Ich habe vor 2 Wochen mal etwas ganz Neues ausprobiert: Ich habe mit meiner Frau eine einwöchige organisierte Individual-Radtour im Burgund gemacht. Meine Frau mit dem E-Bike, ich mit Rollstuhl und Zuggerät (E-Pilot).
Es gibt ja schon seit längerem Radreise-Veranstalter, die fertige individuelle Radtouren anbieten mit genau festgelegter Route, gebuchten Quartieren und vor allem Gepäcktransport von Hotel zu Hotel. Individuell heisst dabei, dass man selbst den Termin völlig frei wählen kann und ganz privat, also nicht in einer Gruppe, unterwegs ist. Der Knackpunkt für uns war dabei der Gepäcktransport, da eine mehrtägige Radtour ansonsten für mich/uns nicht möglich ist, da ich ja auf dem Rollstuhl nicht mehr als einen (Tagesgepäck-)Rucksack mitnehmen kann.
Zunächst war ich skeptisch, ob ein Radreise-Veranstalter überhaupt bereit ist, mich mitzunehmen, da Rollstuhl plus Zuggerät bekanntermaßen etwas Anderes als ein Fahrrad ist, und ich ja zu Fuß nur etwa 200 m sehr langsam mit 2 Walking-Stöcken gehen kann. Nachdem wir telefonisch und per Mail die möglichen technischen Hindernisse ausgelotet hatten (maximal 1 Stockwerk zu Fuß vom Eingang zum Zimmer im jeweiligen Hotel; keine Steigung von mehr als 10 % auf der Strecke, da dies der E-Pilot selbst bei trockenem Wetter und glattem Untergrund nicht schafft), habe ich gemerkt, dass ich beim Veranstalter („Rückenwind Reisen“) auf zunehmend mehr Offenheit, ja geradezu Begeisterung gestoßen bin.
Wir haben dann die Tour gebucht (eigentlicher Veranstalter war das französische Unternehmen „France à vélo“) und sind mit unserem VW Touran mit Fahrrad, Rollstuhl, Zuggerät, Rollkoffer, Reisetasche sowie Tagesgepäck nach Auxerre zum Start- und End-Punkt gefahren. Mit den ausgedruckten Plänen (Kartenausschnitte und beschreibender Text auf Deutsch) sowie den in Komoot eingespielten GPX-Daten (Smartphone mit Halterung an der Lenkstange des Zuggeräts befestigt) hat die Wegfindung bestens geklappt.
Natürlich gab es auch „Klippen“ und Schwierigkeiten zu meistern – und es war sicherlich etwas mutig, die erste Radtour in dieser Form gleich im Ausland und nicht nur in der Ebene zu machen. Aber vor allem war es ein gigantisches Erlebnis, etwas, was ich früher sehr gern gemacht habe und eigentlich für den Rest meines Lebens abgeschrieben hatte, wieder machen zu können. Ich kann und will jedem/r von euch unbedingt raten: geht mit Mut, Offenheit und Kreativität an eure Träume ran. Es geht so viel mehr, als ihr vielleicht denkt. Und ihr werdet auf viele Menschen stoßen, die euch helfen und auch bewundern.
Bevor ich jetzt endlos erzähle, warte ich auf Fragen von euch – die ich gern gezielt beantworte.
Michael