Wie geht die Story vom Selleriesaftmann?

Wie seht ihr die zeitliche Perspektive, sofern die weiteren Studien nicht scheitern? Wann könnte es soweit sein?

Vielleicht habe ich es auch überlesen.

Perspektive bis zur Zulassung eines marktreifen Endprodukts nach erfolgreicher Phase 3 Studie? Bis etwa 2030 halte ich für möglich, zumindest wenn Novartis Cellerys nach erfolgreicher Phase 2 Studie tatsächlich übernimmt (die Option dazu haben sie erworben).

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Nein, leider nicht.

Ich bin grundsätzlich etwas skeptisch was Medikamentenwirksamkeit angeht…

Ich hab jetzt seit 31 Jahren MS und gefühlt alle paar Jahre wird eine neue Sau durch’s Dorf getrieben…

Immer heißt es “Vielversprechend”, “Neuer Ansatz” etc. Aber egal ob Basis- oder Eskalationstherapie, sind die Medikamente meist mehr Nebenwirkungsträger als in irgendeiner Form hilfreich.

Und Alle die behaupten Medikamente hätten ihnen geholfen, können doch gar nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob das Medikament oder das körpereigene Immunsystem die Heilung begünstigt haben.

Die letzten Jahre war der “heiße Scheiß” uns umgelabelte Krebsmodikamente, die bei Krebs keinen wirklichen Absatzmarkt gefunden haben, anzudrehen, um sich Studien zu sparen und schneller Geld zu verdienen.

Viele Medikamente wurden auch zu wenig erforscht und dann wegen hoher Unverträglichkeit wieder vom Markt genommen nachdem wir als Versuchskaninchen hinhalten durften… sowas sollte bereits in Studien ausgeschlossen werden, aber damit lässt sich ja dann noch kein Geld verdienen…

Kapitalismus funktioniert nunmal nach dem Recht des Stärkeren (in dem Fall des Reicheren) - davor macht auch die MS-Forschung keinen Halt.

Also ich glaube nicht wirklich an die Markteinführung eines bahnbrechenden Medikamentes, dafür wurde die Story schon zu oft erzählt :wink:

Ich lebe schon so lange mit der Krankheit, und das ohne mein Immunsystem zu unterdrücken, dass ich nicht wirklich daran glauben kann, dass das der Gamechanger sein soll…

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Ja, der Ansatz ist alt.

Ich glaube mich zu erinnern, dass Prof. Martin und Prof. Heesen in einem Vortrag vor MS-Patienten am UKE erwähnten, dass entsprechende Forschungen (= zur Wiederherstellung der Immuntoleranz bei MS) bis in die 1970er-Jahre zurückreichen.

In den 00er-Jahren waren es dann lächerliche 3 Mio Euro, die gefehlt haben, um die erfolgreiche Phase-I-Studie in die nächste Phase zu überführen.

Den TV-Beitrag vom NDR zum Thema gibt’s leider nicht mehr.

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Lesenswerter Artikel aus 2021 zur Minderheitsbeteiligung von Novartis am Start-up Cellerys, zur Bedeutung einer möglichen, künftigen Übernahme durch Novartis und zu weiteren Details der geplanten MS-Zelltherapie CLS12311.

U. a.:

  • Marktreife in 6 bis 8 Jahren (aus damaliger Sicht bis 2027 - 2029)

  • Darmbakterien liefern die Zielantigen-Peptide (demnach wäre MS eine Molekulare Mimikry bestimmter Darmbakterien, nicht von EBV)

  • Entwicklung einer One- oder Two-Shot-Zelltherapie (ein bis zwei Injektionen und dann nie wieder)

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Ich bin mir nichtmal sicher ob diese ganze Theorie vom “verrückt spielenden Immunsystem” in irgendeiner Form Hand und Fuß hat…

Eine meiner persönlichen Theorien ist, dass das Immunsystem nicht sich selbst, sondern Viren die sich in den Nervenbahnen verstecken (HPV, EBV) aufspüren und beim Versuch diese zu vernichten ebenfalls das umliegende Nervengewebe zerstören, das klingt für mich um längen plausibler! …also ein Kampf des Körpers gegen körperfremde Viren - dann hätte diese Zerstörung der Nervenbahnen genauso ihren Sinn…

Genau, bis zu einer möglichen Zulassung, wenn Alles gut läuft. Danke!

(Beitrag vom Verfasser gelöscht)

Wieder mal MS und Darm!

Zitat:
“Diese verlockenden Ergebnisse identifizieren ein neues Autoantigen und legen nahe, dass ein möglicher Krankheitsauslöser eine Kreuzreaktivität mit aus Mikrobiota stammenden Peptiden sein könnte.”

Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/scitranslmed.aat4301

Kennst Du die Story nicht?
(Die geht so: Fehlgeleitete Zellen greifen das Immunsystem an. Allerdings macht er das EBV Virus in der Zelle verantwortlich. Das Virus versteckt sich (molecular mimikry) und breitet sich so in verschiedenen Phasen im Körper und den Organen aus …bis zum Beispiel “MS” ausbricht.
Das eigene Immunsytem entdeckt EBV in den Zellen der Organen und greift an.

