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MS-Therapie: Frauen und Männer gleich behandelt

Multiple Sklerose trifft häufiger Frauen als Männer. Frauen haben mehr Schübe, während bei Männern die Behinderung schneller voranschreitet. Die gute Nachricht: Auf den Zugang zur Therapie hat das Geschlecht KEINEN Einfluss.

Rund doppelt so viele Frauen wie Männer erhalten die Diagnose MS. Je nach Statistik kommen auf einen MS-erkrankten Mann zwei Frauen (Verhältnis 1:2; zwei Drittel der Erkrankten sind Frauen) oder auf einen erkrankten Mann drei Frauen (1:3; Dreiviertel der Erkrankten sind Frauen). Das könnte sich auf die Behandlung der Geschlechter auswirken. Tut es jedoch nicht, wie eine große retrospektive Studie über bis zu acht Jahre in Deutschland nun gezeigt hat.

Gleichbehandlung bei MS-Therapie

Frauen und Männer mit Multipler Sklerose werden gleich gut therapiert. Das zeigte eine deutschlandweite Analyse der NationMS-Kohortenstudie. Untersucht wurden hier 1.268 Patientinnen und Patienten über einen Zeitraum von bis zu 8 Jahren. Interessiert waren die Forscherinnen und Forscher daran, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen bezüglich

  • MS-Charakteristika,
  • Akut- oder Langzeittherapie und, ob es
  • Assoziationen zwischen diesen Faktoren gibt.

Das Team um Dr. Barbara Gisevius konnte keine signifikanten Unterschiede bei der Behandlung finden. Weder bei der klinischen Manifestation noch bei der Akutbehandlung des ersten Schubes, bei der initialen Immuntherapie oder dem Erreichen einer moderaten Behinderung zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede.

Je jünger, desto effektiver die Behandlung

In der Kohorte betrug das Verhältnis erkrankter Frauen zu Männern 2,4:1. In beiden Gruppen zeigte sich der erste Schub zumeist mit nur einem Symptom (in einem Viertel der Fälle mit mehr als einem Symptom). Das Alter hingegen hatte teils einen Einfluss auf die Behandlung. Von Anfang an hocheffektiv behandelt wurden vor allem jüngere Patienten mit einem höheren EDSS-Wert.

Es ist beispielsweise bekannt, dass Frauen nach einem Herzinfarkt weniger schnell in Behandlung kommen als Männer, was unter anderem mit weniger deutlichen Warnzeichen bei Frauen zusammenhängt, aber auch mit der Tatsache, dass Frauen weniger oft Herzinfarkte erleiden als Männer. Bei MS könnte man sich aufgrund der Geschlechterverteilung für diese Diagnose auch eine unterschiedliche Therapie vorstellen. Bei der untersuchten Kohorte war dies jedoch nicht der Fall.

Quelle: DGN Kongress Abstracts 2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 18.12.2023