dass "auch Frauen Einfluss nehmen dürfen und haben" spricht doch schon Bände. Es sind also Männer, die es - mal mehr, mal weniger großzügig - erlauben, dass "auch Frauen" mitreden dürfen. Zu gütig!

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Hallo Barocke,

der Satz ist ironisch aufzufassen, deshalb habe ich ihn am Ende mit einem :wink: versehen.

Bei den Ufos gibt es keine Männer, die versuchen Frauen zu unterdrücken, das wäre mir nach all den Jahren aufgefallen. Es ist wohl, wie ich weiter oben bereits schreib, wohl eher ein quantitatives Problem, das bei dir diesen Eindruck erweckt.

Hallo Karo,

deine Beiträge erinnern mich sehr an das Szenario, das Juli Zeh in ihrem Roman ‘Corpus Delicti’ beschreibt.

Dieses Szenario halte ich zwar einerseits für theoretisch denkbar, andererseits bin ich aber der Meinung, dass wir uns praktisch davon doch noch sehr weit entfernt befinden.

Die Diskussion (#3), ob bestimmte Menschen wie Risikosportler oder Raucher einen Zusatzbeitrag zu den gesetzlichen Krankenkassen leisten sollten, gibt es schon sehr lange, aber die Ideen ließen sich bislang nicht durchsetzen.

Punkt #2 sehe ich anders. Ich habe die Absicht hinter der Einführung einer Bürgerversicherung immer so verstanden, dass die Zweiklassenmedizin durch Abschaffung der privaten Krankenversicherungen beendet werden soll. Es geht also nicht um Abschaffung der GKV, sondern darum, eine Möglichkeit zu schaffen, möglichst viele Versicherte in die Solidargemeinschaft zu holen.

Dies nur in Kürze. Die Software hier im Forum finde ich freundlich formuliert gewöhnungsbedürftig.

“Mit den heutigen digitalen Messinstrumenten ist es ganz einfach, das Gesundheitsverhalten eines jeden Menschen zu überwachen.”

Technisch mag das einfach sein, eine solche Überwachung ist jedoch in einem Rechtsstaat schlicht verboten. Die gesetzlichen Krankenkassen sind öffentlich-rechtliche Körperschaften und an das Grundgesetz gebunden. Wer freiwillig solche Apps installiert, ist selbst schuld. Zwingen tut ihn niemand - und dabei wird es auch bleiben.

“Und warum nicht im Krankheitsfall diese Präventionsbilanz aufrufen und die Bonuspunkte aus der Präventionsbilanz mit den Behandlungskosten gegenrechnen?”

Weil es bei den gesetzlichen Krankenkassen keine Gesundheitsprüfung gibt. Die AOK muss jeden nehmen, auch Schwerkranke. Behandlungskosten spielen keine Rolle. Da wird nichts gegengerechnet oder irgendeine Präventionsmaßnahme aufgezwungen.

Wenn es nur private Versicherungen gibt, wie in den USA, mag das von dir entwickelte Szenario denkbar sein. Hier finde ich es übertrieben.

@Barocke

Die Rechtslage ist im Moment das größte Hindernis. Der Konsens in der Bevölkerung dürfte vergleichsweise leicht herzustellen sein, nach all den jahrzehntelangen Debatten und Stigmatisierungen von nicht gesundheitsbewusstem Verhalten.

Ich denke ja, dass sich auch die Rechtslage ändern lässt, über irgendwelche Umwege, wenn die “Herrschenden” das wollen. Das dauert halt seine Zeit. Und wie das aussehen könnte, weiß ich nicht, aber Bonussysteme für Teilnahme an Präventionsmaßnahmen (Rücken, Entspannung, Ernährungserziehung wie “gesunder Pausensnack” mit BZ-Kontrolle und anschließender Messung der Arbeitsproduktivität etc.) gibt es längst in Betrieben.

Da steuert man das über Sonderzahlungen, Zulagen beim Gehalt und ähnliche Instrumente. Und natürlich ist die soziale Kontrolle im Betrieb hoch, weil Kollegen und Vorgesetzte ja wissen, wer woran teilnimmt. Da entsteht ein Rechtfertigungsdruck.

Und auch bei der Kostenübernahme von Zahnbehandlungen durch die GKV gibt es auch Bonussysteme (Teilnahme an Kontrolluntersuchungen etc.).

Dein Stichwort “Solidargemeinschaft” fand ich sehr anregend, vielen Dank!

@Julia

Kurz zur Bürgerversicherung

Ich habe es so verstanden, dass es insgesamt einen enormen Reformdruck im KK-System mit PKV und GKV gibt. Die PKVen und auch die Länder stehen wohl vor riesigen Problemen wegen Beihilfe-Kosten, die in den Jahren bis 2030 gewaltig anwachsen werden.

Es gibt wachsende Probleme bei der PKV wegen der vielen Versicherten, die im Basistarif oder sogar im Notfall-Tarif versichert sind und nicht so einfach wie früher in die GKV zurückwechseln können.

Und wohl noch ein paar andere Aspekte, es gibt ein gutes Interview dazu, das der Spiegel mit dem Experten Stefan Etgeton geführt hat. Stefan Etgeton ist der Meinung, dass die Bürgerversicherung auf jeden Fall kommt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/krankenversicherung-warum-die-buergerversicherung-doch-kommt-a-1192421.html

Aus dem Interview:

"SPIEGEL ONLINE: Was hätte die SPD besser machen können?

Etgeton: Sie hat das Thema “Zwei-Klassen-Medizin” intoniert und ist so fast zwangsläufig bei den Arzthonoraren gelandet. Klüger wäre es gewesen, ein Wahlrecht für Beamte zwischen GKV und PKV zu verankern. Das hätte den Staat als Beihilfezahler zunächst nicht entlastet, aber einen ersten Schritt zu integrierter Krankenversicherung bedeutet."

In Hamburg haben neue Beamte seit einigen Wochen das Wahlrecht zwischen GKV und PKV. Entscheiden sie sich für die GKV, zahlt die Behörde die Hälfte der Beiträge. Das ist ein Schritt, den ich sehr begrüße. Weitere Schritte zu einer guten Bürgerversicherung werden hoffentlich folgen.

https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/9292436/2017-08-08-bgv-gkv-beamte/

Die Software hier ist unterirdisch. Aber man gewöhnt sich dran.

:slight_smile:

@Marc

Ich glaube nicht, daß diese Ordnung noch sehr lange bestand haben wird. Mittelfristig wird es für unsereins nur noch private Foren, Facebook und dazwischen dieses MS Connect Konstrukt geben.

Ja, da hast du vermutlich Recht …

:frowning:

Hallo Karo,

danke für den Artikel und schönen Abend noch!