Hallo liebe Leser,
meine Schwester hat MS. Derzeit geht es ihr richtig schlecht. Sie sitzt im Rolli, sieht Doppelbilder, kann die Hände kaum bewegen, Sprache ist verwaschen, braucht Hilfe für alles alltägliche. Ihr Mann und ihr Sohn unterstützen sie und helfen, wo es geht. Unsere Mutter hilft im Haushalt, ich erledige Fahrdienste und einkaufen, teilweise Hilfe bei der Körperpflege und Toilette.
Diese Situation ist so seit ungefähr drei Monaten. Bevor sich einer übernimmt oder zuviel wird, möchte ich andere Familien fragen, wie sie das Problem gelöst haben.
Meine konkreten Fragen:
Fahrdienst zum Arzt, wer macht das? Zivis? Verbände wie Malteser etc.? Zahlt das die Krankenkasse? (Ich mach den Fahrdienst bisher gern, aber komme dadurch immer zu spät zur Arbeit. Chef hat Verständnis - noch. Hänge die fehlende Arbeitszeit hinten an)
Wie kann ich meine Schwester überzeugen, dass es für alle hilfreich ist, wenn eine Pflegekraft ins Haus kommt. (Pflegestufe 2 beantragt)
Bitte nicht falsch verstehen - wir machen das alle gern. Ich habe früher im Pflegedienst gearbeitet und weiss, was auf uns zukommt.
Wer hat Erfahrung und spricht mit mir darüber.
Vielen Dank
Hallo Nicki,
Helfen kann ich dir zwarnicht,aberich bin sowasvon geschockt als ich deinen text hier lese.
darf ich fragen wie lange deine schwester schon ms hat?
wie viele schübe hatte sie?
wie alt ist deine schwester?
lässt sie sich spritzen?
ich frage,weil ich seit 2jahren weiß das ich ms habe,bis jetzt erst nur einen schub der sich gut zurrückbildet hat.Ich lebe normal weiter hab mir seit dem auch keine Gedanken über meine Ms gemacht.ab und zu schaue ich hier rein…mehr tue ich noch nicht,weil es mir recht gut geht…jetzt habe ich aber angst bekommen,als ich deine geschriebene worte lass…
Hallo Nicole,
tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen. Wahrscheinlich habe ich bei noch mehr Lesern unangenehme Gefühle verursacht. Das war wirklich nicht meine Absicht.
Zu deinen Fragen: sie ist 45 Jahre alt, MS diagnostiziert mit 21 Jahren, also seit 24 Jahren. Die Anzahl der Schübe weiss ich nicht genau, aber es waren einige. Anfangs wenige leichte, in den letzten Jahren zunehmend mehr, mit langsam spürbarer Verschlechterung der Beweglichkeit der Beine. Vielleicht beruhigt es dich etwas, dass sie rund 20 Jahre fast unbehelligt von MS gelebt hat, ein gesundes Kind (18 J.) bekommen und bis letztes Jahr Juni ganz normal gearbeitet hat. Probleme hatte sie nur mit dem rechten Bein, das sie im Laufe der Zeit immer mehr nachzog. Als auch das linke Bein in Mitleidenschaft gezogen war, ist sie die letzten Monate im Rollstuhl zur Arbeit, bis es nicht mehr ging. Seit Anfang letzten Jahres führten zwei Schübe stückchenweise zum jetzigen Zustand. An Medikamenten hat sie von Anfang an alles bekommen, was “MS-üblich” ist, war mehrere Male in einer speziellen MS-Klinik, hat einen erfahrenen Neurologen. Derzeit erhält sie (wieder mal) Cortison-Infusionen, die hoffentlich zu einer Besserung führen. Sie ist zuversichtlich, dass es ihr bald wieder besser geht. Eine unverwüstliche Natur und kämpft wie ein Löwe!
Wie schon gesagt, die Situation ist für uns alle nicht leicht.
Ein selbst Betroffener denkt jetzt vielleicht, was kann ich als gesunde Schwester schon viel dazu sagen…
Aber einen geliebten Menschen so kämpfen zu sehen und nichts Wesentliches beitragen zu können, ist schlichtweg gemein und deprimierend und macht unendlich traurig.
Aber wir kriegen das hin.
Jetzt wünsch ich dir erst mal, dass du einfach weiterlebst wie bisher. Und ganz im Sinne meiner Schwester: Bangemachen gilt nicht!
Lieber Gruss
Nicki
Hallo Nicki,
Du kannst sehr wohl etwas dazu beitragen, Deiner Schwester zu helfen, indem Du einfach da bist, ohne Dich selbst aufzugeben. Ich bin selbst betroffen von MS und bin dankbar für jeden Menschen, der es gut mit mir meint. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, dass mir möglichst viel abgenommen wird, sondern einfach das Gefühl zu haben, da sind Menschen, die mich mögen und lieben. Mir hat die MS auch unendlich viel Gutes gebracht, nämlich die Erfahrung im Leid und was daraus gewachsen ist. Bleib einfach Du selbst, Du musst Dich auch nicht schuldig fühlen, weil Du “gesund” bist, freu Dich darüber. Menschen, die MS haben, fühlen sich oft gar nicht so krank. Für mich ist die Messlatte für Gesund- und Krankheit in meinem tiefsten Inneren gelegt und das hat nichts mit Leistung zu tun. Es hat trotzdem gut getan, Deinen Beitrag, Dein Mitgefühl, zu lesen und zu spüren.
Liebe Grüße, Wolfgang
Puh… Vielen Dank für deine Positive Antwort:-)
Hallo Nicole,
es tut mir leid, das es deiner Schwester im Moment so schlecht geht. Ich würde einen ambulanten Pflegedienst kommen lassen. Ihr müßt entscheiden, wie oft ihr den braucht, ob es reicht, wenn er einmal am Tag kommen würde, oder ob zwei mal notwendig ist. Es muß ja auch nicht für imer sein. Es kann ja sein, das es deiner Schwester noch mal besser geht.
Mit dem Fahrdienst frag bei der Krankenkasse nach. Vor ein paar Jahren gab es Berechtigungsscheine, für die man einen bestimmten Geldbetrag bezahlen mußte. Aber ich weiß nicht wie das heute geregelt ist.
Ihr müßt auch an euch denken. Ich glaube, keiner ist davon begeistert von einer fremden Pflegekraft versorgt zu werden, aber es geht auch um euch. Ich bin Altenpflegerin, deshalb habe ich damit wohl nicht so ein Problem. Ruf bei mehren Pflegediensten an. Vergleich die Leistungen.
gruß Heike