Hallo,

ich hab da eine Frage: Sind Läsionen eigentlich = Gliose?
Gliosen haben doch nichts mit Tumoren zu tun oder? Oder können diese daraus entstehen?

Bei dem Schädel-MRT sind ja mehrer Läsionen festgestellt worden. LP war negativ. Im Rückenmark befinden sich auch keine Läsionen. Nachdem uns zuerst gesagt wurde, es wäre MS, haben die Ärzte es nun zurückgenommen aufgrund des Liqourbefundes und der neurol. Untersuchung. Aber die Läsionen sind ja nun mal da. Deshalb mache ich mir die Gedanken.

Vielleicht kann mir ja einer weiterhelfen.
Liebe Grüße

Hallo Rina,

Gliazellen sind das Stützgewebe zwischen den Nervenzellen, sozusagen der “Klebstoff”, außerdem dienen sie dem Stoff- und Flüssigkeitstransport im Gehirn. Die meisten gehören zum Typ der Astrozyten.

An Stellen, wo Axone zerstört sind, z.B. durch MS-Läsionen, werden die Löcher mit Gliazellen geflickt. Oder auch nicht, dann laufen die Hohlräume mit Liquor voll und heißen Black Holes.

Eine Gliose ist ein “Flicken” an einer Stelle, wo Nervenzellen zerstört sind. Bei Narben wird bekanntlich nur das Loch geschlossen, aber der Flicken hat nicht mehr die ursprüngliche Funktion des Originalgewebes. Das ist bei jeder Narbe so, schon, wenn du dir das Knie aufschlägst oder die Fingerkuppe absäbelst.

Hirntumoren können aus den verschiedensten Zelltypen entstehen. Aus Astrozyten können Astrozytome werden und aus weniger bösartigen Astrozytomen können die sehr bösartigen Glioblastome entstehen. Mittlere Überlebensdauer ein paar Monate.

Die Zellen, aus denen so ein Tumor entstehen kann, haben wir aber alle sowieso im Schädel, und solche Tumoren entstehen einfach so, nicht aus MS-Herden. Die Ursachen sind noch ziemlich ungeklärt, und wahrscheinlich ist es einfach Schicksal.

Alles in allem ist ein Hirntumor aber eine eher seltene Erkrankung. Glioblastome haben eine Inzidenz von 2,9 bis 3,5 Neuerkrankungen pro Jahr auf 100.000 Einwohner. Mach dich nicht unnötig verrückt, wir sind alle sterblich, jeden Tag, und die allermeisten von uns sterben nicht an einem Glioblastom, sondern eher an banalen Todesursachen wie Krebs oder Herz-Kreislauf.

Es ist gescheiter, sein Augenmerk auf solche potentiellen Todesursachen zu richten; zumal man da auch eher was tun kann. Ehe du an ein Glioblastom denkst, denke lieber an Dickdarmkrebs oder Brustkrebs, mit Vorsorge dagegen kannst du eher deine Lebenszeit verlängern. Gegen ein Glioblastom sind wir machtlos.

Liebe Grüße
Renate

Liebe Renate,

danke für die ausführliche Antwort. Jetzt habe ich es ein bisschen besser verstanden.

Das heißt, wenn man eine Verletzung (sei es durch Bluthochdruck oder eine Läsion durch MS hat) kann diese durch die Gliazellen wieder gefüllt werden. Das nennt man dann Gliose. Diese Vermehrung der Gliazellen hat aber nichts mit der Zellteilung von Gliazellen zu tun, aus denen dann Krebs werden kann! Hab ich es richtig verstanden? Sie sind normale Narben.

Also am besten nicht zu viel drüber nachdenken. Auch wenn es viele Läsionen sind…

Ich danke dir.

Liebe Grüße

Hallo Rina,

gern geschehen!

“Hab ich es richtig verstanden? Sie sind normale Narben.”

Ja, so kann man sagen. Die Nervenzellen sind von der MS (oder anderen Schädigungen) zerstört. Zerstörte ZNS-Zellen sind unwiederbringlich verloren. Die Schäden vernarben, die Löcher werden mit Gliazellen gestopft (oder es bleiben Black Holes).

Man kann bei mir die MS-Narben als Gliosen im MRT sehen. Man kann aber auch die Narben von den Schrammen an meinen Armen und Beinen sehen. Oder die Stelle an der Fingerspitze, wo ich mir mal ein Stück abgeschnitten habe. Sie ist repariert, aber es sind keine Fingerlinien mehr da, nur noch ein Flicken aus Bindegewebe.

Das ist normal, wir alle tragen im Lauf unseres Lebens äußerliche und innere Schäden davon, und leben trotzdem. Auch das Altern geht mit Schäden einher. Und irgendwann werden wir sterben.

Leben findet heute statt, mach es dir schön, und vergeude es nicht damit, über mögliche Todesursachen nachzudenken. Nachher kommt es sowieso immer ganz anders als man denkt.

Alles Gute für dich und frohe Ostern!
Liebe Grüße
Renate

Hallo Renate,
Krebs als “banale Todesursache” zu bezeichnen,finde ich nicht sehr gelungen.Aber die Vorbeugung gegen oft vorkommende Krebsarten wie “Darm- oder Brustkrebs” hast du richtig erwähnt.
Lg Luisa