Hallo!

Ich bräuchte Eure Hilfe. Mein Problem: ein heftiger und länger anhaltender Klonus in der linken Wade / im Fußgelenk. Der tritt immer morgens, beim Aufstehen und Umsitzen in den Rollstuhl auf und auch, wenn ich mich dann auf den Sitz in der Dusche umsetze. Bei Beidem wippt meine Wade derart heftig und unkontrolliert, dass ich kaum das Knie so weit anwinkeln kann, dass ich mich kurz ausm Sitzen hochdrücken und wieder in den Rolli umsetzen kann.

Habt Ihr irgendeine Idee, was man dagegen tun könnte?

Ich freue mich auf Antworten, bin nämlich so langsam mit der Moral am Ende - jeden Morgen diese Quälerei, und dabei würde ich doch so gerne mal wieder halbwegs anständig in den Tag starten…

Viele Grüße!
Michael

Hallo,

was meinst du mit Klonus?

Könnte es sich krampfartig anfühlen? Das habe ich nämlich und dabei wackelt meine Wade oder wenn ich´s mal sonst wo hab oft auch ziemlich. Ich habe eine Spastik auf Grund von der MS und nehme dagegen Lioresal.

Alles Gute!

lG

Hallo Jasmin

Dieses Lioresal ist das zu empfehlen oder hat dies viele Nebenwirkungen.

Gruß Mely

Hallo Mely,
Mich macht Lioresal sehr müde, dann schlafe ich gut. Das ist schon fast ein Vorteil.
Bez. der Dosierung muss man anfangs sehr aufpassen. Wird die Muskulatur zu sehr entspannt, steigt die Sturzgefahr. Spastik kann ja auch Stabilität und Kraft bedeuten. Also langsam einschleichen!

Hallo Michael,
Lioresal wirkt eher nicht gegen den Klonus. Spastik und Klonus sind 2 verschiedene Dinge. Weißt du sicher, da die MS bei dir ja recht weit fortgeschritten zu sein schein.
Versuche doch mal, wenn du kannst, im Sprunggelenk aktiv zu bewegen bevor du den Fuss belastest und beim Aufsetzen des Fusses den Fussrücken hochzuziehen. D.h. du setzt nicht den Vorfuss zuerst auf.
(Weil der Klonus entsteht, wenn die Wadenmuskulatur schnell gedehnt wird)

Hallo,

mögliche Nebenwirkungen (lt Beipackzettel) können sein:

Einige unerwünschte Wirkungen können schwerwiegend sein:
Konsultieren Sie sobald wie möglich Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn eine der folgenden Nebenwirkungen auftritt, da sie eventuell
eine ärztliche Behandlung erfordern:
Verwirrtheit, Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit, Verlust der Koordination mit Beeinträchtigung des Gleichgewichts
beim Gehen, der Gliedmassen und der Augenbewegungen und/oder der Sprache (Anzeichen von Ataxie), Zittern, Halluzinationen,
Alpträume, verschwommenes Sehen/Sehstörungen, Kurzatmigkeit in Ruhe oder unter Belastung, Schwellung in den Beinen und
Müdigkeit (Anzeichen einer verminderten Herzleistung), Schwierigkeiten/Schmerzen beim Wasserlassen, Hautausschlag,
Atembeschwerden, Krämpfe, plötzliche Verringerung der Harnmenge, Überempfindlichkeitsreaktionen Gelbfärbung der Haut,
Augen und Müdigkeit (Anzeichen von Leberfunktionsstörungen), erniedrigte Körpertemperatur
Weitere auftretende Nebenwirkungen
Sehr häufig: Schläfrigkeit, Müdigkeit, Übelkeit.
Häufig: Ohnmachtgefühl, Mattigkeit, Schwindel, Benommenheit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schwäche in
Armen und Beinen, Muskelschmerzen, dauernde unkontrollierbare Augenbewegungen, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen,
Brechreiz, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, niedriger Blutdruck, häufiges Wasserlassen, Bettnässen, starkes Schwitzen.
Selten: Kribbeln oder Gefühllosigkeit in Armen und Beinen, Sprechstörung, Geschmacksstörungen, Bauchschmerzen, plötzliche
Verminderung der Harnmenge, Erektionsstörung.

Ich persönlich kann ohne die Lioresal gar nicht (und natürlich regelmäßig Krankengymnastik). Das einzige was Anfangs bei mir war, ist dass ich etwas müde von den Tabletten war. Das ist hat sich dann aber nach ein par Wochen wieder auf den “Normalstand” eingependelt.

Limptar können auch ganz gut sein (die sind für Krämpfe, die überwiegend nachts auftreten). Haben mir aber überhaupt nicht geholfen.

Ich persönlich bin echt begeistert von den Lioresal.

lG

habe ich auch recht heftig

und bei mir hilft dann “etwas” wenn ich mit der besseren hand ins kniegelenk greife und das bein bewusst versuche zu krümmen…evtl. kann auch ein physioth. da einige tipps geben…habe gehört, dass evtl auch sonst bei parkinson eingesetzte medies etwass bewirken könnten? glaub, es war gabapentin?

