Hallo,
hier ein Beitrag einer geschätzten ehemaligen Foristin, besonders versiert in der häuslichen Gabe von Kortison in Tablettenform zur Schubtherapie :
Renate_S März 2018 :
“”" Hallo Uwe,
erster Fehler deines Neuros: Urbason ist nicht Prednisolon, sondern Methylprednisolon! (Den würde ich gleich mal nachsitzen lassen!) Lass dir nicht weismachen, dass das egal ist. Ist es nicht! Die Methylierung schwächt die mineralocorticoiden Nebenwirkungen des Prednisolons etwas ab, aber sie sind immer noch vorhanden.
Prednisolon (Solu-Decortin H) habe ich bei meinem Diagnose-Schub 2005 infundiert bekommen, 4 x 500 mg, und diese Tölpel im Weißkittel hatten die Fachinformation dazu nicht gelesen. (Brauchen wir nicht, wir können’s so!) Sie hatten den Warnhinweis ignoriert, dass bei hohen Dosen der Serumkaliumspiegel zu kontrollieren ist.
Nach der zweiten Infusion hatte ich bereits Herzrasen (220/min), hatte also durch 2 x 500 mg Prednisolon bereits eine Hypokaliämie bekommen. Ich war kurz vor dem Umzug auf die Intensivstation. Mit einer Menge Betablocker bremsten sie dann mein Herzrasen ab. Auf die Idee, mir Kalium zu geben, kamen sie nicht!
Ich bin überzeugt, dass die Cortison-Todesfälle, durch die in den 70er Jahren mancher Arzt traumatisiert und zum fanatischen Cortison-Hasser wurde, auf Behandlungsfehler wie diesen zurückzuführen waren. Darum gilt bei der gefährlichen Kombination Neurologe & Cortison immer: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser!
Ich würde weder Prednisolon (Decortin H) noch Methylprednisolon (Urbason) nehmen, sondern Dexamethason (Fortecortin). Es gibt von allen Cortisonen jede Menge Generika, man muss also nicht das Originalpräparat nehmen (und auch nicht den Originalnamen erwähnen).
Dexamethason hat fast gar keine mineralocorticoiden Nebenwirkungen, außerdem ist es besser schrankengängig als die beiden anderen, nicht fluorierten Corticoide. Durch seine sehr lange Halbwertszeit schleicht es sich sozusagen selbst aus.
Die Standarddosis beim Dexamethason ist 40 mg am Tag, fünf Tage lang; die Gesamtdosis ist frühmorgens einzunehmen. Höhere Dosen bekommt man fast nur stationär. Die 40 mg sind die Dosis für einen erwachsenen Mann; Frauen und Senioren brauchen weniger. 40 mg ist auch das Kaliber der gängigsten Dexa-Fertigspritze.
Ich nehme am 1. und 2. Tag 32 mg und gehe dann runter. Da Dexamethason eine sehr lange Halbwertszeit hat, kumuliert es; es wird langsamer abgebaut als zugeführt. Wieviel du brauchst, kannst du nur selbst ermitteln, innerhalb des “Dosierungsfensters” von max. 40 mg/d.
Als Begleitmedikation nimmt man lege artis einen Protonenpumpeninhibitor (PPI, z.B. Omeprazol) und einen Thromboseschutz (z.B. Heparin s.c.). Außerdem isst man glucosearm, da der Blutzucker unter Cortison gerne mal entgleist.
Die “intermittierenden Steroid-Pulse” sind schon lange eine gebräuchliche Behandlungsoption bei progredienten Verläufen; mir hilft ein solches “System Reset” immer mal wieder auf die Beine.
Liebe Grüße
Renate “”"
Liebe Grüße