1.1 Kann man MS haben, wenn das MRT unauffällig ist?
Nein. Nach den McDonald-Kriterien zur Diagnose von Multipler Sklerose müssen Läsionen im MRT vorliegen. Eine rein klinische Diagnose, also eine Diagnose, die nur auf dem vorliegenden Beschwerdebild fußt, ist also nicht möglich.
Zudem darf keine andere Erklärung vorliegen, die die vorliegenden Beschwerden besser erklären würden (Ausschlussdiagnose). [1]
1.2 Sieht man MS im Blutbild?
Grundsätzlich kann MS nicht durch ein Blutbild diagnostiziert werden, weil es aktuell keinen Marker gibt, der die Diagnose sicher zulässt. Allerdings ist das Blutbild ein wichtiger Bestandteil der MS-Diagnostik, weil andere Krankheiten ausgeschlossen werden müssen, um die Diagnose MS stellen zu können. [1] [2]
1.3 Was zeigt eine Lumbalpunktion bei MS?
Die Lumbalpunktion ist zum einen wichtig, um andere Krankheiten, die ähnliche Symptomatiken hervorrufen können, auszuschließen und zum anderen wird geprüft, ob sich im Liquor oligoklonale Banden und/oder freie Leichtketten, also bestimmte Eiweiße, vorkommen, die typischerweise bei MS-PatientInnen vorkommen. (Das Nicht-Vorhandensein dieser Eiweiße schließt die Diagnose aber nicht aus.) [2]
1.4 Können Läsionen im MRT auch von anderen Ursachen kommen?
Ja, es gibt verschiedene Ursachen für Hirn- und Rückenmarksläsionen. Diese gilt es durch eine gründliche Diagnostik auszuschließen, besonders wenn es Auffälligkeiten in der MRT, der Liquordiagnostik oder sonstige Auffälligkeiten gibt. [3]
1.5 Wie lange nach einem Schub sieht man Veränderungen im MRT?
Frische Läsionen erkennt man in der T1-Sequenz idR daran, dass sie Kontrastmittel aufnehmen. Dies tun sie meist über Tage oder Wochen (der Median ist 3 Wochen), selten auch länger, wobei eine Kontrastmittelaufnahme über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten Anlass sein sollten, die Diagnose ggf. zu prüfen. Alte sowie neue Läsionen zeigen sich in der T2-Sequenz. [4]
1.6 Gibt es MS ohne Nachweis von oligoklonalen Banden?
Ja, grundsätzlich ist eine MS-Diagnose ohne olgioklonale Banden möglich. Allerdings sollte beim Fehlen oligoklonaler Banden eine genaue Überprüfung möglicher Differenzialdiagnosen erfolgen, da dieses Fehlen eine Auffälligkeit ist. [3]
1.7 Habe ich einen MS-Schub (gehabt)?/Wie erkennt man einen Schub?
Per Definiton ist ein Schub ein Auftreten neurologischer Symptome, die klinisch berichtet/festgestellt werden können und mindestens 24 Stunden andauern. (Außerdemn muss ein Abstand von mindestens 30 Tagen zum letzen Schub bestehen und das Auftreten der Symptome darf nicht durch Hitze, Infektionen oder andere erklärbare Ursachen hervorgerufen werden.)
Das kurze, isolierte Auftreten von Symptomen wie Spasmen oder Trigeminusneuralgie fällt grundsätzlich nicht unter die Defintion eines Schubs. Handelt es sich um ein episodisches Vorkommen, das länger als 24 Stunden andauert, kann aber von einem Schub gesprochen werden. [5]
1.8 Welche Krankheiten können ähnliche Symptome wie MS verursachen?
Eine Übersicht von möglichen Differenzialdiagnosen findet sich beispielsweise hier.
1.9 Wie zuverlässig sind VEPs (visuell evozierte Potenziale)?
Bei den meisten MS-Betroffenen (80%) mit gesicherter Diagnose zeigen sich pathologische Ergebnisse bei dieser Untersuchung. Allerdings gibt es auch andere Erkrankungen, die pathologische Ergebnisse verursachen können. Pathologische Ergebnisse müssen also nicht bedeuten, dass MS vorliegt. [6]
2.0 Hat Kortison Einfluss auf den Krankheitsverlauf?
In Studien konnte gezeigt werden, dass Kortison sich in den ersten fünf Behandlungswochen die Schubdauer günstig beeinflussen kann. Für einen Einfluss auf die langfristigen MS-bedingten Schäden gibt es derzeit keine Belege. [5]
2.1 Ich habe [beliebiges Symptom]. Kann das ein MS-Symptom sein?
Einen guten Überblick über die häufigsten Erstsymptome gibt es hier bei der DMSG.
Dabei ist zu beachten, dass ein Schub erst dann als Schub definiert wird, wenn dieses Symptom oder der Symptomkomplex über 24 Stunden lang andauert. [5]
Abschließend noch ein kleiner Tipp für Forums-Neulinge, den @tournesol eingebracht hat: über die Suchfunktion in der Kopfzeile ist es möglich, das Forum nach bestimmten Begriffen zu durchsuchen. So könnt ihr schauen, ob eure Frage oder das Thema, das euch interessiert, schon mal aufgegriffen wurde.
Begriffserklärungen:
Läsion: Schädigung, z.B. von Gewebe oder Nerven
Spastik: Krankhaft erhöhte Muskelspannung
Spasmus: Muskelkrampf
T1-/T2-Sequenz: Elektromagnetische Pulssequenz bei einer MRT
Parästhesie: “Ameisenkribbeln”, das bei bestimmten Nervenschädigungen im Rückenmark vorkommen kann
Hyphästhesie: herabgesetztes Empfindungsvermögen