Günni

Hallo Michael,

meine Schwester hatte auch oft diesen starken Klonus. Sie hat sich immer ziemlich fest in die Wade gezwickt, dann hat’s aufgehört.
Wenn wir zu zweit waren, habe ich mich einfach auf Ihren Schoß gesetzt und mit meinem Gewicht und zusätzlichem Druck den Klonus gestoppt. Sah immer witzig aus, wenn wir unterwegs waren :slight_smile: Aber so ging’s am besten. Ich habe immer genau gespürt, wenn das Bein “nachgab”.
Viel Erfolg
Gabi

Für mich wäre ein Langzeiteinsatz von Medikamenten die allerletzte Wahl.
Erste Wahl: Physiotheraps und Körperwahrnehmung.
Cave: Ich würd nicht versuchen den Klonus zu unterdrücken (s. meine Antwort im DMSG-Forum).

-pb-

Hi Gabi, that’s it: “Ich habe immer genau gespürt, wenn das Bein “nachgab”.”:wink:
Wenn deine Schwester nun auch ihr Gespür “zurückgewinnt”, dann ist das mehr als nur der halbe Weg!

-pb-

Hallo pb,
ich würde meiner Schwester wünschen, dass sie diesen Klonus wieder hat und ihn spürt. Dann wäre sie agiler und fitter und könnte sich sogar wieder darüber aufregen…
Habe mir überlegt, ob ich das überhaupt so schreiben soll, weil bei ihr mittlerweile das eingetreten ist, wovor jeder MS-Kranke Angst hat. Oder eigentlich jeder andere Mensch auch: völlig bewegungsunfähig, komplett auf Hilfe angewiesen, keine Rumpfstabilität - wie eine Marionette mit abgeschnittenen Fäden. Im Bett liegen und zugucken wie der Körper “behandelt” wird. Keine längere Unterhaltung möglich, weil sprechen so schwer fällt.
Ist es blöd, wenn ich schreibe, dass ich ihr den Klonus wieder wünsche?

Wünsche allen eine fitte Zeit.
Viele Grüsse
Gabi

Mi dispiage…das mit der Schwester, Gabi. Erinnere mich vage…die Schwester, der mit Wut im Bauch noch einiges gelang?
Wenn Furcht, dann ist es auch meine: bei völligem Bewusstsein auf dieses \“Gefäss\” zu schauen, das ich mal Körper nannte…shit rolls downhill…puppets without string…

-pb-

genau, pb,
nur dass ihr die Wut heut nichts mehr nutzt.
Sie dachte immer, sie kann die Krankheit beherrschen und mit ihrem Willen aufhalten.
Jetzt erst hört sie mir zu, dass es nicht ihr “Versagen” ist und dass man mit eisernem Willen und unbeugsamer Härte gegen sich selbst nicht mehr erreicht als wenn man sich trotz Krankheit und/oder Unvermögen selber ein bisschen lieb hat. Nicht falsch verstehen: soll nicht heissen, dass man sich sofort nach der Diagnose in eine Heulboje verwandelt und praktisch schon dahinsiecht… Aber dieser elende, unbeugsame Hass auf den eigenen Körper… Wenn keine 100% Leistung mehr möglich sind, dann vergewaltigt man sich und gibt 200%.
Fatigue gibt es nicht, da schindet man sich lieber bis zum bis zum Umfallen, nur dass ja keiner denkt “die ist krank und nicht leistungsfähig”.
Reha? Brauch ich nicht.
Stinksauer werden und stehenbleiben, wenn jemand (zufällig!) hinter einem hergeht, weil der ja nicht merken soll, dass man Gehprobleme hat.
Gehwagen? Ich doch nicht, mach mich doch nicht lächerlich!
Rollstuhl? Lieber quäle ich mich bis ich zusammenbreche oder gehe gar nicht mehr raus.
Hilfe annehmen? Das geht ja schon mal gar nicht!
Lieber eine ausgestreckte Hand angiften als ergreifen.
usw usw usw.

Ist es vermessen, wenn ich denke, es gibt andere Möglichkeiten als sich selber zu verachten und fertig zu machen, wenn das Bein mal wieder hüpft wie verrückt?

Und was ist das Ende? Scheissblöde Krankheit! Im Bett liegen und fragen, ob jemand einen mal bitte am Kopf kratzen kann…

Wie geht man mit dieser Angst um?

Hoffe, ich habe keinen erschreckt. Oder hat sich jemand erkannt?

Viele Grüsse
Gabi

Erschreckt hast du mich nicht, Gabi, aber erkannt habe ich mich schon in deiner Beschreibung. Meine “Eitelkeit” hat viele Wunden davongetragen und die Lebensperspektive schrumpfte auf die Grösse einer Briefmarke…mein Selbstwertgefühl war ein leerer Schlauch, ohne die gewohnte Aufgeblasenheit eines Menschen, der voll im Leben steht.
Oh, viel hat mich die Krankheit gelehrt…hat mich Resourcen entdecken lassen…hat mich an die langverschüttete Quelle geführt und gezeigt: Noch ist mein Fluss des Lebens nicht versiegt…Es gibt noch Neues zu entdecken - wirklich Neues, abseits der bekannten Pfade.
Ich lerne ein neues Lied…und es macht Lust zu singen!

Besser hätte ich auch meine Situation nicht ausdrücken können :slight_smile: