Hallo,

ich hätte gerne mal gewusst ob es euch genauso geht wie mir. Ihr habt einen Schub, bekommt deshalb ein paar Tage Cortison. Gibt euch der Arzt einen Ausschleichplan mit Tabletten oder hört er z. B. nach 3 Tagen Infusion auf und lässt euch dann so gehen?
Wenn ihr keinen Aussleichplan bekommt, habt ihr dann auch Schmerzen am ganzen Körper, die sich anfühlen wie blaue Flecken? Im Beipackzettel wird das ganze als Muskelschmerzen beschrieben. Wie geht es euch während/nach einer solchen Therapie?

Danke für eure Antworten

lg Luisa

Hallo Luisa,
da ich SPMS bin bekomm ich Corti 4x1000mgx5.
In den ersten drei Tagen steigert sich der Kopfschmerz, weil meine Leukos durch die Decke gehen. Was dagegen mir hilft viel Ruhe, Ingwer-Wasser und 1-2 Schalen frische Himbeeren (enthalten Kopfschmerzstillende Stoffe). Gegen Kopfschmerzen nehm ich lieber Zäpfchen wg dem Magen ;)). Daß ich in dieser Wo net so toll schlafe so what, warum drüber aufregen? Nächste Wo normalisiert sich das wieder…
Hab keinen Ausschleichplan und leide dann unter Entzug. Pulp-Fiction-Laune, jeder der nicht meiner Meinung ist sollte mich meiden. Nach 2-3 Tagen vorbei.
Nach der Therapie sind Di. Nervenenden direkt unter der Haut hin zum Kopf empfindlich, auch das geht einfach vorbei. Ich weiß woher es kommt, darüber aufregen lohnt nicht. Klar widerspricht es dem inneren Perfektionismus, der dann einfach Sendepause…
Ich weiß wie es abläuft, also stell ich mich drauf ein. Gestern war auch ein Tag außer der Reihe, ich hatte das heulende Elend wg anderer Faktoren, heute scheint die Sonne, aber ich war bisher einfach zu faul um rauszugehen. Nachher dann :))
Corti ist sicher einige Tage heftig aber es gibt Schlimmeres. Mit ein bisschen Arbeit gegen den inneren Perfektionismus kann man ganz gut leben. Der Körper muß was heftiges verarbeiten, geben wir ihm die Zeit dazu.
Letzte Wo hab ich einen genialen Spruch gehört: was Du morgen kannst besorgen, das verschiebe nicht auf heute. So agiere ich nicht immer aber wenn Corti angesagt ist haben mein Körper und ich Vorfahrt, wenn es mir wieder besser geht haben auch die anderen was davon.
Nicht immer nur die haben etwas zu ertragen, es kommt immer darauf an, was man daraus macht…
Idefix

Danke für deine Antwort, Idefix.
Klar gibts schlimmeres als die Zeit der Cortisongabe. Ich freu mich ja, dass es das gibt, so hab ichd die Aussicht auf Besserung. Aber ich musste oft darum kämpfen, nach 3-5 mal 1000mg cortison eine Ausschleichtherapie zu bekommen. Ich habe nie verstanden warum. Wenn ich sogar die Cort. Tbl ein paar Stunden zu spät am Tag nehme, beginnen die Schmerzen. Also so 10 - 14 Tg. nehm ich schon, bis sich alles normalisiert hat. Ich bekam kurz nach der Diagnose vor ca. 11 Jahren die hochdosierte Infusion und der Arzt hat mich dann so gehen lassen. Ich vertrug noch nicht einmal eine Umarmung oder nur eine kleine Berührung am Arm oder so, hat sich angefühlt wie mehr als ein blauer Fleck. Ob am Nacken oder sonst wo, überall war es für einige Tage wirklich sehr schmerzhaft. Darum interessiert es mich wie es anderen geht. Aber wenn es sogar im Beipackzettel steht, müssen es bestimmt mehrere Leute es so empfinden. Aber klar, jeder empfindet es anders. Schlechte Laune oder sowas habe ich z. B. gar nicht. Nicht einmal Schlafstörung. Früher schon, da habe ich z. B. nachts die Wohnung geputzt. Aber heute nicht mehr. Jetzt kann ich ganz gut schlafen.

Also, liebe Grüße

Hallo Luisa,

ich habe SPMS, und wenn ich mich ein paar Tage lang viiiel schlechter als sonst fühle (aber nur dann!!!), gönne ich mir einen Cortisonstoß. Da ich nicht mehr mobil bin, nehme ich dafür Tabletten. Für Infusionen müsste ich früh aufstehen und ein Taxi nehmen, und das wäre stressig, umständlich und teuer.

