Hallo Irene,
die Diagnose MS habe ich vor knapp 6 Jahren bekommen. Nach allem was ich jetzt über diese Krankheit weiß, hätte dies auch schon vor 30 Jahren festgestellt werden können. Damals hatte man einfach noch nicht die Möglichkeiten und vielleicht auch nicht die Erfahrung dazu. Ich bin heute 52 Jahre alt und vor 5 Jahren konnte ich nach einem Schub fast nicht mehr laufen. Mache zwischenzeitlich wieder Bergtouren, wenn auch nicht mehr so extrem wie früher. Gehe ausgiebig spazieren und in der Früh überlege ich mir, ob ich zur Arbeit laufe oder mit dem Fahrrad fahre. Bin nachwievor voll berufstätig, allerdings in der Verwaltung, wo ich körperlich nicht schwer arbeiten muss. Ich will die Krankheit jetzt nicht verharmlosen, sie ist ernst genug, aber ich will sie für mich auch nicht überdramatisieren. An einen Rollstuhl denke ich im Moment überhaupt nicht, befasse mich auch nicht mehr so mit den ganzen negativen Möglichkeiten der MS. Das hat mir früher nicht gut getan. Entscheidend ist für mich immer der heutige Tag, weil einen anderen habe ich nicht. Lass Dich auf die Krankheit ein, aber lass es nicht zu, dass sie Dich beherrscht. Ich habe mit der MS auch viele tolle Erfahrungen und vor allem menschliche Begegnungen gehabt. Ich kenne mittlerweile viele Menschen, die schon älter sind mit ihrer Krankheit und nicht im Rollstuhl sind. Der älteste ist 81, ihn plagt nur etwas das Alter. Mein Neurologe meinte einmal zu mir: Meiden Sie Menschen, die Ihnen nicht gut tun. Liebe Irene, suche Dir Menschen, die Dich bestärken und mit Freude und Zuversicht im Leben stehen.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du ebenso viele und reiche Erfahrungen machen darfst wie mir es geschenkt wurde.
Liebe Grüße, Wolfgang