Ich bin ein klarer Antifaschist, und bin relativ besorgt über den Rechtsruck in diesem Land.

Vieles unsagbare ist auf einmal salonfähig, und Hass auf eher Linke, Andersdenkende und Behinderte steigt, die Kriminalstatistik ist beängstigend, und immer jüngere leben frei Ihren Hass aus und diskriminieren öffentlich Minderheiten, wie es das letzte Mal in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends schick war für viele.

Eigentlich dachte ich, die Menschen hätten dazugelernt in Sachen Toleranz und Verständnis für Minderheiten, aber neueste Dokumentationen legen das Gegenteil nahe.

Mir als Behindertem macht es schon Angst wenn ich - wie vor 2 Wochen - in einer Doku über Jugendliche rechtsradikale höre, dass wir unwertes Leben sind und den Volkskörper schädigen durch unser krankes Erbgut…

Dass sogar etablierte demokratische Parteien anfangen Menschenrechte als ein “wäre schön wenn…” zu betrachten und das EU Recht mißachtend Asyl-Abweisungen an der Grenze etablieren möchten…

Wie fühlen sich andere hier mit diesen Tatsachen?

Ist Menschenrecht verhandelbar, Menschenwürde im Einzelfall zu betrachten?

Sollten Minderheiten nicht immer geschützt werden?

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Ich sehe das wie Du. Ich bin lesbisch, behindert und habe einen Migrationshintergrund.
Mittlerweile höre und lese ich wieder vermehrt Sachen, die vorher hinter vorgehaltener Hand gesagt wurden. Auf offener Straße, im Internet, im Bundestag.
Mir scheint, Hass sei wieder salonfähig geworden.

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Ja, ich habe den Eindruck, ich habe miich die letzten Jahre stark bei der Bewertung der tatsächlichen Progressions-Bewegung getäuscht…

Ich dachte Viele wären da weiter - naja, noch ist Zeit dagegen zu halten… aber irgendwie ist Hass echt frustrierend für mich.

Ich bekomme das ehrlich gesagt gar nicht so sehr mit. Was mir aber viel mehr Sorgen macht, ist, dass Behinderungen und chronische Erkrankungen bei vielen Menschen immer noch nicht in deren Lebensrealität vorkommen.

Ein Beispiel: Die Diskussion über Homeoffice und die Rückkehr zu einer Fünf-Tage-Woche im Büro. Da wird oft pauschal behauptet, dass Menschen im Homeoffice einfach nur faul seien und die Arbeit im Büro die Gemeinschaft fördert.

Ich muss dann regelmäßig eingreifen und darauf hinweisen, dass es Millionen von Menschen gibt, die ohne die Möglichkeit zum Homeoffice gar nicht oder nur sehr schwer am Arbeitsleben teilnehmen könnten. In solchen Momenten wird es dann oft ganz still.

Unsere Gesellschaft ist nach wie vor auf Menschen ausgerichtet, die als „normal“ gelten. Alle, die irgendwie anders sind – zum Beispiel neurodivergente Menschen – werden systematisch ausgeschlossen. Kinder mit Autismus oder ADHS haben es zum Beispiel in der Schule oft besonders schwer.

Leider denken die meisten bei dem Wort ,Behinderungen" ausschliesslich an Menschen, die einen Rollstuhl nutzen. Das muss sich ändern.

In Bezug auf die Jugendlichen in der Doku: Das sind sicherlich Ausnahmen. Die Kinder plappern nur etwas nach, ohne zu wissen was sie da eigentlich reden. Auch diese Kinder werden jemanden in der Familie haben, die krank/behindert ist. Sollten sie dennoch Behinderte angreifen, landen sie hoffentlich im Jugendknast. Diskriminierungen und Beleidigungen sollten auch viel öfter angezeigt werden.

Um es abzuschliessen: Es muss mehr auf die Lebensrealitäten von kranken/behinderten Menschen hingewiesen werden. Die meisten, mit denen ich zu tun hatte, wissen einfach nichts darüber und sind deswegen ignorant.

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Was Du beschreibst nehme ich auch wahr, aber das ist in meinen Augen auch schon ewig so - was es auf keinen Fall besser macht :wink:

Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber sehr besorgt, dass es teilweise wieder normalisiert wird, offen seinem Menschenhass freien lauf zu lassen und wie eigentlich etablierte Verhaltensweisen gefühlt zurückgedrängt werden, also über das “normale” Maß der Diskriminisierung hinaus.

