Hallo Luisa,
ja, ich mache seit meiner Diagnose (genau: seit 2. April 2005) eine Basistherapie mit Betaferon. Ich hatte in den zwei Jahren vor der Diagnose ca. 8 - 10 Schübe, die sich nicht mehr zurückgebildet haben, sodass ich bei der Diagnose schon schwerbehindert war (in 2 Jahren von EDSS 1 auf EDSS 6,5). Da ich Single bin und noch möglichst lange allein zurechtkommen will, musste ich gegen die Schübe etwas tun, daher habe ich sofort eine BT angefangen.
Und, nein, die hat mir kein Weißkittel aufgedrängt wie in den verbreiteten Schauergeschichten der Pharma-Paranoiker; die habe ich mir selbst ausgesucht, und schon vor dem ersten Neurologenkontakt. Die ersten Monatspackungen hat mir mein Hausarzt verschrieben - den Klinikärzten traute ich seit dem Diagnose-Schub nicht mehr übern Weg, denn die konnten schon mit Prednisolon nicht richtig umgehen. Ich war seither auch nicht mehr im KH.
Als ich meinen (niedergelassenen) Neuro zum ersten Mal aufsuchte, war ich schon an der 2. Monatspackung Betaferon. Damit musste er sich abfinden (Avonex oder Copaxone hätte er bevorzugt, aber ich nicht). Inzwischen haben wir ein fast freundschaftliches Verhältnis und schauen am Bildschirm im Sprechzimmer nach meinen Kernspinbildern auch schon mal Familienfotos aus seinem Urlaub an, oder welche von dem jüngsten Familienmitglied: seit dem Frühsommer hat Familie Neuro (2 Kinder) einen Labrador (blond, Rüde, “Kasimir”).
Anfang 2007 machte ich eine Spritzpause, weil meine MS seit Therapiebeginn keinen Mucks mehr gemacht hatte, und seither keinerlei Veränderungen in 2 Kernspins zu sehen waren, und sowohl mein Neuro als auch ich dachten, da komme nichts mehr nach. Ich hatte dann aber etwa 2 Monate nach dem Absetzen der BT einen Hammerschub, der mir die Beine vollends weghaute. Und, nein, der wurde nicht durch Stress oder Angst vor einem Schub oder sowas ausgelöst, ich lebte schon seit der Diagnose ein ruhiges EMi-Rentnerdasein.
Seit dem Spritzpausen-Schub habe ich EDSS 7 und brauche Rolli und Rollator. Ich sehe zwischen dem Absetzen der BT und diesem Schub einen Kausalzusammenhang - was Leute, die gegen BTen sind, bezweifeln würden, aber die haben dann vielleicht eine andere MS als ich. (Ich bin davon überzeugt, dass es nicht nur EINE MS gibt.) Meine hängt vielleicht wirklich mit einem Virus zusammen (z.B. einem der Humanen Herpesviren, HHV), und daher hilft bei mir ein Medikament, das antiviral wirkt, wie eben das Beta-Interferon. Ich würde nicht auf eine andere Therapie mit anderem Wirkmechanismus umsteigen, da halte ich mich an den Grundsatz: “Never change a winning team!” Für mich passt das Betaferon wie ein Schlüssel ins Schloss.
Außer dem Betaferon nehme ich Medikamente zur symptomatischen Behandlung (Amitriptylin, Baclofen) und welche wegen meiner anderen Defekte: Intermittierendes Vorhofflimmern, Allergien, Asthma - z.B. Propranolol, Novodigal, Marcumar. Ich muss deswegen alle 4 Wochen zum Blut-Abnehmen, zwecks INR-Bestimmung und jedes Vierteljahr wegen dem ganzen Rest (Transaminasen, Schilddrüse, Nieren, Blutzucker …). Das macht mein Hausarzt.
Über meine Medikation bespreche ich mich mit meinen Docs. Z.B. schlug mein Neuro vor, ich sollte es wegen meiner Spastik mal mit einem Spasmolytikum versuchen, ich solle mir eins aussuchen (z.B. Baclofen, Tizanidin, Tolperison). Den Rest überlässt er mir. Ich habe mir dann das ausgesucht, bei dem ich (wegen meiner anderen Defekte - Herz, Asthma) die wenigsten Bedenken hatte: Baclofen Das hat er mir verschrieben; an die passende Dosis soll ich mich selbst herantasten, er lässt mir da freie Hand. Mit so einem Arzt kann man gut zusammenarbeiten!
Da ich Prednisolon und Methylprednisolon überhaupt nicht vertrage (ich bekomme davon eine Hypokaliämie mit Herzrasen und -rhythmusstörungen), und die Wahnsinnsdosen, die im Schub üblicherweise reingepumpt werden, auch nicht, suche ich mir auch mein Wunsch-Cortison selbst aus (Dexamethason), und bestimme selbst, wann und wieviel ich davon nehme. Vom Neuro und vom Hausarzt habe ich einen Vorrat bekommen, und auch die Begleitmedikation (Omeprazol, Heparin-Spritzen). Ich nehme sehr wenig davon, und auch nicht oft (das letzte Mal im März 2011). Eine Stoßtherapie beginne ich am ersten Tag mit 24 mg. Es wegen einem bisschen Heuschnupfen oder Kribbeln zu schlucken, fällt mir nicht im Alptraum ein (sonst hätte ich es auch nicht bekommen).
Stabile Knochen waren z.B. die Voraussetzung dafür, dass ich mir im Februar 2012 drei Zahnimplantate setzen lassen konnte (sind problemlos eingeheilt). Ich gehöre auch zu den Colecalciferol-(D3-)Junkies und nehme täglich 6.000 I.E. Sonst nehme ich nichts ein, nur habe ich natürlich wegen meines allergischen Asthmas immer einen Bronchodilator (Fenoterolhydrobromid) und ein Cortisonspray (Budesonid) zum Inhalieren in Reichweite, nehme sie aber nur bei Bedarf. Ohne Medikamente wäre ich schon als Baby gestorben, daher bin ich es gewöhnt, damit umzugehen und stehe ihnen grundsätzlich positiv gegenüber.
Liebe Grüße
Renate