Eine neue Wirkstoffklasse gegen Multiple Sklerose (MS) ist in Deutschland auf den Markt gekommen. Bei Tysabri® (Wirkstoff Natalizumab) handelt es sich um einen gentechnisch hergestellten Antikörper, der Immunzellen daran hindert, sich an die Wand der Blutgefäße zu heften.
07.07.06 - Damit könnten diese nicht mehr so gut aus dem Blut ins Gehirn und ins Rückenmark wandern und dort die Umhüllung der Neuronen angreifen, erklärte Prof. Fedor Heidenreich, Chefarzt der Neurologischen Klinik Henriettenstiftung Hannover. Das Medikament verzögere und bremse den Verlauf der neurologischen Erkrankung.
Die Pharmafirmen Biogen Idec und Elan hatten Ende Juni von der Europäischen Kommission die Zulassung für Tysabri erhalten. In Deutschland ist die Substanz nach Firmenangaben seit Anfang Juli auf dem Markt. Den Angaben zufolge ist Tysabri für Patienten geeignet, die trotz Behandlung mit Beta- Interferonen unter einer „hohen Krankheitsaktivität“ leiden oder bei denen MS in Schüben rasch voranschreitet.
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte das Tysabri kürzlich wieder zugelassen. Die Hersteller hatten im Februar 2005 den Vertrieb gestoppt, nachdem zwei mit dem Mittel behandelte Patienten an einer seltenen Infektion des Nervensystems gestorben waren. Sie waren mit Tysabri, kombiniert mit anderen Medikamenten, behandelt worden.
Die Europäische Kommission ließ nun die Behandlung von MS-Patienten ausschließlich mit Tysabri in einer Monotherapie zu.
Welchen Stellenwert Tysabri in der Zukunft haben wird, ist nach Ansicht von Prof. Peter Rieckmann, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, schwer zu sagen. „Es ist eine gute Alternative, wenn Beta-Interferone nicht mehr ausreichend wirksam sind und bevor man eine Chemotherapie einsetzt“, sagte Rieckmann, der leitender Oberarzt an der Uniklinik Würzburg ist. Es müsse noch abgewartet werden, welche Langzeitwirkung das Medikament habe. Das lasse sich erst in einigen Jahren beurteilen.
gruß Andy