Hallo und direkt sorry für den langen Text. Das ist das erste Mal, dass ich in einen Beitrag in der Form schreibe und ich habe das Gefühl, ausholen zu müssen. Mein Mann und ich pflegen meine Mutter, alle weiteren Angehörigen haben sich zurück gezogen. Sie hat seit 36 Jahren MS und zwar den progredienten Verlauf mit aufgesetzten Schüben.
Ich möchte einfach hier meine Situation schildern und Fragen loswerden, ich hoffe ich bin nicht zu emotional oder laienhaft: In der Regel kommt sie halbwegs alleine zu recht, d. h. ich fahre morgens vor der Arbeit kurz zu ihr, helfe und schaue nach dem rechten, dann ist sie bis abends alleine und dann bringt ihr mein Mann etwas zu essen und hilft ihr, sich bettfertig zu machen. Wenn es eine akute Verschlechterung gibt oder wir weg sind, schalte ich den Pflegedienst ein (ich kann sie bspw. nicht heben), der dann morgens und abends kommt. Darüber hinaus hat sie einen Notrufknopf, da ihr öfter mal die Beine wegsacken und sie nicht mehr hochkommt.
Nun ist die Situation allgemein schon sehr belastend für uns, aber mittlerweile nimmt es mich so mit, dass ich nicht mehr weiter weiß. Wir haben zwei kleine Kinder (1 und 3), mein Mann arbeitet Vollzeit, ich 26 Stunden und wir haben gerade ein Haus gebaut. In letzter Zeit gab es immer häufiger die Situation, dass sie durch Harnwegsinfekte, die sich im ganzen Körper ausgebreitet haben, eine so drastische Verschlechterung stattgefunden hat, dass wir sie mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus bringen lassen mussten. Mehr als einmal waren die Kinder dabei. Nun hat meine Mutter sich auch in Ihrem Wesen sehr sehr verändert - schleichend in den letzten 10 bis 15 Jahren: Sie möchte ihre Krankheit nicht wahrhaben. Um nicht zugeben zu müssen, dss sie etwas vergessen hat, ihr alles zu viel ist o. ä. lügt sie mich an. Nicht bei Kleinigkeiten, sondern teilweise erheblichen Dingen: Sie erzählt mir von Arztgesprächen und hat ohne mein Wissen vorher den Termin abgesagt. Sie lässt sich Medikamente verschreiben (ohne mein Wissen) und ändert eigenständig ihre Medikation, also nimmt sie zusätzlich zu den Tabletten, die ich ihr fertig mache. Vorgestern mussten wir sie ins Krankenhaus bringen lassen, da sie komplet bewegungsunfähig war, ich habe mir die größten Sorgen gemacht und sonst was organisiert, und dann rief mich die Ärztin an und sagte mir, meine Mutter hätte ihr gestanden, dass sie sich nicht getraut hätte, mir zu sagen, dass sie vergessen hätte, iht Spastik-Medikament von der Apotheke liefern zu lassen und zu nehmen (so hatte ich es mit ihr vereinbart) und würde jetzt wieder nach hause gebracht. Ich weiß, dass sie das nicht böswillig macht, aber ich halte es einfach nicht mehr aus, dass sie lügt und damit unser ganzes Familienleben Kopf steht, ich vor Sorge vergehe und die Kinder völlig durch den Wind sind. Und nein, wir haben auch niemanden, der in solchen Notfall-Situationen die Kinder nimmt. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich liebe meine Mutter auf den einen Seite sehr uns es tut mir in der Seele weh, sie so zu sehen, auf der anderen Seite bin ich oft unsagbar wütend auf sie.
Nun genug zur aktuellen Situation (sorry): Nächste Woche kommt meine Mutter ins Krankenhaus, ihre Blase wird entfernt. Ich weiß nicht, wie es ihr danach geht, aber ich weiß, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich habe gerade in einer Sozialberatung angerufen, wo mir nur gesagt wurde “die Wartelisten für Pflegeheime sind lang…” Wenn ich von Pflegeheim spreche, wird meine Mutter (sie ist erst 61) sehr schroff und sagt, wir wollen sie nur loswerden und das ist wirklich auf keinen Fall so, aber kann und möchte nicht mehr in ständiger Sorge leben und denke auch, ihr würden soziale Kontakte gut tun. Darüber hinaus ist sie finanziell nicht sehr gut gestellt und hat Angst, dass wir viel für sie zahlen müssen. Nun die Frage:
- Wo kann ich mich kompetent beraten lassen? Sind Caritas, Diakonie etc. die richten Ansprechparner oder sollte ich mich an eine örtliche MS-Beratung wenden (wir leben in Bonn).
- Ist ein Pflegheim die einzige Lösung? Welche weiteren Betreuungsformen gibt es vielleicht? Ich habe vieles im Netz gefunen, wo ich mich über eine Heimuntebringung schlau machen kann, aber speziell für MS finde ich da wenig
Danke für’s “Zuhören” und ich freue mich über jeden Hinweis oder Tipp.