Hallo
Ich wollte mal gerne wissen ab wieviel Herden eine Behandlung mit z. B. Copaxone sinn macht. Oder ist das egal sollte man die Behandlung immer machen.
Mein Radiologe sprach von einer evtl. Stoßtherapie, was ist das genau. Cortison einmalig hochdosiert dachte ich und wenn ab wann kann man die geben nach Auftritt eines Schubes ? Habe glaube ich den Schub zu spät erkannt. Danke für Eure Hilfe.
Melanie
Hallo Melanie . Bei mir wurde eine Stoßtherapie am Anfang immer mit 500 mg über 5 Tage jeden Tag morgens früh eine 500 mg Infussion Urbason (Cortison) durchgeführt . Dann mit Tabletten langsam (erst 150 mg dann in Zwanziger Schritten ) nach unten abgesetzt . Wünsche alles gute .
Hallo Melanie,
auf die Anzahl der Herde kommt es nicht an, sondern auf deren Lage und auf die Krankheitsaktivität, also darauf, in welcher Zeit wie viele neue Herde hinzugekommen sind. Darum wird oft ca. 1/2 Jahr nach der Diagnose ein Kontroll-MRT gemacht. Wenn man nur alle paar Jahre einen neuen Herd bekommt, ist es nicht unbedingt nötig. Aber wenn die MS schon zu kogitiven Störungen und Fatigue geführt hat, würde ich eine BT machen.
Ob eine BT indiziert ist oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab. Eine BT bekommt man nicht, wenn man einen Leberschaden, Depressionen oder Suizidgedanken oder ein paar andere Kontraindikationen hat, wenn man keine Schübe (mehr) hat, also PPMS oder SPMS, wenn man dauerhaft nicht mehr gehfähig ist, oder auch, wenn die KV rumzickt und der Neuro schon mal in Regress genommen wurde, weil er zu großzügig beim Verschreiben teurer Medis war (dann kriegt man Imurek). Bekanntlich sind “Praxisbesonderheiten” nicht bundesweit einheitlich geregelt, sondern in jedem KV-Bezirk anders. In der Schweiz wird meines Wissens ab EDSS 6,5 oder 7 keine BT mehr genehmigt.
Eine BT ist vor allem wichtig, um die Blut-Hirn-Schranke zu stabilisieren und das Eindringen der gefräßigen T-Zellen ins ZNS zu unterbinden. Bei Herden im Bereich der HWS oder bei Sehnerventzündungen würde ich eine BT empfehlen, denn das Rückenmark ist nur 8 x 11 mm dick, da reicht schon ein Herd für den Rolli, und Augen hat man nur zwei.
Eine Stoßtherapie macht man als Behandlung im akuten Schub, d.h. 3-5mal 500 - 2000 mg Prednisolon i.v. Je früher die Entzündung gestoppt wird, desto weniger Schaden kann sie anrichten. Ob man nach der Pulsetherapie noch ausschleicht, wird unterschiedlich gehandhabt.
Manchmal merkt man einen Schub schnell, wenn er sich innerhalb von wenigen Tagen aufbaut. Ein Kribbeln im kleinen Finger bedeutet keinen MS-Schub, aber ein Schub ist es, wenn neue Ausfälle mindestens 24 Stunden anhalten und 30 Tage oder mehr Abstand zu vorausgegangenen Schüben haben, und wenn sie nicht durch Änderungen der Körpertemperatur oder im Rahmen von Infektionen erklärbar sind.
Viele von uns haben ihre MS schon jahrelang gehabt, ehe sie die Diagnose bekamen. So konnten sie am Anfang der MS natürlich auch keine BT machen. An ihnen sieht man, wie unterschiedlich sich eine MS ohne Behandlung entwickeln kann. Manche sind nach 20 Jahren noch fast symptomfrei, andere nach 5 Jahren im Rolli.
Man weiß es vorher einfach nicht, und man weiß auch frühestens nach 1 Jahr, ob man auf eine Basistherapie anspricht. Man macht dann ein MRT zur Verlaufskontrolle, und wenn sich darin keine neuen Herde zeigen und auch der EDSS-Grad stabil geblieben ist, weiß man, dass man zu den “Respondern” gehört. Wenn man trotz BT neue Herde kriegt, wird die BT gewechselt. Aber inzwischen gibt es ja Tysabri.
LG Elke