CELERY juice mit einer speziellen Ernährung entzieht EBV das Futter insbesondere über den Darm. Das ist dann der erste Schlüssel zu einer langfristigen “Heilung” aller autoimmunen Erkrankungen, weitere Schlüssel hängen von der jeweilen AE ab.

Es gibt dann Reinigungsprogramme und
man muss dauerhaft bei seiner Ernährung bleiben, da EBV nicht heilbar ist.

Soweit seine “Geschichte” ohne Gewähr. Ist spannend geschrieben. Er hatte keine wissenschaftlichen Anspruch oder Forschungesergebnisse in den Büchern. Ich vermute er hat einen Zweig des o.g. alten Ansatzes irgend wo her.)

LG Sunny

Eine recht optimistische Einschätzung anbetracht des Umstands, dass das Zielantigen bei der MS nicht mal bekannt ist. Nochmal: den Ansatz mit veränderten Peptiden gibt’s seit 20 Jahren und unzählige Generationen glücklicher Mäuse sind schon damit behandelt worden. Das war aber EAE und nicht MS im Menschen. Dieser Unterschied sorgt schon seit Jahrzehnten dafür, daß entwichlungtechnisch „tolle“ MS Medikamente in der Praxis nicht mehr ganz so effektiv sind…

Dann kommt bei diesem RED4MS Ansatz hinterher womöglich eine mäßig gute Therapie raus, die temporär Aktivität unterdrücken kann. Sowas kann man beim aktuellen Portfolio an alternativen Therapien in der Pfeife rauchen.

Und zu den möglichen NW bisher kein Wort…wie siehts mit der veränderten Blutgerinnung aus, wenn rote Blutkörperchen zweckentfremdet…welcher Patient würde sich für ein entzündungsreduzierendes Medikament entscheiden, wenn als mögliche NW „Schlaganfall“ erwähnt wird…?

So zu tun, als ob eine erfolgreiche Markteinführung nur eine Frage der Zeit wäre, zeigt eigentlich, dass man die Komplexitäten vom Konzept noch nicht voll verstanden hat…die Frau vom Springer Verlag hat das jedenfalls nicht. Sollte sich lieber auf Artikel in der Blick fokussieren…

Der Vergleich hinkt aber heftig. Die chinesischen eAuto Hersteller haben den heimischen Markt mittlerweile komplett abgeräumt und die deutschen wohl inzwischen ebenfalls.

Wie bei der eMobiliät hat das Thema jedenfalls allgemein Potenzial und wenn man sich glücklich schätzen kann, ein entsprechendes Forschungsbudget einsetzen zu können, dann kann ja mittelfristig etwas rauskommen. Aber bestimmt nicht in vier Jahren… und die anderen Hersteller werden sicherlich problemlos nachziehen können.

Wir wünschen allen viel Erfolg :four_leaf_clover:

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Danke für die Erklärung. Ich hatte schon was ähnliches gefunden:

Das Thema scheint aber eher in Richtung Heilpraktiker Methoden zu gehen als pharmagestützter Grundlagenforschung.

Der Ansatz, dass EBV eine notwendige Voraussetzung für bestimmte Autoimmunkrankheiten ist, wird ja aktuell erforscht. Das Thema der molekularen Mimicry in MS mit dem EBV Antigen EBNA1 ebenfalls.

Das ist aber genauso wie Immuntoleranz in der MS alles Grundlagenforschung für die Zukunft. Es ist gut, dass daran gearbeitet wird damit zukünftige Generationen vielleicht eines Tages nicht unsere Herausforderungen haben. Das hat aber nichts mit Geschäftemachereien zu tun.

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Aber wenn man EBV aushungern kann, warum muss man das dann ein Leben lang machen. Ist ja ein Virus und kein Sporenbildner…

Hi,

dann ist aushungern das falsche Wort. Er schreibt dormant/ schlafend. EBV ist nicht heilbar und sitzt in den Zellen.

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Den Ansatz gibt’s sogar noch länger, mindestens gut 30 Jahre, wie ich selbst bereits in meinem Eingangsbeitrag anmerkte. Der Unterschied zu früher ist, dass man heute über die Grundlagenforschung hinaus ist und erstmals die Entwicklung eines marktreifen Endprodukts angeht. Noch nie gab es (wie nun) Phase 2 Studien und noch nie stand (wie nun) ein Big Player am Start, der auch Phase 3 Studien finanziert. Dass das alles nun geschieht, ist ein Zeichen, dass man mittlerweile vielversprechend weit gekommen sein muss.

