Ich hätte gern vom Start weg Kesimpta (“Hit hard and early”). Hab mir das reiflich überlegt, unter Berücksichtigung aller dagegensprechenden Punkte, von denen mir hier im Forum noch einige weitere dargelegt wurden, die ich ursprünglich nicht mit auf dem Schirm hatte (danke an alle auch für diese Hinweise, sowas gehört zu einer umfassenden Information und Entscheidungsfindung dazu
).
Meine Neurologin möchte nur nach Leitlinie vorgehen (Basismedikation + Eskalation). Nun fand ich eine MS-Ambulanz, wo mir Kesimpta als Erstlinientherapie zunächst in Aussicht gestellt wurde. Bei einem Telefonat mit einem Arzt von dort klang das dann aber schon wieder anders. Ich soll jetzt erstmal alle STIKO-Impfungen machen und sogar noch eine zusätzlich, die für mein Alter gar keine Zulassung und daher natürlich auch keine STIKO-Empfehlung hat (mein Alter wurde abgefragt, soll diese Impfung trotzdem machen). Im Januar oder Februar 2024 sähe man dann weiter, dann gibt’s vielleicht Kesimpta, möglicherweise aber auch nur etwas aus Kategorie 2, “weil das womöglich ausreicht” [Zitat]. Da frag ich mich, wenn’s danach gehen wird, was “ausreicht”, verschreiben die mir am Ende dann womöglich sogar nur eine Basismedikation?
Problem: Habe meinen Impfpass vor einiger Zeit verschlampt oder verloren. Unauffindbar. Hatte über meine Geschwister und Eltern rekonstruiert, was ich alles an Impfungen habe (meinen alten Hausarzt gibt’s nicht mehr). Meine Geschwister und ich erhielten alle die gleichen Impfungen. Jeweils alles, was in Deutschland damals bei Kindern und Jugendlichen üblich war. Das ist nicht ganz alles, was die STIKO heute Patienten mit MS empfiehlt. Außerdem hab ich keine Corona-Impfung und lehne diese ab. Meine Neurologin akzeptiert das, die MS-Ambulanz wird das höchstwahrscheinlich nicht akzeptieren. In zwei Wochen hab ich dort einen Termin, aber ich rechne mir kaum noch Chancen aus. Und selbst wenn ich mir all die geforderten Spritzen bis Anfang 2024 gebe (viele unnötig bzw. doppelt, weil ich die Impfungen ja bereits habe), ist ja noch nicht einmal sicher, dass ich dann Kesimpta bekomme.
Andere MS-Erkrankte mit ähnlich “positiver Prognose” haben Glück mit ihrem Neurologen, bekommen Kesimpta ohne Probleme als Erstlinientherapie verschrieben. Finde ich auch richtig, der Verlauf einer MS ist nicht wirklich voraussagbar. Ein prognostizierter “milder Verlauf” kann schon nach wenigen Jahren plötzlich agressiv verlaufen, mit Schüben, die direkt zu irreversibler Behinderung führen. Solche Fälle hab ich kennengelernt. Dann ist es plötzlich kein Problem mehr, Kesimpta zu bekommen (wenn’s zu spät ist).
Die Situation ist für Betroffene wie mich unfair, nervenaufreibend und belastend. Bei einer schweren, unheilbaren und beängstigenden Krankheit wie MS sollten alle Patienten bekommen können, was sie jeweils möchten und womit sie sich wohlfühlen. Die Diagnose MS ist schlimm genug, da sollte man nicht auch noch wochen- oder monatelang Stress und Sorgen wegen der (verweigerten) gewünschten Medikation haben. Erst recht nicht, wenn das gewünschte Medikament auch noch kostengünstiger ist als manche Basismedikation. Interferone kosten z. B. jährlich teils nahezu gleich viel, eines sogar um einiges mehr als Kesimpta. Könnte jedes Interferonprodukt sofort bekommen, da leitlinienkonform - alles klar, logisch, danke…
Mir wurde dann beim Telefonat mit der MS-Ambulanz auf Nachfrage auch noch bestätigt, dass Kesimpta allgemein gut vertragen wird. Was ich so in den Foren und Gruppen lese, gibt es reihenweise Patienten, die es besser, oft deutlich besser vertragen als jede Basismedikation. Ich soll mir aber nun Basismedikamente geben, die allgemein mehr und stärkere Nebenwirkungen im Alltag verursachen, die zum Teil erhöhte, nicht selten bedenkliche Leberwerte zur Folge haben, dafür bestenfalls nur halb so effektiv vor Schüben und Läsionen schützen wie Kesimpta. Bin mittlerweile echt frustriert.
Wenn Basis, werd ich das nicht magenfreundliche Tecfidera nehmen (danke für alle Tipps und Infos hier im Thread). Obwohl ich bereits sporadisch Magenprobleme habe und dann immer wieder mal Medikamente dagegen nehme und obwohl es gehäuft (immer?) auf die Leber geht. Laut Grafik von @Marc696 (danke dafür
) ist Tecfidera das wirksamste Basismedikament. Hab zwar keine Lust auf die Nebenwirkungen, aber mit bleibt ja voraussichtlich nichts anderes übrig. 
BTW: Kennt jemand einen Neurologen in der Oberpfalz, der auf Patientenwunsch Kesimpta als Erstlinientherapie verschreibt? Falls ja, schickt mir bitte eine PN, danke!