tag zusammen!
mein sohn hat nächste woche samstag einen wandertag mit seiner klasse (3.schuljahr) zu dem auch alle eltern eingeladen sind. wir werden einstück wandern und dann grillen. seine klassenlehrerin hat mich im vorfeld extra angerufen und gefragt, ob ich mitmachen kann. die eltern und kinder der klasse kennen mich fast alle nur laufend. ich muss aber für eine weitere strecke den rolli nehmen. die lehrerin von meinem sohn hat extra eine strecke ausgesucht, die mit etwas hilfe befahrbar ist und ich habe zugesagt.
mein sohn will aber nun plötzlich nicht mehr teilnehmen und sagt er hat keine lust auf wandern.
ich vermute, dass er sich meinetwegen schämt und sich nicht mit seiner mutter im rollstuhl zeigen möchte. ich habe ihn danach gefragt und er hat gesagt, dass das quatsch ist.
was soll ich machen? ich muss zugeben, dass auch für mich der gedanke an einen ausflug im rollstuhl mit vielen leuten, die gar nicht wissen was ich habe nicht besonders verlockend ist. außerdem müsste ich mich sicherlich unterwegs von irgendwem schieben lassen. finde ich auch nicht so toll.
soll ich die gelegenheit nutzen und absagen?
anna
Hallo anna,
- Klasse ? Da geht noch was, Sohnimann mal gut zureden, gibt ne Extrawurst und so…schlimm wärs, er wär in der 12. und würd sich immer noch schämen für seine Mutti !
Gruß X`i
Hallo Anna,
ich kann dir nur aus dem Bauch raus antworten, also nur das raten was ich tun würde, denn wie es wirklich ist auf den Rolli angewiesen zu sein, kann ich nicht nachvollziehen.
Also ich denke, wenn du nicht teilnimmst bestätigst du deinen Sohn in seinem unangenehmen Gefühl “,…sich dafür schämen zu müssen.”
Für einen normalen Umgang mit “Behinderungen”, auch denen anderer Menschen, finde ich das eine schlechte Ausgangsbasis.
Da diese Beeinträchtigungen nun mal da sind und zu deinem wie seinem täglichen Leben gehören, sollten sie einen Normalstatus haben oder eben jetzt bekommen.
Geradeheraus damit umzugehen und zu zeigen, dass ist nun mal so und trotzdem macht das Leben Spass, ist so glaube ich, die bessere und auf Dauer gesehen auch die leichtere,gesündere Art.
Das dieses “Bekennen” schwierig ist, kann ich trotzdem sehr gut verstehen,doch sich auf Dauer “verstecken”, sich selbst gegenüber “unehrlich” zu sein , tut so, glaube ich, weder dir noch deinem Sohn gut.
Ich wünsche Dir alles Liebe!
Kia
Eine Lehrerin, die Dir den “Weg ebnet”, Dich mit einbezieht?
Ist doch prima!
Vielleicht schafft sie es mit deiner Hilfe auch noch, Deinen Sohn (mit seinen eventuellen Schwierigkeiten) einzubeziehen?
Hab mir grad erzählen lassen, dass an manchen Grundschulen bereits “Kompetenzen” gelehrt werden - vielleicht hat diese Lehrerin ja diesbezüglich was aufm Kasten (klingt jedenfalls so).
Magste dir ´n Ruck geben, bereit sein, dich mal schieben zu lassen?
Kann ja vielleicht sogar nett sein.
Und die Lehrerin bitten, entsprechend kommunikativ - kompetent das Thema in der Klasse so zu verbbaggern, dass sich dein Sohn auch wohl damit fühlt? Könnte ihm und dir auch in Zukunft einiges erleichtern, oder?
Hallo Anna,
hast du einen Partner der vielleicht auch mitkommt?
Ich kenne das Gefühl gut was du beschreibst.
Meine Kinder sind schon älter und ermutigen mich eher noch den Rolli zu nutzen und sagen :Mach dir kein Kopf um andere Leute.
Wie man das deinem Sohn vermitteln kann weiß ich im Moment auch nicht so recht. Ich glaube wichtig ist, das du ihm deine Zweifel nicht zeigst.
Ich wünsche dir die richtige Entscheidung.
LG Mutente
da bin ich wieder!
danke für eure guten vorschläge. besonders der bratwurstbestechungsversuch scheint mir lohnenswert.
vieles regelt sich von selbst.
vor einer stunde rief mich die lehrerin von meinem sohn an und sagte, dass mein sohn ihr gesagt hat, ich habe die grippe und wir können nicht mit wandern. sie hat sich aber schon gedacht, dass das etwas mit meiner behinderung zu tun hat und wollte deshalb mit mir sprechen. sie hatte vor einigen jahren eine schölerin die auch eine mutter mit ms hatte. deshalb kennt sie sich gut aus. sie hat vorgeschlagen, dass sie in der schule mit den kindern über das thema spricht und wenn ich möchte kann ich auch kommen und etwas dazu erzählen. klingt ganz gut.
