:exclamation: Disclaimer: Ich habe keine medizinische Ausbildung, ich bin eine Betroffene. Die Informationen sind von mir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert worden, trotzdem kann ich die Richtigkeit nicht garantieren.
Diese Zusammenstellung soll nur einen ersten Überblick schaffen. Bitte sucht ggf. einen Arzt auf! Nur dieser kann nach erfolgter Diagnostik eine sichere Diagnose stellen.
Falls ihr falsche Infos findet, sagt bitte Bescheid.

Ich war mal so frei, einen Thread in Anlehnung an @Paule s Thread “Erste Infos für Neubetroffene?” zu erstellen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Personen, die sich fragen, ob sie MS haben und für Neubetroffene hilfreich sein könnte, einen ersten Überblick über Infos rund um die Diagnose zu bekommen. Deswegen habe ich mal versucht, Fragen zu beantworten, die ich in Threads von “Neulingen” häufig gelesen habe oder bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass man sie haben könnte.

Falls euch noch Fragen einfallen oder ihr Ergänzungen habt, immer her damit. :wave:

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1.1 Kann man MS haben, wenn das MRT unauffällig ist?
Nein. Nach den McDonald-Kriterien zur Diagnose von Multipler Sklerose müssen Läsionen im MRT vorliegen. Eine rein klinische Diagnose, also eine Diagnose, die nur auf dem vorliegenden Beschwerdebild fußt, ist also nicht möglich.
Zudem darf keine andere Erklärung vorliegen, die die vorliegenden Beschwerden besser erklären würden (Ausschlussdiagnose). [1]

1.2 Sieht man MS im Blutbild?
Grundsätzlich kann MS nicht durch ein Blutbild diagnostiziert werden, weil es aktuell keinen Marker gibt, der die Diagnose sicher zulässt. Allerdings ist das Blutbild ein wichtiger Bestandteil der MS-Diagnostik, weil andere Krankheiten ausgeschlossen werden müssen, um die Diagnose MS stellen zu können. [1] [2]

1.3 Was zeigt eine Lumbalpunktion bei MS?
Die Lumbalpunktion ist zum einen wichtig, um andere Krankheiten, die ähnliche Symptomatiken hervorrufen können, auszuschließen und zum anderen wird geprüft, ob sich im Liquor oligoklonale Banden und/oder freie Leichtketten, also bestimmte Eiweiße, vorkommen, die typischerweise bei MS-PatientInnen vorkommen. (Das Nicht-Vorhandensein dieser Eiweiße schließt die Diagnose aber nicht aus.) [2]

1.4 Können Läsionen im MRT auch von anderen Ursachen kommen?
Ja, es gibt verschiedene Ursachen für Hirn- und Rückenmarksläsionen. Diese gilt es durch eine gründliche Diagnostik auszuschließen, besonders wenn es Auffälligkeiten in der MRT, der Liquordiagnostik oder sonstige Auffälligkeiten gibt. [3]

1.5 Wie lange nach einem Schub sieht man Veränderungen im MRT?
Frische Läsionen erkennt man in der T1-Sequenz idR daran, dass sie Kontrastmittel aufnehmen. Dies tun sie meist über Tage oder Wochen (der Median ist 3 Wochen), selten auch länger, wobei eine Kontrastmittelaufnahme über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten Anlass sein sollten, die Diagnose ggf. zu prüfen. Alte sowie neue Läsionen zeigen sich in der T2-Sequenz. [4]

1.6 Gibt es MS ohne Nachweis von oligoklonalen Banden?
Ja, grundsätzlich ist eine MS-Diagnose ohne olgioklonale Banden möglich. Allerdings sollte beim Fehlen oligoklonaler Banden eine genaue Überprüfung möglicher Differenzialdiagnosen erfolgen, da dieses Fehlen eine Auffälligkeit ist. [3]

1.7 Habe ich einen MS-Schub (gehabt)?/Wie erkennt man einen Schub?
Per Definiton ist ein Schub ein Auftreten neurologischer Symptome, die klinisch berichtet/festgestellt werden können und mindestens 24 Stunden andauern. (Außerdemn muss ein Abstand von mindestens 30 Tagen zum letzen Schub bestehen und das Auftreten der Symptome darf nicht durch Hitze, Infektionen oder andere erklärbare Ursachen hervorgerufen werden.)
Das kurze, isolierte Auftreten von Symptomen wie Spasmen oder Trigeminusneuralgie fällt grundsätzlich nicht unter die Defintion eines Schubs. Handelt es sich um ein episodisches Vorkommen, das länger als 24 Stunden andauert, kann aber von einem Schub gesprochen werden. [5]

1.8 Welche Krankheiten können ähnliche Symptome wie MS verursachen?
Eine Übersicht von möglichen Differenzialdiagnosen findet sich beispielsweise hier.

