Spenden und Helfen

Multiple Sklerose macht kleine Aufgaben schwer

Das zeigt Ergebnis einer Vergleichsstudie mit der funktionellen Nahinfrarotspektroskopie. Die Gehirne MS-Betroffener leisteten bereits bei leichten Aufgaben "volle Kraft".

Das Arbeitsgedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit können bei MS-Erkrankten eingeschränkt sein. Man spricht von den kognitiven Fähigkeiten. Dies anhand von kognitiven Tests zu messen und mit den Ergebnissen von Kontrollgruppen Gesunder zu vergleichen, ist ein alter Hut. Damit hat man das Symptom und den Grad seiner Auswirkung bestimmt.

Warum das möglicherweise so ist und wo im Gehirn sich was abspielt - das gelingt nur mit bildgebenden Verfahren. Oft kommt bei Multipler Sklerose das funktionelle MRT (fMRT) zum Einsatz. Die Wissenschaftler der vorliegenden kleinen Studie haben erstmals MS-Betroffene und gesunde Probanden mit der funktionellen Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) untersucht.

Nahinfrarotspektroskopie

  • wird seit 30 Jahren in der Medizin eingesetzt
  • Messungen sind schmerzlos und in den verwendeten Intensitäten harmlos
  • Analyse von tieferen Gewebeschichten ermöglich
  • als bildgebendes Verfahren zur Messung der Aktivität des Gehirns oder zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes, Blutvolumens und Blutflusses von verschiedenen Geweben wie z. B. Gehirn, Muskeln oder Brust
  • roter Blutfarbstoff Hämoglobin, Hauptsauerstofftransporteur im Körper, ändert seine Farbe mit dem Sauerstoffgehalt > anhand der Lichtdurchlässigkeit des Gewebes (je mehr Blut im Gewebe, desto weniger Licht) wird die Hämoglobin- bzw. Blutkonzentration bestimmt, anhand der Farbe der Sauerstoffgehalt

13 MS-Patienten und 12 gesunde Probanden absolvierten kognitive Tests mit Schwierigkeitsgrad 1 bis 4 und zurück. Dabei trugen alle Probanden eine Kappe mit 30 optischen Sensoren, um den Sauerstoffgehalt in bestimmten Hirnregionen während der Übungen zu messen.

Leichte Aufgaben als schwer erfahren

Die gemessene Leistung der Testergebnisse entsprach bisherigen Untersuchungen aus dem fMRT: Erwartungsgemäß schloss die gesunde Gruppe besser ab, doch das war nicht das Ziel der Studie. Interessant ist dabei, dass der Sauerstoffgehalt in bestimmten Gehirnregionen (dem linken oberen Frontallappen) bei den MS-Betroffenen schon bei leichten Aufgaben sehr hoch war, bei schwierigeren Leveln sogar etwas abnahm, im Unterschied zur Kontrollgruppe. Hier steigerte sich der gemessene Sauerstoffgehalt mit der Schwierigkeit der Aufgaben. MS-Betroffene erfahren also leichte Aufgaben als schwer. Das werden viele Betroffene längst so empfunden haben. Nun kann man es auch per Bildgebung zeigen.

Welche möglichen Rückschlüsse daraus zu ziehen sind und inwiefern die Ergebnisse auch eine Fatigue widerspiegeln, lässt sich noch nicht sagen. Die Studie kann wegen der kleinen Probandenzahl nicht als repräsentativ gewertet werden. Wohl aber scheint die funktionelle Infrarotspektroskopie ein ergänzendes Verfahren zum funktionellen MRT zu sein, das bei Multipler Sklerose künftig häufiger zum Einsatz kommen könnte.

Quelle: Brain Imaging and Behaviour, 11.06.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 03.09.2014