Hallo Rainer,

leider steht bei mir inzwischen die Bequemlichkeit im Vordergrund.

Oberteile müssen weit sein. Sonst bekomme ich selber nicht angezogen.

Auch bei Hosen gilt: Wie bekomme ich sie mehrfach täglich hoch und runter, wenn ich zur Toilette muss.

Schuhe müssen zum Gesamtbild passen. Aber Absätze gehen leider nicht mehr.

Als ich noch gut laufen konnte, habe ich auch gerne ein Kleid oder einen Rock getragen. Aber im Rollstuhl würde sich der Stoff in den Speichen verfangen.

Und meine Haare trug ich immer lang. Seit ich fest im Rollstuhl sitze, wirkt es irgendwie blöd. Jetzt sind sie halblang. Der Schnitt ist aber noch der gleiche.

Leider gefalle ich mir äußerlich nicht mehr so gut. Ja, es hat auch was mit meiner Behinderung zu tun, überwiegend!

Der Körper ändert sich durch das viele Sitzen

“Wie man es auch macht, man macht es falsch”, sagte meine Assistentin gerade. Und grinste mit ihren zerissenenen Jeans Beinen vor sich hin.

Ich habe keine Ahnung wie alt sie ist, vielleicht verrät sie es. In dem Alter hätte ich vielleicht auch solche Hosen angezogen.

Ich denke, man sollte sich die Aussagen von anderen über das eigene Erscheinungsbild nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Man muss wohl einfach die Meinung der Anderen akzeptieren, muss sie aber nicht übernehmen. Und wer will kann ja noch einen drauf setzen und zu einer gestreiften Hose noch eine neongrüne Jacke mit selbst gebasteltem Hut tragen.

Jeder wie er will…

Und ich will neongrün.
Rainer

Hallo Isabi,

Unser Aussehen verändert sich zwangsläufig, wie das eigentlich auch bei jedem Gesunden der Fall ist. Es geht bei uns nur etwas schneller. Wir müssen uns den Umständen anpassen. Der Rollstuhl ist unser Zuhause, hier sitzen wir den ganzen Tag. Das ist fast wie auf dem Sofa zuhause und unsere Kleidung ist auch eher lässig légère. Eine Jogginghose kann auch entzücken.

Ich dachte mir, wenn ich so schon rumsitze, dann kann ich ja auch wieder mal eine gestreifte Hose anziehen. Das hätte ich im normalen Leben mal nicht so einfach gemacht.
Und was die Haare betrifft: Auch die passen sich an. Während deine kürzer werden, werde meine immer länger. Zumindest die kurze Seitenfrisur findet nicht mehr so richtig statt. Aber sonst geht die Länge noch (noch!).

In diesem Moment bin ich hungrig und werde mich gleich mit einem schicken Schlabberlatz vor der Brust zum Essen begeben. Auch das wird Mode werden.

Bis bald mal wieder,
Rainer

Es stimmt-im Endeffekt muß jeder wissen was er anzieht. Als Twen bin ich auch mit verrissenen Jeans rumgelaufen. Mit unter 50 kg während der Chemo meinte ich, ich hätte ne super Figur. Da siebenachtel Hosen gerade in waren wollte ich mir ne billige für eine Saison kaufen. Wie gewohnt griff ich nach Gr 34. Dann hab ich sie anprobiert… bis zu den Knien hab ich sie hochbekommen 38 bis zur Hälfte der Oberschenkel… gepasst hätte eine 44, die habe ich dann aus Prinzip nicht gekauft.
So ein Quatsch. Klar kann ich nur flache Schuhe tragen, meine Blusen hängen geknöpft im Schrank, meine Hosen lassen sich gut schließen. Enge zieh ich nur dann an wenn meine Hände funktionieren oder mein Mann mir helfenkann.

@Yay
Frisch geduscht in frisch gewaschene, bequeme und passende Kleider schlüpfen und den Tag beginnen - was gibt’s Angenehmeres oder “Normaleres”?
Die Verpackung des Typs im Spiegel ist mir da relativ unwichtig, sein zufriedenes Grinsen jedoch sagt mir: er fühlt sich wohl!
Also - zwischen den Extremen gibt’s auch ein Leben.

