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MS-Docblog-Video: BTKi - was sie können und für wen

Video-Schnappschuss zum MS-Docblog-Video: BTKi bei MS

Mit den Bruton-Tyrosinkinase-Hemmern wartet eine ganz neue Wirkstoffklasse in der Pipeline, auch für die progrediente MS. Was man darüber schon weiß, fasst Prof. Mathias Mäurer in diesem Video zusammen.

Man wird sich noch etwas gedulden müssen, bis Ergebnisse von Phase-3-Studien vorliegen: Doch schon heute gelten die BTKi, kurz für Bruton-Tyrosinkinase-Hemmer, als hoffnungsvoller Ansatz für die Therapie der Multiplen Sklerose. Etliche Studien dazu laufen, einige davon bereits in Phase 3.

Erste Phase-3-Ergebnisse werden für 2025 erwartet, eine mögliche Zulassung 2025 oder 2026, allerdings handelt es sich dabei zunächst um Studien mit Patienten im schubförmigen Verlauf. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Fortschritt bei schubförmigen Verläufen in aller Regel schneller zu beurteilen ist als bei progredienten Verläufen.

BTKi-Hemmer bei progredienter MS

Allerdings sind auch einige Studien mit BTKi-Hemmern bei progredienter MS, sowohl der primär als auch der sekundär progredienten MS, am Laufen. Besonders interessant findet Professor Mathias Mäurer eine Studie, die BTKi speziell bei Patienten mit nicht aktiver sekundär-progredienter MS untersucht, genau jene Patienten also, für die es bis heute keine verlaufsmodifizierende Behandlung gibt. Außerdem sehr spannend: eine Studie, die ein "Brutinib" bei primär-progredienter MS (PPMS) untersucht, und zwar im Vergleich mit Ocrelizumab. Hier könnte sich im direkten Vergleich zeigen, ob dieses BTKi (Fenebrutinib) stärker wirkt bei PPMS als Ocrelizumab, welches ja bereits bei PPMS zugelassen ist, in seinem Wirkungsgrad jedoch eher auf dem Niveau der Interferone (Wirkungsgrad 1) bei schubförmiger MS steht.

Im Unterschied zu B-Zell-Depletierern (Ocrelizumab und Ofatumumab), welche B-Zellen zerstören, hemmen BTKi lediglich deren Funktion und sind kleiner und damit auch leichter herzustellen als monoklonale Antikörper. Außerdem dringen sie bis ins ZNS vor und können direkt vor Ort wirken. Außerdem beeinflussen BTKi die Mikrogliazellen, die bei der Demyelinisierung eine Rolle spielen. Das macht sie so interessant, gerade auch bei der Therapie der progredienten MS.

BTKi speziell für Multiple Sklerose

Die aktuell getesteten Substanzen, die bei MS getestet werden, hemmen sehr viel gezielter als (früher) bei B-Zell-Lymphomen eingesetzte Wirkstoffe. Für Evobrutinib und Tolebrutinib gibt es bereits Phase-2-Ergebnisse, und beide Wirkstoffe haben sich sehr positiv auf die MRT-Ergebnisse im schubförmigen Verlauf ausgewirkt, bei (bisher) relativ gutem Nebenwirkungsprofil (zwei Fälle von schlechten Leberwerten müssen noch genau untersucht werden). Ob sich BTKi auch klinisch durchsetzen werden, kann nach Phase-2 allerdings noch nicht gesagt werden.

Für Interessierte Patienten hat Prof. Mäurer noch den Tipp, sich über seinen Neurologen zu erkundigen, wo eventuell noch Studienteilnehmer gesucht werden. An seiner Klinik sind keine Studienplätze mehr frei. Nachschauen, wo noch rekrutiert wird, kann jeder auf Clinical Trials. Dort einfach das Gewünschte in die Suchmaske, eingeben, Filter anklicken, hier zum Beispiel: die Indikation "multipe sclerosis", "Studienort "Germany" und Status "Recruiting". In der Spalte Interventions nach "-brutinib" schauen, anklicken und ganz unten die Studienzentren einsehen. Wahlweise kann man auch seinen Ort und einen Umkreis angeben. Unter dem Link der jeweiligen Studie erfährt man auch alles über Ein- und Ausschlusskriterien. Passt alles, kann man sich an das jeweilige Studiencenter, das noch rekrutiert, wenden.

Übrigens hatte amsel.de erst kürzlich berichtet über BTKi, und zwar im Rahmen der Berichterstattung zum AMSEL-Symposium Multiple Sklerose 2022.

Quelle: MS-Docblog, 09.10.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.10.2022