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Nebenwirkungen von MS-Therapien: Ocrelizumab

In seiner Nebenwirkungsreihe geht Professor Mathias Mäurer auf Nebenwirkungen von MS-Medikamenten ein. Heute: Ocrelizumab.

Ocrelizumab gehört zu den häufig verschriebenen MS-Medikamenten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sehr stark wirkt. Wo eine Wirkung ist, ist häufig auch eine Nebenwirkung. Das ist auch bei Ocrelizumab der Fall.

Nebenwirkungen der Infusion

Ocrelizumab, Handelsname Ocrevus, wird als halbjährliche Infusion „eingenommen“. Am Infusionstag selbst oder direkt danach kann es zu infusionsbedingten Nebenwirkungen kommen. Darum geben behandelnde Ärzte prophylaktisch zur Infusion Fieber senkende Mittel, Antihistaminika und Cortison. Diese helfen, infusionsbedingte Nebenwirkungen wie Probleme mit der Haut, dem Kreislauf oder Atemproblemen entgegenzuwirken.

Nebenwirkungen während der Therapie: erhöhte Infektgefahr

Patientinnen und Patienten unter Ocrelizumab können, müssen nicht, mehr Infekte, darunter auch schwere Verläufe von Infekten entwickeln. Dies zeigte sich unter anderem während der Pandemie. Mit gezielten Impfungen lässt sich zumindest einigen potenziellen Infektionsgefahren entgegenwirken, etwa Grippe, Covid-19, Pneumokokken oder auch Varicella-Zoster-Virus (Gürtelrose).

Auf jeden Fall sollten regelmäßige Kontrollen eingehalten werden. Die Ursache für die erhöhte Infektgefahr liegt an den absichtlich depletierten (also abgetöteten) B-Zellen unter Ocrelizumab. In dieser Folge kann es zu zu niedrigen Immunglobulin-Werten kommen, aber auch zu niedrigen Lymphozyten-Werten oder gesunkenen neutrophilen Granulozyten oder Neutrophilen. Letzteres kann zu einer Neutropenie führen. Da eine schwere Neutropenie das Risiko für potenziell tödliche Infektionen stark erhöht, sollten diese Werte im Auge behalten werden.

Krebsrisiko hat sich nicht bestätigt

Die gute Nachricht ist, dass sich ein zunächst befürchtetes erhöhtes Krebsrisiko nicht bestätigt hat. Das war nach Auswertung von Studiendaten aus ORATORIO zunächst befürchtet worden, hat sich danach jedoch nicht bestätigt. Liegt jedoch schon eine Krebserkrankung vor, dann muss die Behandlung mit Ocrelizumab sehr genau abgewogen werden.

Eine PML, wie sie unter Natalizumab relativ häufig vorkommen kann, konnte man bei Ocrelizumab nicht beobachten. Die wenigen Fälle von PML, die unter Ocrelizumab auftraten, waren meist auf eine vorherige Behandlung mit Natalizumab zurückzuführen. Ein sogenannter Carry-Over-Effekt, also eine vom zuvor eingenommenen Medikament "mitgebrachte" Nebenwirkung.

Grundsätzlich gilt, nachdem Ocrelizumab erst seit ein paar Jahren in der Breite angewendet wird, dass sich auch noch weitere Erkenntnisse zum Nebenwirkungsspektrum ergeben könnten.

Quelle: MS-DocBlog, 26.05.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 26.05.2023