“Keine Heilung”

Dr. Jürgen Koehler zu neuen Forschungsansätzen

Vom 21.04.2007

MAINZ/HAMBURG

Der frühere geschäftsführende Oberarzt der Abteilung für Neurologie an der Universität Mainz und jetzige Chefarzt an der Asklepios Klinik Nord in Hamburg, Privatdozent Dr. Jürgen Koehler, referiert am landesweiten Multiple-Sklerose-Tag in Mainz über den aktuellen Stand der MS-Therapie.

Was ist Multiple Sklerose (MS)?

Koehler: Die Multiple Sklerose - zu Deutsch vielfache Verhärtung - ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem gegen körpereigene Zellen aktiv wird. Es kommt zu Entzündungen im Zentralen Nervensystem, das heißt im Gehirn und im Rückenmark.

Interview

An welchen MS-Medikamenten wird zur Zeit geforscht?

Koehler: Aktuell wird mit so genannten monoklonalen Antikörpern geforscht. Diese Antikörper blockieren die Aktivierung der Entzündungszellen.

Sind Medikamente dieser Art schon zugelassen?

Koehler: Ja, man bekommt bereits Medikamente dieser Art. Die Wirkeffizienz ist bei diesen Medikamenten deutlich stärker als bei den etablierten Medikamenten wie Interferon ß oder Glatiramerazetat. Allerdings gibt es ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko: Bei einem von 1000 Patienten kann es nach aktuellen Kenntnissen zu einer Virusentzündung des Gehirns kommen, die zu schweren Behinderungen oder gar zum Tod führen kann.

Glauben Sie, dass es irgendwann möglich sein wird, MS zu heilen?

Koehler: Ich denke nicht, dass innerhalb der nächsten 50 Jahre eine Heilungsmethode gefunden wird.

Das Interview führte

Katja Wojtynowski/ Quelle Main-Spitze

… komisch, diese 50-Jahres-Frist ist mir schon bei dem Film “Nina” aufgefallen … wenn es hieße 5 Monate oder 5 Jahre, hätte man den Eindruck, man arbeite an etwas, das irgendwann einmal zu einem Ergebnis oder wenigstens zu einer Richtung Ergebnis führt - aber wie um alles kommt man auf 50 Jahre ???

Was auch noch SEHR interessant wäre: welche sind die “Medikamente dieser Art” - nicht, daß man sowas mal verpaßt bekommt, ohne zu wissen, daß man einer dieser 1000 Patienten ist …

Hat da wer 'ne Ahnung, wovon hier die Rede ist?

Schönes sonniges Wochenende
AHT

Steht doch drin. Einfach lesen: gemeint sind monoklonale AK. Und man bekommt die nicht einfach “verpaßt, ohne zu wissen”. Man bekommt sie verschrieben und infundiert, und das merkt man in der Regel. Außerdem sind es schon weit mehr als 1000, die es bekommen.

aht meinte wahrschenlich welches medikament.
ist tysabri nicht das gemeinte?
der virusbefall kam aber nur in der studie vor, die den behandelten tysabri UND ein interferon gab.
50 jahre heißt imho einfach nur, daß es keine heilungsansätze gibt. wie auch, weiß man doch noch gar nicht, durch was ms ausgelöst wird. sollte man das irgendwann wissen, wird man auch an der heilung arbeiten.
wichtig ist, daß ms im prozess bald gestoppt wird.
das würde jedenfalls den neuerkrankten helfen.
und das wird sicherlich in unter 50 jahren erreicht werden.
wahrscheinlich innerhalb des nächsten jahrzehnts.
mit tysabri ist die progression nochmal um 50% verlangsamt worden(im statistischen vergleich zu glatirameracetat oder interferonen).
selbst bin ich seit zwei jahren völlig beschwerdefrei und schublos mit glatirameracetat.
also eine deutlich grössere verminderung gegenüber den statistischen zahlen.
hoffen wir auf neue progressionsstoppende medikamentengenerationen.
und für alle, die schon einen chronischen verlauf haben, daß medikamente gefunden werden, die die demyelisierung reparieren können.
alles gute
sascha

Danke Sascha - Du hast verstanden, was ich gemeint hab’

… und das mit den 50 Jahren erschien mir auch so dermaßen aus der Luft gegriffen, daß ich es mir nur mit Hilflosigkeit erklären konnte …

Wünsche Dir eine weiterhin schub- und beschwerdefreie Zeit

Gruß
AHT

Ich war gerade in einem Vortrag zur MS er war motivierend und deprimierend zugleich. Mir ist verschiedenes klar geworden z.B. warum man frühzeitig mit einer Interferon-Therapie anfangen soll. (Um die Spätfolgen zu minimieren) Ist Euch eigentlich bewußt, daß das Gebiet der MS erst seit elf Jahren intensiv beforscht wird? In dieser Zeit wurden schon etliche ziemlich wirksame Medikamente entwickelt. Die Anzahl der sich zur Zeit in Studien befindlichen liegt um die vierzig. Es wird viel gelernt auch an uns logo, aber da die Wunderpille, die uns heilt noch nicht gefunden ist müssen wir mit dieser Krankheit leben und uns möglichst Spezialisten suchen die auf dem neuesten Stand der Entwicklung sind. Dort liegt unter anderem gegenwärtig das Problem, daß viele mit der Informationsflut überfordert sind. Leider ist MS eine hochkomplexe Krankheit, die noch viele Fragen aufwirft. Es kann heute die MS beeinflußt werden aber noch nicht geheilt. Die regenerativen Therapien stecken noch in den Kinderschuhen, aber auch hier gibt es Ideen die vermutlich in einer Therapie münden.
Also die Geschichte mit den 50 Jahren hat mit den ganzen Studien die eine Medikamententwicklung begleiten zu tun. Vielleicht haben wir ja Glück und es geht viel schneller als gedacht. (Hofen darf man ja, auch wenn es vollkommen unwissenschaftlich ist)
LG Tine