Wenn die Realität aber nun gar nicht mal so negativ ist, sollte man auch nicht übertrieben pessimistisch sein.
Bevor nun Ängste wegen SPMS aufkommen.
"Ging man früher davon aus, dass nach 20 Jahren etwa 80 % der RRMS-Patienten eine sekundäre Progression aufwiesen, und bereits 30–50 % innerhalb von 10–15 Jahren, so lehrt die klinische Erfahrung, dass diese Zahlen heute niedriger liegen.
Dies dürfte am frühzeitigen Beginn der verlaufsmodifizierenden Therapien und dem zunehmend rechtzeitigen Einsatz hochwirksamer MS-Arzneimittel liegen. Man geht heute davon aus, dass nach 30 Jahren nur noch etwa zwei Drittel der MS-Patienten zur SPMS konvertieren."
Quelle: Deutsches Ärzteblatt - Multiple Sklerose: Perspektivwechsel mit Folgen
Damit hätte nach 30 Jahren immer noch etwa ein Drittel der RRMS Patienten keine SPMS. Mitgerechnet sind in den zitierten Studien aber auch viele Menschen, die gar keine HET (Hochwirksame Erstlinientherapie) machen, sondern lediglich mit frühen Basistherapien starteten (weil früher zum Teil zu Beginn einer MS teilweise noch überhaupt nicht therapiert, sondern zunächst einfach nur abgewartet wurde, was hinsichtlich späterer SPMS noch schlimmer ist). Basistherapien wirken aber nicht so gut wie HET. Sie lassen anfangs viel mehr entzündliches Geschehen zu, was bei späterer Eskalation auf höherwirksame Medikamente nicht mehr eingeholt werden kann (sehr gut im verlinkten Artikel dargestellt). Würde man daher nur eine Gruppe von Patienten rein mit HET betrachten, wären es nach 30 Jahren wahrscheinlich noch deutlich mehr als “nur” ein Drittel, die keine SPMS bekommen haben.
Der Artikel ist allgemein sehr informativ. Lohnt sich insbesondere für relativ frisch Diagnostizierte.
Das bringt natürlich Menschen nur wenig, die schon lange oder sehr lange MS haben. Das ist bedauerlich und ungerecht, aber so ist nunmal die Situation. Wer relativ “neu dabei ist” und früh hochwirksam behandelt, wie es @Miitchii mit ihrer Anti CD20-Therapie ja tut, hat Grund positiv zu denken.
Aber auch PPMS- und SPMS-Betroffene sollten die Hoffnung nicht aufgeben! Als Stichworte fallen mir da u. a. BTKi ein oder die neuartige Peptid-Therapie, die gerade in der Schweiz entwickelt wird, die über Reprogrammierung des Immunsystems womöglich sogar eine echte Heilung von der MS bewirkt.