Hallo,

ich wende mich an euch, da ich gestern das Ergebnis meiner Kernspin des Kopfes bekommen habe: mehrere Glioseherdchen, linksbetont, die mit einer demyelinisierenden Erkrankung vereinbar sind.

Die Lumbalpunktion kommt wohl als nächstes auf mich zu, habe aber bis jetzt erst einen Termin in drei Wochen bekommen…versuche es aber bei anderen KH’s weiter. -bis dahin rätsel ich natürlich rum, ob das jetzt MS sein könnte? Ich war wegen chronischer Kopfschmerzen beim Radiologen, die hab ich in der selben Intensität jetzt bald 4 Jahre, auch sonst habe ich weder Gangunsicherheiten, noch DOppelbilder oder so, eben nur Kopfschmerzen…und Angst vor der Untersuchung und Diagnose. Ist es sehr schlimm? Kann es Ms sein?

Vielen Dank!!!
Astrid

Hallo Astrid,
meine 1. Lumbalpunktion hatte ich im Sept 02 in der Uniklinik. (Augenarzt überwies mich als Notfall wegen einer Sehnerventzündung mit Verdacht auf MS). Nach vielen Untersuchungen in der Uni wurde die LP gemacht. Meine Angst davor (Zimmergenossin hatte LP 2 Tage vor mir und machte einen ziemlichen Aufstand) war unbegründet. Ich empfand die LP als unangenehm, jedoch nicht schmerzhaft. Nachwirkungen waren lediglich 2 - 3 Stunden starke Kopfschmerzen, obwohl ich die Anweisungen des Arztes genau befolgte (viel Trinken und 2 - 3 Stunden ruhig in Rücklage liegen). Im Juli 03 wurde bei meinem Neurologen nochmals eine LP ambulant vorgenommen, problemlos ohne Nachwirkungen. Mag sein, dass das von Pat zu Pat unterschiedlich ist.
Viel größer aber als die Angst vor der LP war die Ungewissheit bis zur Diagnosestellung MS. Ich hab in der Uni in den 14 Tagen 6 kg abgenommen (leider zwischenzeitlich wieder zugelegt). So kenn ich mich aber: Ich kann mit schlechten Nachrichten/Tatsachen besser umgehen, als mit Ungewissheit oder irgendwelchem Verdacht.
Aber auch dass ist wahrscheinlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Muss vielleicht noch erwähnen, dass ich eine jahrelange Odysee von Arzt zu Arzt hinter mir hatte, mit den diffusesten Befunden (Orthopäde, Zahnarzt usw.). Dachte schon ich sei bekloppt oder eine “eingebildete Kranke”, da ich eben Symptome, wie Taubheitsgefühle und Ameisenlaufen in Beinen, Stolpern, Stürze, Doppelbilder u. Schleiersehen immer wieder hatte und niemand von den Ärzten darauf näher einging - bis ich dann einen neuen Augenarzt aufsuchte. Der reagierte dann prompt (vielleicht war es mein Glück, dass er in seiner Praxis eine Mitarbeiterin mit MS hat!?). Er sagte mir auch, dass MS die Krankheit mit den 1000 Gesichtern genannt wird.
Also - aus meiner Sicht - kann ich Dich in Bezug auf die Lumbalpunktion beruhigen. Lass es auf Dich zukommen, Kopf hoch es ist zu ertragen. Dann hast Du wenigstens Gewissheit - es muss nicht MS sein.
Alles Gute für Dich Astrid und melde Dich mal wieder
Gerlinde

Ich hab meine Diagnose erst seit knapp 1 Monat. Na und? Soll ich jetzt schon darüber nachdenken ob ich mal im Rolli sitze? Vielleicht erwischt mich ein Auto und ich lebe deshalb nur mehr 1 Jahr. Ich schleife meinen rechten Fuß nach, hinderlich zwar, na und. Wozu gibts Gehstöcke! Meine Geschwindigkeit ist atemberaubend langsam, aber meine Reichweite hat sich erhöht! Kann zwar niemanden mehr nachlaufen aber dafür eine mit dem Stock am Kopf hauen wenn er frech wird! Bin ich müde, leg ich mich hin. Sollten dumme Kommentare von außen kommen - Spinnst, oder bist dumm - sag ich nur mehr ja, habs sogar schriftlich das ich einen Defekt im Gehirn habe. Habs natürlich schon deshalb etwas leichter, da ich Hausfrau bin und mir die Zeit besser einteilen kann.
Wer an Vergesslichkeit leidet und Zettel schreibt, denkt Euch, die Papierindustrie muß ja schließlich auch von was leben.
Ich denke mir immer - ist es wirklich so schlimm was ich im Moment für Symptome habe oder mache ich sie gedanklich schlimmer als sie sind.
Vielleicht habe ich es auch einfacher mit MS zu leben, da ich über 15 Jahre unter Streßdurchfall aufgrund von Angst-und Panikattaken litt. Seit ca. 4 Jahren habe ich ein super Medi was mir die Angstzustände genommen hat, bzw. ich cool damit umgehen kann.
Da haut mich MS auch nicht mehr um.
Brauch ich mal die Krücken - bei Spaziergängen nehm ich die lieber als einen einzelnen Stock - dann sag ich nur: Heut geh ich mir Vier-Rad-Antrieb!
Seien wir froh das wir jetzt mit dieser Krankheit leben und nicht vor 30 Jahren! Weder die Akzeptanz, noch Medikamente, noch die Hilfmittel waren damals so weit wie heute.
Außerdem - Internet gabs auch noch nicht wo man sich austauschen konnte. Habens wir heute doch viel leichter.
MS ist kein Todesurteil!! Und normalerweise schmerzlos, unangenehm - ja, aber sonst? Manche bekommen Krankheiten bei der Geburt mitgeliefert, andere bekommen sie zwischendurch und das Alter hält sowieso so manches für uns bereit. Manche haben alles am Lebensweg.

Familie, Freunde und das Leben nicht vergessen - dann macht das Leben weiterhin Freude.

Susi