Hallo Leonmaus,
ich kämpfe nicht mit der MS, ich habe sie einfach. Außerdem hat sie sich erst deutlich bemerkbar gemacht, als ich schon Ende 40 war. Da habe ich es - noch ohne Diagnose und Therapie - in zwei Jahren von EDSS 1 auf 6,5 gebracht.
Als ich die Diagnose bekam, habe ich sofort mit der Therapie angefangen, die ich mir in den Monaten davor ausgesucht hatte. Die erste Monatspackung hat mir der Klinikarzt verschrieben, die zweite der Hausarzt. Einen niedergelassenen Neuro musste ich erst finden, aber das war auch nicht schwer, da es in meiner Gegend damals nur einen gab.
Der sträubte sich erst mal, mir das zu verschreiben, was ich mir ausgesucht hatte. Er favorisierte die Marktführer Avonex und Copaxone, aber gegen beide habe ich Kontraindikationen. Ich darf nichts i.m. spritzen, wegen Marcumar, und Cop kam nicht in Frage, da ich Allergikerin bin. Rebif wollte ich nicht, wegen der chemischen Zusätze (meine Haut spielt gerne verrückt).
Von den “CRAB drugs” (von amerik. “crap” - Schrott, Scheißdreck) kam also nur B in Frage, das spritze ich seit 2005. Seiher hatte ich keinen Schub mehr. Da die MSen aber sehr verschieden sind (beispielsweise ist mindestens eine davon keine Autoimmunerkrankung - siehe http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/multiple_sklerose/article/501573/ms-nicht-immer-liegts-immunsystem.html ) muss man erst mal das Medikament finden, dass zur eigenen MS passt.
Inzwischen sind es noch viel mehr als 2005. Ich würde aber immer noch B wählen - oder das Bioidentical Extavia.
Mit der Schubbehandlung, wie sie sich seit einer fragwürdigen amerikanischen Studie von 1992 vor allem in Deutschland eingebürgert hat, bin ich auch nicht einverstanden, 1000 mg (Methyl)Prednisolon pro Tag sind viel zuviel. Sie zerstören Augen und Knochen. Ich nenne das “Overkill”-Dosen. Für mich sind sie Körperverletzung.
Außerdem vertrage ich die nicht fluorierten Cortisone nicht, (nicht nur) ich bekomme Hypokaliämie mit Herzrasen davon. Bei meinem Diagnose-Schub wäre ich nach 4 Infusionen à 500 mg Prednisolon fast auf der Intensivstation gelandet.
Ich habe meinem Neuro die Unterschiede zwischen Prednisolon und Dexamethason beigebracht, seither verschreibt auch er mir brav meine Dexamethason-Tabletten. Meinem Hausarzt muss ich darüber nichts beibringen, der hat über Steroidhormone promoviert und verschreibt es mir selbstverständlich.
Zusätzlich mache ich mehrmals in der Woche Physiotherapie. Das ist eigentlich schon alles. Ich esse, was mir schmeckt, und was ich mein Leben lang gegessen habe, ohne Rücksicht auf weltanschaulich verbrämte Ernährungslehren. Z.B. Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle, oder Kuchen und Süßigkeiten. Alkohol schmeckt mir nicht (Wein ist für mich nur verschimmelter Traubensaft duckundweg). Ich habe einen BMI von 27 - 29. In meinem Alter (63) darf ich den haben.
In der Wohnung komme ich mit ein paar Umbauten (unterfahrbare Dusche, Stützklappgriffe am Klo) gut zurecht. Das Autofahren habe ich vor 10 Jahren aufgegeben, ich fühlte mich dabei nicht mehr sicher. Das ist eigentlich schon alles.
Liebe Grüße
Renate