Man kann ja einzelne Menschen wegen ihrer persönlichen Einstellung verachten, aber ganze Menschengruppen für das Verhalten einzelner hassen, da fehlt mir das Verständnis - finde es schon sehr schlimm,

Das fängt bei Alltagsdiskriminierung an und endet bei Faschistischen denken wie die Unterscheidung zwischen “organisch Deutsch” und “Passdeutsch”.
Menschen sind Menschen egal welcher Religion, Abstammung oder Herkunft, solange sie die Freiheit des Individuums wahren - dachte ich zumindest…

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Ich hatte das auch schon mal geschrieben, vor 17 Jahren habe ich bei der Diakonie aufgrund meiner Krebserkrankung meinen Job verloren.
Habe mich zurück ins Leben gekämpft, konnte nicht mehr sprechen und essen usw (Schäden der Bestrahlung) ich sollte doch während meiner Erwerbsminderungsrente kündigen, ich würde anderen den Job wegnehmen. Terroranrufe, letztendlich haben sie mich entlassen können,
selbst die Schwerbehindertenvertretung (extern) konnte mir nicht helfen, selbst sie meinte sie werden keine Chance haben.
Begründung Sie können mir keine behindertengerechte Stelle anbieten,
sie würden lieber das Geld zahlen.
Nach der Erwerbsminderungsrente mit Umschulung habe ich über ein Jahr keine Stelle bekommen. Es heißt immer Schwerbehinderte werden bevorzugt. Ich habe mal bei einer großen Einrichtung, Vitos, ein Vorstellungsgespräch gehabt, da wurde mir gesagt ziehen sie ihre Bewerbung zurück wir können uns keinen achten Schwerbehinderten erlauben. Unter vorgehaltener Hand wurde mir von Bekannten gesagt, die wollen keine Schwerbehinderten einstellen, oder einer sagt mal zu mir ich wurde damals bei der Diakonie eingestellt um unbequeme Personen loszuwerden. Alles mehr Schein.

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Oder sie haben einfach zu wenig mit diesen zu tun. Seis, dass sie wirklich keine in ihrem unmittelbaren Umfeld haben oder diese meiden und somit einfach keine realen Erfahrungen haben. Der Behinderte, Ausländer, Ungläubige, der massenhaft in den Medien auftaucht ist halt oft ein anderer, als der X, Y oder Z, mit dem man direkten Kontakt hat und lernen konnte, dass das alles nette wertvolle Menschen sind.

Ich fühle mich nicht in der Form behindert, als dass ich mich aktuell konfrontiert sehe mit derartigem Aussagen.
Da finde ich derzeitige Debatten bezüglich fauler Rentner bedenklicher.

Vielleicht könnte man Faschismus auch Richtung Angststörung vor dem Fremden einstufen?

Eigentlich schon, Faschismus ist ja Fremdenhass gepaart mit der Erhebung der eigenen Peer-Group über Alle anderen.

Auf jeden Fall ist Faschismus keine Einstellung sondern ein Verbrechen!

Hallo,
Hass, Neid, Missgunst und Angst werden nicht nur bei uns in Deutschland wieder immer stärker.
Es bedrückt mich sehr zu sehen wie die Demokratie immer mehr mit Füßen getreten wird.
Darum ist es gerade in Zeiten wie heute unerlässlich wählen zu gehen und den Mund aufzumachen und nicht einfach still zu sein.
Sonnenschein, dein Beitrag macht mich sprachlos… Soviel zum Thema Nächstenliebe vor allem bei einem christlichen Arbeitgeber… :cry:

Es ist so wichtig das jeder einzelne achtsam mit sich und seiner Umgebung umgeht. Ein nettes Wort für den Nachbar oder ein Lächeln für einen fremden Menschen. Tut nicht weh und wer Glück teilt bekommt das doppelte zurück :hugs:

Drück euch!

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NEIN!
Faschismus ist keine Krankheit.
Faschismus ist einfach nur krank.

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Ja, das ist alles beängstigend. Ich hoffe, die kommen nie an die Macht.

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Ich verstehe es so, dass der Faschismus und die Diskriminierung nie weg waren. Es ist nur menschlich, dass der Mensch ein Feindbild braucht, wenn er sich in seiner Existenz bedroht fühlt. Da die Prägung sehr unterschiedlich ist, fällt die Beurteilung davon, was eine Bedrohung ist, eben auch sehr unterschiedlich aus. Eine große Verantwortung sehe ich auch bei den Medien, die in ihrer Darstellung dem Gemeinwohl dienen sollten.
Aber die Sensation, Streit, Hass und Krieg verkaufen sich besser.

