10.04.2007 - Medizin
Mit Knochenmarkzellen gegen MS
Genetisch veränderte Zellen lindern bei Mäusen die Symptome der Krankheit
Genetisch veränderte Zellen des Knochenmarks könnten in Zukunft die Folgen der Krankheit Multiple Sklerose (MS) heilen. Zu diesem Schluss kommen Bonner Forscher nach Versuchen mit Mäusen. Die Wissenschaftler veränderten Vorläufer bestimmter Zellen genetisch derart, dass sie ein Eiweiß produzierten, das normalerweise von für die Immunabwehr im Nervensystem zuständigen Zellen gebildet wird. In Mäusen mit einer MS-ähnlichen Krankheit bewirkten diese Vorläuferzellen eine deutliche Abschwächung der Krankheitssymptome. Ob die neuen Erkenntnisse auch zur Therapie von MS beim Menschen eingesetzt werden können, ist allerdings noch unklar.
Patienten mit MS leiden an Entzündungen im Gehirn und im Rückenmark – einerseits durch eine direkte Schädigung der Nervenzellen und andererseits, weil die körpereigenen Abwehrzellen die Isolierschicht der Nervenfortsätze angreifen. Um das beschädigte Gewebe reparieren und die Entzündung mindern zu können, müssen die Überreste abgestorbener Nervenzellen entfernt werden. Dafür sind im Zentralnervensystem die so genannten Mikrogliazellen zuständig. Um ihre Arbeit zu verrichten, müssen sie allerdings zuerst über das Eiweiß TREM2, das auf ihrer Oberfläche sitzt, aktiviert werden.
In einer früheren Studie hatten Kazuya Takahashi und seine Mitarbeiter beobachtet, dass auch im Knochenmark gebildete Vorläufer der Mikrogliazellen bei der Beseitigung der Zellüberreste und der Hemmung der Nervenentzündung helfen können. Dazu müssen sie jedoch zuvor genetisch so verändert werden, dass sie TREM2 produzieren. In der neuen Arbeit untersuchten die Forscher nun die Wirkung solcher Vorläuferzellen in Labormäusen, die an einer tierischen Variante der MS litten. Bereits zwei Stunden nachdem die genetisch modifizierten Zellen den Mäusen injiziert worden waren, waren sie im Zentralnervensystem angelangt, stoppten dort die Schädigung der Nervenisolierungen und führten zu einer verstärkten Beseitigung der toten Zellen, beobachteten die Wissenschaftler. Als Folge der Behandlung zeigten die Mäuse deutlich weniger Krankheitssymptome und wiesen auch weniger beschädigte Nervenzellen auf.
TREM2-produzierende Vorläuferzellen aus dem Knochenmark könnten daher einen neuen Ansatz für die Therapie von entzündlichen Nervenkrankheiten bilden, hoffen die Wissenschaftler. Ein Vorteil sei, dass die Zellen dem Knochenmark oder nach einer Vorbehandlung auch dem Blut entnommen werden könnten. Takahashi und sein Team betonen jedoch, dass noch weitere Tests mit Labortieren folgen müssten, bevor Aussagen über die Eignung der Therapie bei Menschen mit MS gemacht werden könnten.
Kazuya Takahashi (Universität Bonn) et al.: PLoS Medicine, Bd. 4, Artikel e124
ddp/wissenschaft.de – Katharina Schöbi
Frage an Radio LupoWahn:
Kann denn eine arme Labormaus tatsächlich MS kriegen?
Im Prinzip schon. Aber warum “kriegen” ?
Jede MauS hat doch chronisch MS.
Vorne ein “M” und hinten ein “S”
und dazwischen tut es ihr weh- “au”!
Einen sonnigen Tag wünscht Lupo