1.9 Wie zuverlässig sind VEPs (visuell evozierte Potenziale)?
Bei den meisten MS-Betroffenen (80%) mit gesicherter Diagnose zeigen sich pathologische Ergebnisse bei dieser Untersuchung. Allerdings gibt es auch andere Erkrankungen, die pathologische Ergebnisse verursachen können. Pathologische Ergebnisse müssen also nicht bedeuten, dass MS vorliegt. [6]

2.0 Hat Kortison Einfluss auf den Krankheitsverlauf?
In Studien konnte gezeigt werden, dass Kortison sich in den ersten fünf Behandlungswochen die Schubdauer günstig beeinflussen kann. Für einen Einfluss auf die langfristigen MS-bedingten Schäden gibt es derzeit keine Belege. [5]

2.1 Ich habe [beliebiges Symptom]. Kann das ein MS-Symptom sein?
Einen guten Überblick über die häufigsten Erstsymptome gibt es hier bei der DMSG.
Dabei ist zu beachten, dass ein Schub erst dann als Schub definiert wird, wenn dieses Symptom oder der Symptomkomplex über 24 Stunden lang andauert. [5]

:bulb: Abschließend noch ein kleiner Tipp für Forums-Neulinge, den @tournesol eingebracht hat: über die Suchfunktion in der Kopfzeile ist es möglich, das Forum nach bestimmten Begriffen zu durchsuchen. So könnt ihr schauen, ob eure Frage oder das Thema, das euch interessiert, schon mal aufgegriffen wurde.

Begriffserklärungen:
Läsion: Schädi­gung, z.B. von Gewebe oder Nerven
Spastik: Krankhaft erhöhte Muskelspannung
Spasmus: Muskelkrampf
T1-/T2-Sequenz: Elektromagnetische Pulssequenz bei einer MRT
Parästhesie: “Ameisenkribbeln”, das bei bestimmten Nervenschädigungen im Rückenmark vorkommen kann
Hyphästhesie: herabgesetztes Empfindungsvermögen

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Quellen:
[1] Hemmer B., Gehring K. et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2024, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. S.20ff Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 19.10.2025)
[2] Wie wird die Diagnose «Multiple Sklerose» gestellt? Online: Wie wird die Diagnose «Multiple Sklerose» gestellt? | Schweiz. MS-Gesellschaft (abgerufen am 19.10.2025)
[3] Hemmer B., Gehring K. et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2024, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. S.24ff Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 19.10.2025)
[4] Rovira, À., Barkhof, F. (2018). Multiple Sclerosis and Variants. In: Barkhof, F., Jager, R., Thurnher, M., Rovira Cañellas, A. (eds) Clinical Neuroradiology. Springer, Cham. Multiple Sclerosis and Variants | SpringerLink
[5] Hemmer B., Gehring K. et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2024, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. S.27(ff) Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 19.10.2025)
[6] Wöhrle, J.C. (2020). Evozierte Potentiale (VEP, AEP, SEP). In: Berlit, P. (eds) Klinische Neurologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. Evozierte Potentiale (VEP, AEP, SEP) | SpringerLink

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Schön, dass du dir die Mühe gemacht hast, einen Überblick zusammenzustellen. Was mir dazu einfällt, soll keine Kritik sein.

Hast du diesen Überblick allein nur aus den angegebenen Quellen erstellt oder mit Hilfe einer KI oder angelehnt an einen vorhandenen Text? Dann würde ich das angeben. Einfach der Korrektheit halber, nicht um deine Leistung zu schmälern.

Im Disclaimer würde ich, anstatt im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen, schreiben, dass nur ein Arzt nach speziellen Untersuchungen eine Diagnose stellen kann.

Bei 1.1 würde ich dazuschreiben, welche MRTs, da man ja Läsionen in verschiedenen Bereichen haben kann und auch schon die Frage war, ob es trotzdem MS sein kann, wenn nur ein MRT vom Kopf gemacht wurde und da nichts zu sehen war.

1.9 würde ich bei einem 1. Überblick weglassen. Wenn Kortison ansteht, liegt ja schon eine ärztliche Diagnose vor.

Gerade fällt mir auf, dass Punkt 1.6 zweimal vergeben wurde. Evtl. kann auch der 2. Punkt 1.6 entfallen um das Ganze nicht zu lang werden zu lassen.

Bevor ich mich näher damit befasst hatte, kannte ich die Fachbegriffe nicht, wusste z.B. nicht, was Läsionen sind und konnte mir unter Spasmen nichts genaues vorstellen, d.h. man sollte die vielleicht kurz erklären.
Vielleicht noch kurz auf Parästhesien /Kribbeln, Taubheit eingehen, was oft als 1. Symptom auffällt und bei Anfragen genannt wird.