Außerdem könnte ich das Cortison dann frühestens am Vormittag bekommen, und das ist mir zu spät, dann kann ich abends nicht schlafen. Die körpereigene Cortisolproduktion erreicht frühmorgens ihren Höhepunkt, und Cortison sollte entsprechend diesem zirkadianen Rhythmus eingenommen werden.

Prednisolon und Methylprednisolon vertrage ich nicht, ich bekomme davon Herzrasen, -rhythmusstörungen, Gliederschmerzen, Lähmungen und Verstopfung. Daher kommen Decortin H und Urbason für mich nicht in Frage. Das musste ich meinem Neuro erst vermitteln, vorher hat er nach Schema MSTKG behandelt, und basta.

Die meisten Neurologen sind keine Spezialisten für Glucocorticoide. Bei einem Allergologen oder Rheumatologen ist man da an einer besseren Adresse. Ich bin seit 40 Jahren Allergikerin und habe schon Cortison verschrieben bekommen, als mein Neuro noch den Laufstall unsicher machte. Deswegen kann er bei mir nicht überzeugend den “Übervater in Weiß” geben, in der Rolle würde er durchfallen (und diesen Arzttyp habe ich eh gefressen). Er ist aber weiterbildungswillig und hat sich inzwischen mit den unterschiedlichen (Neben)Wirkungen der verschiedenen Cortisonsorten auseinander gesetzt, nachdem ich ihm einige Literaturhinweise aufgeschrieben habe.

Darum überlässt er es mir, wie und womit ich einen Cortisonstoß mache. Ein guter Arzt kann auch mal zugestehen, dass der Patient seinen Körper besser kennt als er. Ich habe ihm nur versprechen müssen, dass ich ihm Bescheid sage, wenn ich etwas davon nehme.

Ich nehme für einen Cortisonstoß Dexamethason-Tabletten, die ich zuerst nur vom Hausarzt verschrieben bekommen habe, aber inzwischen auch vom Neuro. Das gibt es als Fortecortin® von Merck, aber auch in einigen Generika, da der Stoff schon seit ca. 50 Jahren auf dem Markt ist. Die Generika sind allerdings ebenso teuer wie das Original.

Ich beginne den Cortisonstoß mit 24 mg Dexamethason an den ersten drei Tagen, dann gehe ich runter auf 16 mg, und am fünften auf 8 mg. Ausgeschlichen wird nicht, das ist bei Dexamethason wegen seiner langen Halbwertszeit von ca. 36 Stunden auch nicht nötig.

Wenn ich mich sehr mies fühle, nehme ich am vierten und fünften Tag 16 mg, am sechsten und siebten 8 mg. Aber auch dann beläuft sich die Gesamtdosis bei einem Dexamethasonstoß bei mir auf maximal 120 mg, was ca. 900 mg Prednisolon äquivalent ist. Grundsätzlich nehme ich es nie länger als 7 Tage, um die körpereigene Cortisolproduktion nicht durcheinander zu bringen, und um Langzeitschäden (Osteoporose, Star …) so gering wie möglich zu halten.

Da Cortisone die Magensäureproduktion steigern, egal, ob man Tabletten nimmt, Injektionen oder Infusionen, muss man diese wieder drosseln, um nicht mit der Zeit ein Cortison-Magengeschwür zu bekommen. Dafür nehme ich Omeprazol. Wenn man zu Thrombosen neigt, kann man sich auch noch Heparinspritzen verschreiben lassen (spritzt man subkutan in den Bauchspeck). Ab und zu den Augeninnendruck bestimmen zu lassen, und bei Älteren vielleicht die Knochendichte, ist auch kein Fehler.

Während der Therapie geht es mir spätestens nach 2 Tagen super, da könnte ich Bäume ausreißen. Ich nutze diese Zeit, um ein bisschen zu trainieren, z.B. Treppensteigen. Es tut gut, wenn man ab und zu feststellt, dass das noch geht. Unter Dexamethason könnte ich für die CCSVI-Werber ein überzeugendes Vorher-Nachher-Filmchen machen. Wenn die aufputschende Wirkung nachlässt, bin ich 1 - 2 Tage lang sehr müde und schlafe viel, aber das war’s auch schon mit den Nebenwirkungen.