ich habe übrigens keinen partner, weil mein mann vor 6 jahren kurz vor meiner diagnose gestorben ist. aber ich nehme meine freundin mit zum wandern. das habe ich schon mit der lehrerin von meinem sohn besprochen. (war ihr vorschlag) dann muss ich wenigstens niemanden den ich nicht so gut kenne um hilfe bitten.
anna
Hallo Anna,
ich meine,daß die Kinder damit manchmal besser zurecht kommen als manche Erwachsenen.Wenns die Lehrerin dann auch noch erklärt sind die Kinder am Anfang vielleicht neugierig aber später auch vermutlich sehr helfend. die Kinder haben sicher auch schon mal einen Rollstuhlfahrer gesehen und wissen dann ja auch daß es eben kranke Leute gibt die einen Rolli Brauchen. Oft fragen die Kinder ihre Eltern schon früh beim Anblick was ein Rolli ist und warum er gebraucht wird.Die Eltern müssen es dann eben auch erklären. Geh mit zum Ausflug und wenn Du ohnehin schon eigene Hilfe dabei hast wird es keine Probleme geben,zudem die Kinder dich ja schon kennen.Wenn sie dich das nächste mal im Rolli sehen ist das dann auch nicht mehr schlimm Viel Vergügen und hoffentlich schönes Wetter.
Liebe Grüße v.Karl
Hallo Anna,
ich war zur Einschulung meines Patenzwerg-Bruders und alle 4 Jungs (7, 8, 15, 20 Jahre alt) der Familie haben sich darum gerissen mich zu schieben (obwohl das nicht notwendig war) und sind stolz mit mir durch die Gegend gebrettert.
Ansonsten wurde ich auch schon oft ganz unbefangen von Kindern angesprochen und gefragt, warum ich im Rollstuhl sitze. Da gibt es dann eben eine altersgemäße Antwort (zumindest dann, wenn die Kiddies nicht von den Eltern mit hochrotem Kopf weitergezerrt werden
Ich wünsche Dir auch einen schönen Ausflug (beim Wandertag und in die Normalität)
Gruß AHT
was ist so schlimm daran, jemand den du nicht so gut kennst um Hilfe zu bitten? Kann es sein, dass dein Sohn von dir diesen falschen Stolz oder eine gewisse Scham übernommen hat?
Schon mal darüber nachgedacht?
Alles immer selber machen und niemand brauchen wollen? Hast du das im Unterbewusssein so an deinen Sohn weitergegeben?
Schämt er sich deshalb, weil für ihn daraus folgend Rollstuhl in der Öffentlichkeit mit
Versagen gleichgesetzt wird?
Nicht bös sein, ich will dich nicht angreifen oder blöd anmachen.
Nur ein Gedankenstups aus meiner Erfahrungskiste.
Schönen Ausflug
Nico
hi nico,
ich habe eigentlich keine probleme damit um hilfe zu bitten. ich kenne meine grenzen ganz gut und habe schon den ein oder anderen zusammenbruch hinter mir und weiß, dass ich nicht alles alleine schaffen kann.
das mit dem rollstuhl ist aber so ne sache…
den habe ich erst neuerdings und der steht bei mir in der hintersten flurecke. ich brauche ihn für längere strecken und seit ích ihn habe versuche ich einfach, längere strecken zu vermeiden.
ich mache möglichst alles auf meinen füßen und kann mich mit dem gedanken, dass ich zunehmend auf den rollstuhl angewiesen sein werde noch nicht anfreunden.
aber bei dem ausflug wird es nur mit rollstuhl gehen. das bedeutet für mich schon eine echte überwindung. ich habe ja am anfang schon geschrieben, dass mich die anderen eltern fast alle nur als fußgänger kennen.
wenn ich dann auch noch um hilfe bitten muss fühle ich mich doppelt behindert.
verstehst du das?
mari (anna)
ich habe übrigens meinen namen von anna in mari geändert, weil anna schon anna heißt!
Hallo Mari,
ja, ich verstehe dich nur zu gut. Ich möchte nochmal betonen, dass ich dich nicht kränken wollte. Mir ging es nur darum, wie deine Einstellung zum Rollstuhl sich auf deinen Sohn auswirkt. Kinder haben meistens ganz feine Antennen. Er weiss, dass du ihm zuliebe im Rolli mitgehst obwohl das Ding noch nicht so richtig dein Freund ist und es mit Sicherheit ein (angstmachender?) Störenfried in eurer Familie ist. Das macht ihm vielleicht Schuldgefühle. Sagen würde er das nicht, sowas geht immer im Unterbewusstsein ab.
Da geht man halt den Weg des geringsten Widerstandes bzw der Verdrängung und es kommen schon mal solche Ausweich- oder Ausrede-Reaktionen.
Kann es sein, dass er einfach auch Angst um dich hat? Sein Vater lebt nicht mehr und du bist nicht so ganz fit. Ganz schön schwer, damit klar zu kommen!
Ich wünsch dir, dass dein Rolli ganz ganz lang in der hinteren Flurecke unbenutzt vor sich hinstaubt!
Nico