Hallo Ihr da draußen, Ihr MS-Betroffenen und auch Nichtbetroffenen! Kann mir irgendjemand einen brauchbaren Rat geben, wie man sich mit der ständigen Einsamkeit arrangieren kann? Bin selbst betroffen seit ca. 18 Jahren, spritze seit ca. 10 Jahren Betaferon und bin so ungefähr 1 bis 2 mal pro Woche am Heulen. Mein Lebensgefährte ist von früh bis abend arbeiten (muß er ja auch) und ich bin krankheitsbedingt den ganzen langen Tag alleine. Ständig überfallen mich irgendwelche Depressionen. Sogar meine Katze wurde in diesem Jahr entführt wie noch 14 weitere in unserer Stadt, wurde mir zumindest so gesagt. Ich habe zwar noch keine sichtbaren Behinderungen, aber die nichtsichtbaren sorgen für festgestellte 80%. Nun wohnen wir leider auch noch ziemlich weit draußen, wir sind auch noch die einzigsten Deutschen im ganzen Wohnblock und auch von den beiden anderen Blöcken. Ich habe also überhaupt keine Kontakte hier. Was soll ich bloß tun, um aus dieser Krise herauszukommen?

Mir ging es wie Dir.

Als einzige Deutsche in dem Wohngebiet und die ganze Woche alleine zuhause.

Als ich noch laufen konnte, versuchte ich, Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen (wie man das vorher ja auch macht). Nachdem es nicht in einem einzigen Fall erfolgreich war, ließ ich es dann sein, als ich nicht mehr gehfähig war.
Wer sich nicht schon von früher kannte, legt heutzutage offenbar keinen so großen Wert mehr auf neue Bekanntschaften.

Auch der Kontakt zu den Nichtdeutschen, der früher absolut kein Problem war (hatte etlichen freundschaftlichen Umgang), findet nicht mehr statt, da die Leute hier nur untereinander kommunizieren.

Nachdem ich ein menschenfreundlicher und kommunikativer Typ war, litt ich schon sehr unter der Isolierung. Da die Zusammentreffen mit anderen streckenweise dermaßen unerfreulich waren, lernte ich es zu genießen, wenn man mich in Ruhe ließ und nicht versuchte, mich auszunutzen oder wegen meiner Behinderung runterzumachen (ja, auch das ist normal).

Heute vermisse ich die Kontakte (gottseidank!) nicht mehr, ich freue mich immer:

  • über gelungene Aktionen, die ich alleine hinbekomme
  • über die Freiheit, DANN fernzusehen oder was auch immer, wenn ICH Lust dazu habe
  • niemanden beschäftigen muß, auch wenn ich Pause machen möchte
  • daß ich alles an Dingen habe, die man braucht, wie Waschmaschine und sonst noch
    (weil ich es auch noch kenne, wie es war, als ich das NICHT HATTE)

und noch 1000 andere Dinge, die nie klappen, wenn man dauernd für jemanden da sein muß.

Wer Spaß am Internet oder beim Telefonieren hat, kann sich ja auch damit vergnügen.

Ich lerne z. B. französisch momentan :wink:

vg

Sabine

Hi, petra

Sichtbare und unsichtbare Behinderungen?
Wo ist der Unterschied?

80% GdB?

Dein “Aufenthaltsort” klingt nach Blocksiedlung.
Ich würde schleunigst den Wohnort wechseln - irgendwohin, wo die Volksseuche “Depression” (noch) nicht grassiert - oder wie die Rolling Stones sangen: “She goes running for the shelter for her mothers little helper…outsite the door she needs no more…”

Hallo Petra

Wie alt bist Du und wo wohnst Du ? Kontakte mit anderen MS-Betroffenen möchtest Du ? Ich schon. Ich habe zwar eine Tochter von 11 Jahren und 2 Hunde, fühle mich auch einsam, wenn der Mann arbeiten ist. Wollte mich schon mit anderen Betroffenen treffen, habe das Gefühl keiner hat Zeit und Lust dazu. Habe auch 80 %, leicht gehbehindert. Bin 39 Jahre. Hast Du Lust mit mir zu mailen. Würde Dir gerne helfen. Sag mir wie.
Viele Grüße Melanie

Ei, pbche, ich hätte dir jetzt aber mehr Lebenserfahrung zugetraut.
Wer Dreck am Stecken hat, hat ihn dran, egal wo man ihn hin stellt.
Wenn man etwas dauerhaft verändern will, muß man halt selber tätig werden, und nicht auf andere warten. Warum sollte jemand für die Tante Petra den Entertainer machen?

…ah, deswegen stehen so viele Stecken 'rum!?
Selber tättich wern - sach ich doch.

Keep your country tidy: Lass nich überall deine Stecken stecken!
Hilfe zur Selbsthilfe - da werden Sie geholfen!

Sorry, ich muß leider später antworten, da sich spontan etwas geändert hat (Besuch aus der 700 km entfernten Heimat). Wenn mich die Einsamkeit wieder plagt, melde ich mich noch `mal. (Gilt nur für die wirklich Interessenten, Klugscheißer sollten sich lieber heraushalten!) Bis später also.

Hattest doch recht, anonymX. Wer (P) noch zwischen Klugscheissern und Interessenten(!) unterscheiden muss, scheint weniger an Vereinsamung als an (…) zu leiden…
…na, mann lernt nie aus.

Hallo Petra,

ich habe seit 19 Jahren MS und bin aus verschiedenen Gründen auch etwas
menschenscheu geworden. Seit einiger Zeit traue ich mich wieder aus mir
herauszugehen und Kontakte zu suchen (Gitarre spielen, Englisch lernen). In
eine Selbsthilfegruppe wollte ich bis jetzt nicht gehen, weil ich Angst habe nur
in dieser Welt zu leben.
Jetzt traue ich mich auch zum 1. Mal in einem Forum zu schreiben. Ich habe mir
sehr viele Beiträge, die geschrieben wurden, angeschaut. Und es hat mich erschreckt,
in welcher Art und Weise hier von einigen Leuten auf Zuschriften geantwortet wird.

Das schreckt bestimmt viele Betroffene ab, hier im Forum Hilfe zu suchen.

Jedenfalls hat mich Dein offener und ehrlicher Brief angesprochen und ich habe
mich deswegen getraut, Dir zu antworten.
Schreibe bitte weiter im Internet und das gilt natürlich auch für alle Anderen,
die hier im Allgemeinen Forum schon sehr viele faire Beiträge geschrieben haben.

Viele liebe Grüße
Linda