Für mich ist die MS die körperliche Manifestation eines mich schon lange begleitenden Albtraumzustandes. Sie ist ein Zustand, den ich als Flucht der (Körper-) Wahrnehmung bezeichne. Sie hat mir die Macht genommen, meine alte Rolle weiterzuspielen, sie hat mir den Raum geschenkt, diesem Albtraum zu begegnen, oder jedenfalls einigen Facetten davon.
Und allmählich bekomme ich eine Ahnung davon, was hinter vielem wirkt. Viele Jahre hat mich das (Sch-) Eisgefühl begleitetet, MS = Meine Schuld. Seit ich mich mit dem Thema Trauma auf vielerlei Weise auseinandersetze, verwandelt sich dieses Gefühl allmählich in MS = Meine Seele. Ab dem Moment, wo ich begann, das ernst zu nehmen und es in Angriff zu nehmen, meine Lebensumstände zu ändern, hatte ich keine Krankheitsschübe mehr, seit nun 8 Jahren. Seit ich das Wesen des Traumas immer mehr begreife, kehren ganz allmählich (die Betonung liegt auf (allmählich") meine Sinne wieder zurück.
„Ist halt ein neuer Weg - und das Un-Angenehme am Neuen ist, dass wirs nicht kennen. Prognosen lassen sich nicht stellen “
- Das hast du gut getroffen, Pablo. „…und Erwartungshaltungen sind geradzu kontraindiziert.“
Ja sie verstellen die Sicht AUF DAS WAS JETZT IST und erzwingen an man nix, aber ohne die Hoffnung, dass was besser wird, würde ich mich wohl nicht bewegen.
Ja Antje, ich habe auch sehr viele Jahre Biographiearbeit gemacht, und halte es auch für wichtig, habe aber festgestellt, dass es nicht ausreicht.
„ Ich habe zawr immernoch in bestimmten Situationen auf einem Pulverfass zu sitzen,
das liegt aber daran daß ich nicht nur wieder lernen muß in meinen Körper und meinen Partner zu vertrauen.“
Genau, Antje, wir sitzen auf einem Pulverfass, oder in einem, und das sind – meiner Meinung nach, diese im Körper gebundene Traumarückstände. Vertrauen kann man nicht erzwingen, Vertrauen kann man nur erfahren. Hey, das freut mich, dass Dir die kalten Dusche auch so gut tun.
Ich tue,was mir gut tut und was mir sehr wichtig ist. Ich habe fast mein ganzes Leben mich mehr in der Landschaft als in Häusern aufgehalten, in meiner Kindheit, in meinem Berufsleben. Und ich habe sehr darunter gelitten, nicht mehr so mobil zu sein (ich kann schon noch laufen, aber taugt nicht für größere Spaziergänge). Ich habe eine mir Fremde gefragt, ob sie mir das Reiten beibringt, ich wollte wieder in der Landschaft unterwegs sein. Jetzt reiten wir schon lange ein mal die Woche zusammen durch die Landschaft, durch den Wald, quasseln, wie Frauen das gerne tun, oder genießen schweigend, wir sind Freundinnen geworden und sie nimmt kein Geld von Freundinnen, sie ist nicht mehr meine Lehrerin, sie sagt mir nicht, was ich tun muss, und so kann ich selber rausfinden, was ich spüre und wie es am besten geht, das kann sie ja auch nicht wissen. Meine Körperwahrnehmung ist meine Lehrerin. Das ist ein Hochgefühl nach dem Reiten.
Und wenn mein Körper wieder kalt wird und erstarrt, dann fahre ich ins Thermalbad, und wenn ich ins warme Wasser gehe, dann spüre ich das wieder auf der Haut und innen drin. Und zwischen durch gehe ich immer wieder zum Kneippschlauch unters kalte Wasser, um mich von der Kälte zu beleben und dann das warme Wasser wieder mehr zu spüren.
Ufff, das ist jetzt etwas chaotisch geworden - ich lass es trotzdem mal so stehen.
Euch einen schönen Tag und alles Liebe
Tilli