Da Dexamethason zu den Glucocorticoiden mit kaum ausgeprägten mineralocorticoiden Nebenwirkungen gehört, bekomme ich weder Wassereinlagerungen noch Kaliummangel davon (anders wäre es beim Prednisolon!). Ich bin sowieso auch Herzpatientin (Vorhofflimmern, Rhythmusstörungen - schon lange vor der MS) und vertrage Prednisolon überhaupt nicht, bekomme davon Herzrasen, bzw. von der dadurch verursachten Hypokaliämie.

Da die meisten Glucocorticoide schon jahrzehntelang auf dem Markt sind, rechnen sich längst keine Studien mehr. Daher beruht ihre Anwendung meist auf Erfahrungswerten aus dem Praxisalltag, Vorschriften dazu gibt es so gut wie keine. Auch die Schubtherapie nach MSTKG beruht auf Erfahrungen. Aber wie soll ein Neuro andere Erfahrungen sammeln, wenn er sich nicht dazu überreden lässt, es mal mit einem anderen Glucocorticoid zu versuchen als mit Decortin H und Urbason?

Leichter lassen sich Allgemeinärzte dazu überreden, die interessieren sich nicht für irgendwelche MSTKG-Richtlinien, sondern behandeln aufgrund ihrer Erfahrungen, und für meinen Hausarzt war es kein Problem, dass ich Dexamethason wollte. Er war 2 Jahre in Afrika und behandelt nach dem Grundsatz, gut ist, womit es dem Patienten besser geht, und von allem so viel wie nötig, so wenig wie möglich, auch zur Kostendämpfung.

Die Kosten für Behandlung mit Dexamethason oral sind verhältnismäßig gering, eine Packung mit 50 Tabletten à 8 mg kostet ca. 67 Euro und reicht für 3 Cortisonstöße. Der Magenschutz, z.B. Omeprazol 40 mg (1 Kapsel pro Tag) kostet 30 Kapseln 22 Euro. Klinikkosten usw. fallen nicht an. Es würde sicher zur Kostendämpfung beitragen, wenn man ein paar Tabletten verschreibt, statt das Zeug wichtigtuerisch und umständlich in die Venen laufen zu lassen.

Ich sage “Nein, danke!” zu Decortin und Urbason, und damit bin ich bis jetzt gut gefahren. Mit den Ärzten, die in der MS-Szene Autoritäten sind, x Aufsätze und Bücher veröffentlicht haben, Signierstunden veranstalten, und vor deren großem Namen man einknickt, z.B. Prof Wiethölter, gehe ich allerdings aus dem Weg, da ich nicht wagen würde, so einem zu widersprechen. Mir ist mein Feld-Wald-und-Wiesen-Neuro lieber. Den gebe ich nicht mehr her!

Liebe Grüße
Renate

Hallo Luisa,
sorry, bei mir wurde noch nie ausgeschlichen. So massiv kenne ich die Nw’s nicht. Klar an meinen Kopf sollte man nicht anfassen aber umarmen ist kein Problem.
Beim Ausschleichen hab ich so manchmal das Gefühl es ist ein Glaubenskrieg. Mit den Beipackzetteln hab ich es nicht mehr so, bei dem Zeug was ich die letzten Jahre bekommen hab hätte ich schon mehrfach gestorben sein müssen. Ich habe für mich einfach die Erfahrung gemacht, je mehr ich mir Gedanken über die NW’s mache desto mehr spür ich sie. Also lasse ich es. Am Besten viel Ruhe, trinken und Calcium+d3. Das ist mein persönliches Rezept. Ich schaue, wie ich mit der Natur unterstützen kann. Himbis ;))
LG Idefix

Hallo Luisa,

Ich bekommen von meinem Neuro immer einen Ausschleichplan. Er ist gottseidank der Meinung das man nicht von Überdosiert auf 0 runter gehen soll da das der Körper nicht unbedingt mag.
Ich bekommen das Corti 2x 500mg in Tablettenform da meine Venen alle “dicht sind”. Selbst als ich noch Infusionen bekommen habe war das mit dem Ausschleichen das gleiche.
Nach den ersten beiden Tage wir dann 10 Tage lang Ausgeschlichen.

Gruss

Rosi

Hallo Rosi,
wie geht es dir gerade?
Ging es dir genauso mit den Schmerzen oder hast schon immer einen Ausschleichplan bekommen? Echt super, das der Arzt dir das anbietet. Ich musste mal einem Arzt sagen, wie auszuschleichen ist. Ich schüttelte nur den Kopf.

lg

Guten Morgen Luisa,

es könnte besser sein (aber auch schlechter). Schmerzen hatte ich keine. Magenprobleme auch nicht. Mein Arzt hab mir von Anfang an immer einen Plan gegeben.
Ich wünsche Dir alles Gute.

Gruss

Rosi