Spenden und Helfen

Empörung über Ende der Unabhängigen Patientenberatung (UPD)

Fachleute fürchten, dass die unabhängige Unterstützung für ratsuchende Patienten auf der Strecke bleibt. Das betrifft dann auch Menschen mit Multipler Sklerose.

Auf allgemeines Unverständnis ist die Entscheidung des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) und des Patientenbeauftragten der Bundesregierung gestoßen, die Aufgaben der Unabhängige Patientenberatung (UPD) künftig an die Firma Sanvartis zu übertragen, einer Firma, die in der Vergangenheit eng mit den Krankenkassen zusammengearbeitet hat. Die Unabhängigkeit der Beratung darf hier angezweifelt werden.

Gerade wegen ihrer Unabhängigkeit und der Stärkung der Patientenrechte wurde die UPD in der Vergangenheit auch von Patientenorganisationen wie der AMSEL sehr geschätzt. AMSEL und DMSG unterstützen deshalb auch die Proteste gegen diesen Beschluss. Der Sozialverband VdK, die Verbraucherzentrale und der Verbund unabhängige Patientenberatung e.V. haben sich in einer gemeinsamen Presseerklärung gegen die Schließung der UPD ausgesprochen.

Unabhängige Patientenberatung vor dem Aus

Der bisherige Verbund der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland soll nicht über das Jahresende 2015 hinaus finanziert werden. 21 Beratungsstellen stehen damit vor dem Aus. GKV-Spitzenverband und der Patientenbeauftragte der Bundesregierung beabsichtigen gegen den Protest aus dem wissenschaftlichen Beirat zur UPD, zahlreicher Politiker und weiterer gesellschaftlicher Kreise die unabhängige Patientenberatung an die Sanvartis GmbH zu vergeben. Die Gesellschafter der UPD gGmbH befürchten, dass die hohe Qualität und die unabhängige Unterstützung für ratsuchende Patientinnen und Patienten auf der Strecke bleiben.

"Dass die bestehende Unabhängige Patientenberatung Deutschland aufgelöst wird, ist nicht nachvollziehbar. Die Beratung in gemeinsamer Trägerschaft von Sozialverband VdK, Verbraucherzentrale Bundesverband und Verbund unabhängige Patientenberatung hat sich als eine bewährte und gut funktionierende Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten bewiesen", so Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland.

Neutrale Beratung oder kassennahes Call-Center ?

"Einen negativen Beigeschmack hat diese Entscheidung auch vor dem Hintergrund, dass künftig ein privatwirtschaftliches gewinnorientiertes Unternehmen und bisheriger Dienstleister für verschiedene Krankenkassen Patientenberatung anbieten darf. Das Wort unabhängig ist nicht mehr angebracht", so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

Erfahrene Beraterinnen und Berater verlieren nun ihren Job. Neues Personal muss vom neuen Träger aufgebaut werden. "Dies geht auf Kosten der Beratungsqualität", sagt Günter Hölling, Vorstand des Verbunds unabhängige Patientenberatung. Die Ratsuchenden und die wissenschaftliche Begleitung der bisherigen Patientenberatung seien sehr zufrieden mit der hohen Qualität der Beratung und Empathie der Berater. Der wissenschaftliche Beirate des Paritätischen fürchtet, hier könne statt neutraler Beratung ein "kassennahes Call-Center" entstehen.

Seit Jahren fordern Politik und Patientenorganisationen eine Stärkung der Patienten im Gesundheitswesen. Patienten sollen auf Augenhöhe mit ihren Ärzten kommunizieren, ihre Rechte kennen und gegebenenfalls auch durchsetzen können. Wenn dies weiter gelten soll, muss die unabhängige Patientenberatung aus Sicht der Ratsuchenden vertrauenswürdig sein: Unabhängige Patientenberatung sollte in die Hände von anerkannten unabhängigen Patientenberatungsorganisationen gehören.

UPD wichtig auch für Menschen mit Multipler Sklerose

Gerade Menschen mit chronischen Krankheiten profitieren von der unabhängigen Patientenberatung, denn wer chronisch krank ist, bei dem steigt nicht nur der Behandlungs- sondern auch der Beratungsbedarf. Chronisch Kranke kommen eher oder auch häufiger in die Situation, sich umfassend über ihre Rechte als Patienten informieren zu müssen, etwa wenn es um Fragen der Reha geht oder Zweitmeinungen oder Generika - AMSEL.DE hatte über die Gründung der UPD und ihre Aufgaben berichtet.

Auch Menschen mit Multipler Sklerose nutzen die Einrichtung der UPD. In Deutschland sind derzeit an 21 Orten Unabhängige Patientenberatungen eingerichtet. Die Berater beraten unabhängig, neutral und kostenfrei vor Ort, per Telefon und auch online. Ab 2016 soll es die UPD in dieser Form nicht mehr geben.

Noch gibt es die UPD:

www.patientenberatung.de

Sie berät in Punkto Patientenrechte zum Beispiel zu folgenden Themen:

  • Leistungen der Krankenkassen
  • Konflikte mit Ärzten oder Kassen
  • Vorgehen bei vermutlichen Behandlungsfehlern
  • Untersuchungen und Behandlungen
  • Leben und Alltag mit einer Krankheit
  • Arznei-, Heil- und Hilfsmittel
  • Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung

Quelle: Pressemitteilung von Sozialverband VdK Deutschland e.V., Verbraucherzentrale
Bundesverband e.V. und Verbund unabhängige Patientenberatung e.V.
(Gesellschafter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland – UPD gGmbH)

Redaktion: AMSEL e.V., 20.07.2015