Alle Klamotten müssen den Trockner überleben. Feine Sachen kommen zum endültigen Trocknen auf den Bügel, statt Weichspüler nehm ich Essig mit 1-2 Tropfen ätherischem Öl. Um Waschen zu vermeiden lüften auf dem Balkon. Da kann man vieles in Schuß halten…
60 Grad Wäsche mit Pulver, hat man Ivonne Williks empfohlen. 1x im Monat Waschmaschine mit 95 benutzen, hat mir die Verkäuferin der Waschmaschine empfohlen…

Quitsch ich hab mir das angelesen, weil andere garantiert mehr Ahnung haben als ich…
Ich kann eher einen Computer zum Laufen bringen als Bügeln…

Du machst das aber Kompliziert. Hier geht das ganz anders. Ich sage meinen Assistenten dass gewaschen werden muss bzw. machen die das auch von selbst. Manchmal kommen auch fremde Kleidungsstücke dazwischen.

Einen Wäschetrockner haben wir hier auch, dass ersparrt viel arbeit. Und Zusammenlegen muss ich auch nicht, dass machen die auch. Und auch das Anziehen wird von ihnen großteils übernommen. Nicht, dass sie die Sachen anziehen, sondern dass sie mich damit anziehen.

So schön diese Hilfe auch ist, ich würde gerne darauf verzichten können. Aber ich bin sehr dankbar, dass es diese Hilfe überhaupt gibt.

Rainer

Ich hab in Berlin eine Dame mit knallroten Stiefeletten und Megaabsatz (SITZSCHUHE) im Rolli gesehen!

Meine Tochter und ich waren Megabeeindruckt.
Sah toll aus und warum nicht.

Früher hab ich so was gerne getragen, warum jetzt sitzend eigendlich nicht ?!?!

Mh, ich werde irgendwie komplett missverstanden :frowning:

Mir ist es komplett wurscht, wie Mann/Frau rumläuft oder rumfährt.

Es ging doch hier um das Thema Behinderung und Mode und in dieser Hinsicht habe ich schon den Eindruck, dass man ordentlich gekleidet im Rolli “ernster/für voller/…” genommen wird, als in der Jogginghose.

Irgendwie drehst Du mir das Wort im Mund um. Ich habe nie behauptet, dass der Schlabberlook nicht wesentlich bequemer ist usw.
Zu Hause laufe ich oft so zerzaust herum, dass ich nicht einmal dem Postboten die Tür öffne und natürlich ist das super bequem.
Ich verlasse sowieso nicht täglich die Wohnung - aber wenn, dann ordentlich zurechtgemacht (ansonsten lasse ich es halt bleiven); ein Spleen von mir.

PS: An MeinSein - ich habe zwar geschrieben, dass ich die Neonjacke so gar nicht mag, aber gleichzeitig auch betont, dass zum Glück die Geschmäcker verschieden sind.

Definition “ordentlich zurechtgemacht” :
Das ist rein subjektiv; wichtig ist nur, dass ich mich gut fühle. Damit meine ich nicht, dass es extrem hipp ist.
Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich mich und wofür rechtfertige…
Intoleranz bezüglich Kleidung, würde mir im Real Life jedenfalls niemand nachsagen…

Meine Lieblingsfarbe war schon immer BUNT

Früher im Berufsleben hatte ich 4 Jacketts (mit entsprechenden Krawatten):

sattes grün
sattes blau
sattes rot

  • und ein “seriöses” in grau (hatte ich kaum an…)

Das war mein Markenzeichen…

Jetzt trage ich keine Jacketts und Krawatten mehr.

– Dafür habe ich mein Haus in knallgelb (RAL 1023) anstreichen lassen…
– Ein Hingucker :-))

LG
Uwe

Natürlich muss es zu den Bedürfnissen passen. Ich habe bei Schuhen auch gesucht, da ich nicht der Turnschuh-Typ bin. Aber generell kann und sollte jeder tragen, was er möchte.

Bevor der Abend zuende geht und mir keiner mehr antwortet, bringe ich noch ein bisschen Mode.

Federkleid
https://www.youtube.com/watch?v=zOvsyamoEDg

Rainer, ich brauche grössere Schuhe.
lg
Philipp