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Update zu Evobrutinib (BTKi)

Trotz einer teilweisen Aussetzung der klinischen Prüfung von Evobrutunib werden die Studien zu dem BTK-Inhibitor weiter fortgesetzt, wie der Hersteller mitteile.

Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren, kurz BTKi, werden derzeit weltweit von mehreren Pharmafirmen für ihren Einsatz gegen Multiple Sklerose getestet. Einige der Studien (jedoch nicht die zu Evobrutinib) testen die BTKi auch gegen progrediente Verlaufsformen der MS.

Die Wirkstoffklasse der BTKi könnte aus zwei Gründen gegenüber anderen Wirkstoffen wie zum Beispiel Ocrelizumab Vorteile haben: Zum einen hemmen sie B-Zellen nur selektiv und eliminieren sie nicht aus dem Blut, gelten daher als weniger radikaler Ansatz, zum anderen gelangen sie durch die Blut-Hirn-Schranke ins Zentralnervensystem, also genau dorthin, wo die Multiple Sklerose aktiv ist (s. hierzu auch das Video MS-Docblog – Details zur neuen Wirkstoffklasse der BTKi).

BTKi-Studie läuft weiter

Einen kleinen Rückschlag haben nun die Studienaktivitäten zu Evobrutinib erfahren, wie der Hersteller Merck mitteilte: Nachdem bei zwei Patienten einer Phase 3-Studie erhöhte Leberwerte, die auf eine Leberschädigung hindeuten, aufgetreten sind, die einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Wirkstoff haben könnten, hat die Arzneimittelaufsicht der USA (FDA) eine teilweise Aussetzung der klinischen Prüfung angeordnet. Dies betrifft jedoch nur neue Probanden und hat keine Auswirkung auf die Studie. Bei beiden betroffenen Patienten waren keine Symptome aufgetreten und die Leberwerte haben sich nach Absetzen des Wirkstoffs wieder normalisiert.

Nun prüfen der Hersteller und zuständige offizielle Komitees, ob ein Zusammenhang zwischen Wirkstoff und Auswirkung auf die Leber besteht und, ob die betroffenen Patienten eventuell vorbelastet waren.

Regelmäßige Prüfung der Leberwerte?

Einer möglichen Zulassung von Evobrutinib (zweimal täglich als Tablette bzw. Kapsel einzunehmen) steht nach bisherigem Stand durch diese Vorfälle nichts im Wege. Möglich scheint allerdings, dass bestimmte Lebererkrankungen und Leberwerte vor Beginn einer Therapie mit Evobrutinib geprüft werden müssen und dass regelmäßige Prüfungen der Leberwerte auch während der Therapie erhoben werden müssen.

Inwiefern auch andere BTKi zu Leberschädigung können, steht derzeit nicht fest.

Neue Daten zur laufenden Phase-3-Studie mit Evobrutinib werden voraussichtlich im 4. Quartal 2023 ausgelesen, so der Hersteller. Wie schnell diese Daten dann bearbeitet sind und wann sie veröffentlicht werden, ist noch offen. Nach aktuellem Stand sollen die letzten beiden Phase-3-Studien zu Evobrutinib im Juni 2026 abgeschlossen sein. Zugelassen werden könnte es frühestens 2025.

Quelle: Veröffentlichung auf clinicaltrials.gov, abgerufen am 20.04.2023; Pressemitteilung von Merck, 12.04.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.04.2023