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Multiple-Sklerose-Wirkstoff gegen Chemoschmerzen

US-amerikanische Wissenschaftler sehen weiteren Nutzen von Fingolimod.

Immer wieder werden Wirkstoffe bekannt, die bereits gegen andere Krankheiten zugelassen sind, zudem aber auch gegen Multiple Sklerose helfen. Jüngstes Beispiel dafür: Dimethylfumarat (Fumarsäure), das nach jahrelangem Einsatz gegen Schuppenflechte nun auch gegen MS zugelassen ist. Und ein recht altes Beispiel: Mitoxantron, das zuerst gegen Krebs im Einsatz war und inzwischen schon über 10 Jahre gegen MS zugelassen ist - sowohl gegen die (hoch-) aktive schubförmige Verlaufsform sowie bei sekundär progressivem Verlauf.

Doch es geht auch anders herum, wie die Studie der Saint Louis University nun zeigte: Fingolimod (Handelsname Gilenya) scheint demnach die Nebenwirkungen bestimmter Chemotherapien einzudämmen.

Fingolimod senkt Nervenschmerzen

Bei Paclitaxel, einer starken Chemotherapie, die unter anderem bei Eierstock- und Lungenkrebs eingesetzt wird, kommt es, wie auch bei anderen Chemotherapien der Taxane-Gruppe, in 30-90 % der Fälle zu peripheren Neuropathien, also starken Nervenschmerzen im peripheren Nervensystem (den Nerven außerhalb von Rückenmark und Gehirn).

Diese Schmerzen senken nicht nur die Lebensqualität der Krebspatienten deutlich, sie führen mitunter sogar zum Abbruch der Therapie. Wie die Forscher aus St. Louis herausfanden, entstehen die Schmerzen über den Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Mechanismus: Ist der Rezeptor aktiviert, kommt es zu diesen Nervenschmerzen.

Freude: Mittel schon zugelassen

Fingolimod wiederum hemmt genau diesen molekularen Mechanismus. Das MS-Mittel könnte also auch vielen Krebspatienten das Leben erleichtern, und manchem womöglich das Leben retten, der ohne Fingolimod die Chemotherapie aufgeben müsste.

Die Krebsforscher freuen sich, dass der Wirkstoff bereits zugelassen ist - ähnlich wie sich MS-Forscher freuen, wenn ein gegen eine andere Krankheit zugelassener Wirkstoff auch die Multiple Sklerose behandeln hilft. Der Grund ist ganz einfach die Chance auf eine schnellere Zulassung, das Nebenwirkungen und Langzeitnebenwirkungen bereits bekannt sind.

Quelle: Meldung der St. Louis University: SLU Researchers See Possible Answer to Chemo Pain in a Multiple Sclerosis Drug, 23.06.2014; The Journal of Biological Chemistry: The Development and Maintenance of Paclitaxel-Induced Neuropathic Pain Requires Activation of the Sphingosine 1-Phosphate Receptor Subtype 1 , 29.05.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 27.06.2014