” angenommen und versucht, meinem Niveau von vor dem Schub wieder näher zu kommen. Das war immer ein Drahtseilakt zwischen Wollen und Loslassen, zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Angst haben und cool bleiben. Eine bessere körperliche Situation zu visualisieren war eines der Mittel, die ich in meinem “Kampf” eingesetzt habe.

Ich habe nicht immer mein Niveau von vor dem Schub erreicht. Aber zum Glück immer Verbesserungen so weit, daß ich irgendwann Frieden mit meiner Situation schließen konnte.

Mir auch :slight_smile:

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Neulich hat jemand das mal so formuliert:

Man kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand …

(für diejenigen unter uns, die an Gott glauben)

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Ja das meinte ich vorher mit Selbstlüge, weil ich ja auch gezielt auf meine Schwächen trainierte/trainiere.

Aber dieses, so kann ich das nicht akzeptieren und hinnehmen, hatte ich nie wirklich :man_shrugging:

Frau Kässmann sagte das bei ihrem Rücktritt als EKD-Ratsvorsitzende nach der Alkohol-Fahrt.

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