Hallo,
die Diagnose MS bekam ich vor 5 Jahren. Im Rückblick auf all die seltsamen körperlichen Erscheinungen hatte ich den ersten Schub aber offensichtlich schon fast 20 Jahre vorher. Da hatte ich das erste Mal Gesichtsfeldausfälle. Zu dem Zeitpunkt war ich 15. Im Laufe der Jahre kamen dann Taubheitsgefühle in den Füßen mit Schmerzunempfindlichkeit dazu (ja, auch das kann schwierig sein) und andere kleine Sachen wie verschwommenes Sehen für 2 Wochen und ähnliches. Schwierig wurde es mit 25, da war ich das erste Mal schwanger und das Kribbeln der Arme und Beine hat mich fertig gemacht. Es folgten 2 weitere kribbelige Schwangerschaften. Zum Arzt bin ich deswegen nie gegangen, ich dachte immer, ich wäre ein kleiner, hypochondrischer Psycho.
Mit 35 war dann auf einmal der linke Arm weg. Immer dann, wenn ich den Kopf vorbeugte. Und damit bin ich zum Arzt gegangen. Ich dachte, meine Halswirbelsäule hätte sich verabschiedet. Der Orthopäde veranlasste ein Kernspin und da war er, der fette Herd im Rückenmark. Und einmal drin in der Mühle kamen Krankenhausaufenthalt, literweise Blut abgeben, sich Elektroden überall reinstechen lassen, Strom durch den Körper, Lumbalpunktion und der ganze Kiki.
Und massig MRT`s.
Und dann die Diagnose schriftlich. Obwohl es von Anfang an klar war, woher der Hase hoppelte.
Wie auch immer, nach dieser Tortur kam der Monsterschub, wo nichts mehr ging. Ich konnte kaum mehr laufen, fühlte mich wie der Dauergast im Ameisenhaufen und nach der Kortisonpackung war ich auch noch hyperaktiv und depressiv.
Ich bin dann einfach nicht mehr zum Arzt gegangen. Und dabei belasse ich es auch. Seitdem ist mehr oder weniger Ruhe im Karton. Mal ein Kribbeln, mal Schwäche, und als ich dachte, das mit dem Laufen wird immer schlechter, da habe ich mir einen Hund zugelegt, der mit mir im Wald das Laufen trainiert. Und das wird kontinuierlich immer besser.
Und wenn ich merke, ich bekomme Angst, es könnte ein Schub im Anmarsch sein, dann gehe ich zu meinem Quacksalber und hole mir Kügelchen. Das klappt prima und ist nicht teuer.
Jetzt bin ich 40 und ich finde mein Leben gut. Höhen und Tiefen, Krisen und Glück, im Grunde ein ganz normales Leben. Manchmal bin ich sehr schlapp und müde, aber wer ist das nicht mit drei Blagen, einem Mann und einem Hund und einem Beruf und, und, und…!
Und weißt Du was? Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein.
Und Gesundheit liegt ganz im Auge des Betrachters. Ich kann torkelig durchs Leben wanken und fühle mich trotzdem besser als mein Nachbar, der sich ewig mit seiner Frau zankt, den seine Kinder hassen und der die schlechte Laune zu seinem Lebensmotto erkoren hat.
Dann doch lieber ganz normal nur eine MS.
Grüße,
Nora