Man arbeitet bei MS-Therapien grundsätzlich “nur” mit Vermutungen, Indizien und nach Trial and Error Prinzip. Trotzdem gibt es seit Jahren stetig mehr und immer besser funktionierende Medikamente. Meine Prognose ist weniger optimistisch als die Einschätzung von Cellerys aus 2021, als sie im Idealfall schon bis 2027 so weit sein wollten. Dennoch, ich bin durchaus optimistisch. Hab tatsächlich ein sehr gutes Gefühl und ziehe Optimismus im Leben Pessimismus vor.

Ich glaube zwar eher weniger, dass “nur” temporäre MS-Unterdrückung dabei herausspringen wird, aber selbst wenn, muss von “in der Pfeife rauchen” nicht zwangsläufig die Rede sein. Wenn ich mit regelmäßiger Zelltherapie eine Wirksamkeit vergleichbar oder besser regelmäßiger B-Zell-Depletion bekomme und das bei null Immunsuppression, dann immer her damit!

NW werden im eingangs verlinkten Artikel aus 2013 sehrwohl angesprochen.

“Die Patientinnen und Patienten erhielten unterschiedliche Zahlen der eigenen peptidgekoppelten Zellen bis zu einer Maximaldosis von 3 x 109, also drei Milliarden Zellen. Das Ergebnis: Die Therapie wurde von allen neun Patienten gut vertragen. Es traten keine Hinweise auf Sicherheitsrisiken auf.”

Ja, es war nur eine kleine Studie. Größere werden aber ja nun gemacht. Man kann erst verlässliche Angaben zu NW tätigen, wenn entsprechende Studien gelaufen sind. Dank Novartis geschieht das nun, die die nun anstehenden Studien finanzieren.

Das halte ich nun für reichlich pessimistisch. Auch angesichts der Tatsache, dass man mit modernen DOAK ein erhöhtes Schlaganfallrisiko während der Zelltherapie sehr wahrscheinlich ausschalten könnte, sofern denn tatsächlich ein solches Risiko bestünde. Übrigens erhöht jede Kortisonstoßtherapie das Schlaganfallrisiko, gemacht wird’s trotzdem. Das nur mal nebenbei.

Der heimische KFZ-Markt ist Peanuts im Vergleich zum amerikanischen und chinesischen. Ja, ich weiß, das haben viele Deutsche überhaupt nicht auf dem Schirm.

Ich schrieb, dass die chinesischen BEV-Hersteller in China höchst erfolgreich sind! Tesla ist es dort auch. Die deutschen KFZ-Hersteller sind es mit BEV am chinesischen Markt aber überhaupt nicht. VW musste die Preise in China so drastisch reduzieren (dort kostet ein ID3 z. B. mittlerweile weniger als 16.000 Euro, bei uns mehr als das Doppelte), dass einige Modelle dort nun Analysten zu Folge mit Verlust verkauft werden, um überhaupt Absatz zu generieren. Das muss aber nicht verwundern, angesichts der rückständigen, zu spät und lieblos entwickelten E-Technik in deren BEVs. In Deutschland verkaufen die nur (mittlerweile) erfolgreich, weil der deutsche Michel ein deutsches Auto will und sich ausländische Konkurrenz nicht anschaut. Außerdem ist der olle Elon Musk ja neuerdings angeblich ein “Nazi”, weshalb der typisch deutsche Bessermensch nun lieber eine rückständige VW ID3 / ID4 E-Krücke kauft, statt ein technisch um Längen besseres Tesla Model 3 / Y…

In meinem E-Auto-Vergleich geht es aber doch um etwas ganz anderes. Nämlich darum, dass sich neue Entwicklungen nicht durch Boykott verhindern lassen. Die alten Automobilhersteller wollten das E-Auto verhindern (gibt Dokus und Bücher darüber), aber völlig neue Automobilhersteller / Start-ups brachten mit Hilfe von Investoren den Umschwung. Genauso ist es ggf. auf dem Arzneimittelsektor. Wer neue, vielversprechende MS-Therapieansätze verhindern möchte, um das Geschäft mit alten Präparaten nicht zu gefährden, fällt langfristig auf die Schnauze. Dann übernehmen andere und machen das Geschäft der Zukunft. Big Pharma weiß das aber und ist nicht dumm. Deshalb ist Novartis bei Cellerys eingestiegen und wird das Start-up wahrscheinlich sogar übernehmen.

Und nein, die werden das Produkt nicht absichtlich vermurksen. Das Produkt hat im Best-Case Potential für die Übernahme quasi sämtlicher MS-Patienten weltweit, während man aktuell nur an einem Bruchteil der Patienten verdient, nämlich nur an dem relativ kleinen Teil, der eine Eskalationstherapie ausgerechnet mit einem Novartis-Produkt macht. Nichts verdient ist an allen Patienten mit Eskalationstherapien der Konkurrenz, an Patienten mit Basistherapien und an Patienten ohne Therapie. Die könnte man im Best-Case alle übernehmen und künftig Alleinverdiener sein an allen neuen Patienten, die ja tagtäglich weltweit hinzukommen. Novartis hätte aus wirtschaftlicher Sicht absolutes Interesse an einem MS-Heilmittel. Das würde ein Jahrhundert-Geschäft werden.

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