Hallo zusammen,
ich möchte gerne meine MS-Geschichte mit euch teilen und freue mich auf einen regen Austausch. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen und Gedanken.
Ich bin männlich und Mitte 30.
Bei mir begann alles vor einem halben Jahr, als ich nach 15 Jahren Cannabiskonsum einen kalten Entzug gemacht habe. In dieser Zeit hatte ich stark mit Schwindel zu kämpfen, aber es wurde kontinuierlich besser. In der achten Woche traten plötzlich leichte Missempfindungen und ein Taubheitsgefühl über der rechten Augenbraue auf.
Meine Hausärztin schickte mich in die Notaufnahme. Dort wurden diverse neurologische Tests durchgeführt, jedoch ohne auffälligen Befund – ich wurde nach Hause geschickt. Eine Woche später folgte ein MRT von Kopf und HWS. Dabei wurden mehrere fleckförmige, teils querovale T2-hyperintense Herdläsionen im supratentoriellen Marklager (peri-/paraventrikulär und auch subkortikal) festgestellt – ohne Hinweis auf Diffusionsrestriktion oder Kontrastmittelaufnahme. Zusätzlich zeigte sich eine „Black Hole“-Läsion im linken Centrum semiovale (hoch frontoparietal) sowie eine kleine, zipflige Einziehung am dorsalen Corpus callosum. Der Radiologe beschrieb die Befunde als Hinweis auf eine ZNS-Erkrankung, vermutlich MS.
Ich stellte mich daraufhin erneut in der neurologischen Ambulanz vor. Die Missempfindungen an der Stirn waren inzwischen verschwunden, und ich hatte keine weiteren neurologischen Ausfälle.
Für den behandelnden Neurologen war das MRT zwar auffällig, aber noch nicht eindeutig typisch für MS. Daher wurde eine Maximaldiagnostik veranlasst: Lumbalpunktion, VEP usw.
Die Untersuchung des Sehnervs war unauffällig, ebenso das Serum aus der Lumbalpunktion. Mir war jedoch bewusst, dass die oligoklonalen Banden entscheidend sein würden – diese waren dann leider positiv.
Bei der Befundbesprechung vor wenigen Tagen machte mir der Neurologe jedoch Mut: Er ordnete mich derzeit noch eher im RIS/KIS-Spektrum ein und meinte, ich „tanze etwas auf der Leitlinie“, da ich bislang keinen eindeutigen Schub hatte. Nun wurde noch ein MRT des Rückenmarks angesetzt, das in etwa 10 Tagen stattfinden wird.
Da die neurologische Ambulanz mich nicht weiter betreuen kann, habe ich kommende Woche einen Termin bei einem niedergelassenen Neurologen und Anfang nächsten Monats einen weiteren in einem MS-Zentrum.
Bisher habe ich keine klaren Symptome – abgesehen von leichtem Schwindel und einem generellen psychischen Durchhänger in dieser Woche, was sicher auch durch die mögliche Diagnose und den Entzug verstärkt wird.
Ich bin sportlich sehr aktiv, spiele eine Mannschaftssportart im Verein, gehe sechsmal pro Woche ins Fitnessstudio und regelmäßig in die Sauna. Trotzdem geht mir das Ganze natürlich nahe. Ich war sehr froh, den Cannabiskonsum hinter mir gelassen zu haben – und jetzt fühlt es sich an, als hätte ich den nächsten “schwarzen Hund” gewonnen. Aber gut – ich bin grundsätzlich eher der Typ „Warum nicht ich?“ statt „Warum ich?“.
Ich hatte als Kind Epilepsie und in meinen Zwanzigern ein Lymphom, das ich gut überstanden habe. Vielleicht bringt mich das auch jetzt wieder durch diese Situation.
Falls hier jemand einen ähnlichen Verlauf hatte oder Gedanken dazu hat, was jetzt auf mich zukommen könnte – ich freue mich sehr über eure Erfahrungen.
Was ich offen ansprechen möchte: Ich rauche leider noch Zigaretten und weiß, dass das insbesondere bei MS-Verläufen sehr ungünstig ist. Ich weiß, ich muss das bald angehen – aber momentan schaffe ich es einfach noch nicht.
Zusätzlich steht bei mir in zwei Monaten ein Wiedereinstieg in einen sehr belastenden Job an. Ich zweifle im Moment, ob das der richtige Zeitpunkt ist oder ob es sich negativ auf die Erkrankung auswirken könnte.
Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und bedanke mich schon jetzt fürs Lesen!
Tom