Ich würde noch schreiben, dass man durch die Lupe oben in der Kopfzeile Beiträge zu weiteren Fragen finden kann.

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Super Puisa❤️

Eine Sache würde ich noch einflechten.
Dadurch wird ggf. deutlich dass das Forum für das einfache Kribbeln von Körperteilen (Gott sei dank!) nicht der richtige Ort ist.

MS ist eine Ausschlussdiagnose!
Das bedeutet der Patient wird vorher von Ärzten auf den Kopf gestellt.

Wenn es nichts anderes ist und Läsionen in verschiedenen ORTEN UND zu verschiedenen ZEITEN auftreten wird nach MC Donald Kriterien die Diagnose gestellt.

Ich hab keine Quelle würde aber denken das passt zu MC Donald und würde immer auf Neurologen verweisen.

Vielen Dank für den Thread. Der hilft bestimmt um den einen oder anderen zu beruhigen.:four_leaf_clover:

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Danke für eure Anmerkungen, @tournesol und @Sunny_Yellow. Ich habe sie jetzt in meinem Bearbeitung nochmal eingearbeitet. :+1:

Also zum einen richtet sich der Post ja auch an Leute, bei denen nur der Verdacht im Raum steht. Zum anderen habe ich die Frage hier und in Sozialen Medien schon oft gelesen, weil sie ja auch irgendwo für den weiteren Verlauf wichtig sein.
Hat jemand z.B. mit der ersten Kortisonstoß-Therapie schlechte Erfahrungen gemacht, sollte die Person keine Angst haben müssen, bleibende Behinderungen durch das Ablehnen von Kortison zu riskieren. Zumindest gibt es dafür keine Evidenz.

Die Übersicht habe ich mit dem Wissen, das ich mir in den letzten drei Jahren u.a. aus Neurologiebüchern und Journals angeeignet habe, und mit Quellen, die die Aussagen belegen, erstellt.
Ehrlich gesagt, habe ich in die Übersicht etwas mehr als drei Stunden gesteckt und mich hier wirklich oft gegen KI-Recherche ausgesprochen, da finde ich den KI-Verdacht zugegeben etwas unschön. :sweat_smile:

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Wow, was für eine Leistung! Ich ziehe meinen Hut :smiling_face_with_three_hearts:

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Vielen lieben Dank @Puisa ! Die Qualität spürt man🤗 Das wird bestimmt einige Leute beruhigen.

Ich werde das bei nächste mal nutzen und hier hin verlinken… bei Leuten die “Neu hier” sind.

GLG Sunny☀️

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Tut mir leid. Es war kein Verdacht, ich hielt es nur nicht für ausgeschlossen, dass du sie verwendet hast. Es ist ja selbst für Fachleute meistens nicht eindeutig zu erkennen, ob KI für eine Arbeit verwendet wurde.
Du könntest es auch als Anerkennung sehen, da heutzutage kaum noch was ohne KI gemacht wird, was dann perfekt wirkt.

Ich habe nichts gegen KI Recherche, wo oft ein gutes Ergebnis raus kommt, und verwende sie auch manchmal, würde mich nur nicht allein darauf verlassen, sondern sie eher als 1. Entwurf sehen, der zu überprüfen und ggf. abzuändern ist.

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Klasse, @Puisa

Finde ich super, die Arbeit die du dir gemacht hast. Vielen Dank!

Klingt für mich erstmal richtig gut und machbar, die „alten Häs*innen :kissing_heart:können da ja gut drauf verweisen.

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Zum Thema „Schub“ wäre ggf. interessant, etwas zur erwarteten Dauer zu schreiben. In einer Studie wurde folgendes beobachtet:

*… während der Nachbeobachtungszeit erholten sich 94% der Patienten, davon 93 % innerhalb eines Jahres (mediane Zeit bis zur Erholung 71 Tage, 95 % Konfidenzintervall: 66 bis 75 Tage. Stärkere Schübe d.h. mit Beteiligung des Darms und der Blasen Funktionssysteme, dauerten etwas länger.

Kortikosteroide beschleunigten zwar die Rückbildung von Schüben, hatten jedoch keinen Einfluss auf die anschließende Erholung. In 38% der Fälle traten Schübe mit Veränderungen des EDSS-Wertes bei stabilem MRT-Befund auf wobei dies öfters bei älteren Patienten auftrat“…

https://www.researchgate.net/publication/396412671_Extended_window_of_relapse_recovery_in_RRMS_an_analysis_of_the_DECIDE_dataset

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Kurze Anmerkung noch:
Bei T1-/T2-Sequenz … fehlt was. Ich vermute, es soll heißen … bei einer MRT Aufnahme

Dass ich die Suchfunktion eingebracht habe, kannst du gern weglassen. Diese Kleinigkeit spielt ja keine Rolle.