Das Andere:
Jeder Arbeitgeber muss ehrlich abwägen wie die Arbeitsaufgaben bewältigt werden können. Ich bin in einem Team mit 18 Köpfen, davon 3 Schwerbehinderte. Es muss wirklich gut kommuniziert werden, dass das Team auch alles gemeinsam teilt: Krankentage mit Vertretungen, Flexibilität, unterschiedliche Anwesenheitsmodelle. Was nützt es dem Arbeitgeber wenn z. B. die Leistungsfähigkeit einer Abteilung kippt. In der Regel gibt es von der nächsthöheren Ebene nur Druck und keine Hilfe zur Lösung.
Vielleicht hat diese einzelne Abteilung in der Diakonie eben keine Möglichkeit mehr gesehen.

Es gibt noch viele andere Sozialverbände/ Arbeitgeber, die ihr Bestes versuchen! Am Ende muss aber auch eine Wirtschaftlichkeit stehen. Auch ich persönlich gehe nicht auf die Arbeit, um Minus zu machen. :muscle:

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Ja, eigentlich bin ich nicht so illusioniert, aber ich hatte zumindest die Hoffnung es wären seit den 90ern weniger Hass-Erfüllte geworden :slight_smile:

Aber ich mag den Beitrag sehr Sunny

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Ich weiß nicht ob das so gut ist… klingt eher nach sich selbst verstärkender Echokammer…

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Bei Leuten, die offen raushauen, was sie denken, weiß man wenigstens woran man ist. Mir fiel nicht schlecht die Kinnlade runter, als ich vor der letzten Wahl sah, für welche Partei mein ehemaliger Chef und fleißiger Bibelkreisbesucher, kandidiert.

Ich fand die Zeit angenehmer wo sich als offen rechtsextrem zu geben noch verpönt war, aber ich verstehe was Du meinst… ist beides nicht optimal.

Ich Frage mich nur, warum in einem Land mit so einer Vergangenheit nach 80 Jahren immer noch 20% der Bevölkerung offen Rechtsextrem wählen, zur Lukke-Zeit hab ich ja AfD Wähler noch oftmals als Protestwähler abstempeln können, aber was für eine Ausrede hat man denn jetzt noch, nach der Einschätzung des Verfassungsschutzes, außer vielleicht, dass man Dumm ist weil die Mutter leider während der Schwangerschaft gesoffen hat? Sorry, da hat er mich, der Sarkasmus…

@Sonnenschein: Das ist ein absolutes Unding und definitiv ein Fall für das Arbeitsgericht. Es ist jetzt schon länger her, aber eine Klage wegen Diskriminierung würde heutzutage ein Normalfall sein. In dieser Hinsicht hat sich vieles zum Besseren gewendet. Unternehmen sind sich darüber bewusst, dass nur ein Fehltritt rechtliche Schritte nach sich ziehen kann. Aber es gibt noch immer seeeehr viel Nachholbedarf.

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Manchmal gleube ich, das viele Rechte denken, wenn man den Sozialstaat abbaut und den Sozialhilfeempfängern, Behinderten und Ausländern etwas wegnimmt, würde der Staat es stattdessen dann ihnen geben, anders ist das für mich kaum zu verstehen, sich daran zu erfreuen, wenn Anderen etwas genommen wird.

Aber den Staaten sind doch die Bürger egal, vor allem werden wir eh durch Konzerne und deren Lobbyismus regiert und nicht durch Volksvertreter - wie kann man so blauäugig (Achtung Flachwitz) sein, das nicht zu verstehen?

Der Sozialabbau unter Trump zeigt da momentan die Extreme finde ich…

Ja, deshalb habe ich es nur mal erwähnen wollen.
Diskreminierung findet heute leider immer noch statt,
nur alleine angestarrt zu werden.
Damals wie heute bedauerlicherweise unverändert,
deshalb stellen Betriebe von vorn herein selten bis keine Schwerbehinderten ein um das Problem zu vermeiden.

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Ja, genau müsstest du nicht dich, sondern die entsprechende Person fragen. Das sind ja nicht immer die lauten Proleten, sondern auch der Chef, die nette Nachbarin, Verwandte …
Da kommen dann z.B. Aussagen wie: Ha vielleicht sollte man es “die” mal versuchen lassen, wenn es die anderen nicht schaffen.