So meine Lieben,
nun das versprochene, länger Posting um auf die ganzen Themen der letzten Tage einzugehen. Ich werde mich mal von hinten (sprich letztem Eintrag) nach vorne durcharbeiten und hoffe, dabei nichts zu vergessen.
So, gleich mal zu Deiner Neurologin Tina - da gebe ich Andrea recht. Vielleicht ist es wirklich besser die Praxis zu wechseln bevor Du Deinen Antrag stellst. Denn so ein widerwilliges Gutachten kann unter Umständen eher zum Gegenteil führen, als zum gewünschten SB Ausweis. Dem Hinweis von Andrea immer Deine Rente im Auge zu behalten kann ich mich nur anschließen - nach dem von mir geposteten SZ Artikel sollte man da sogar ein ganz besonderes Auge drauf haben. Mir wird da ehrlich gesagt ganz Himmel Angst, wenn ich an die Zukunft denke…
Warum sich das mit den Kindern bei Dir schon erledigt hat würde mich auch interessieren? Du bist doch, wenn ich mich recht erinnere, noch ziemlich Jung, oder?
Mit den Büchern. Andrea - 2. Buch von Dahlke zum Rauchen und religiös? Ich dachte, das wäre Carr (wobei ich Dahlke ja auch ziemlich auf die Religion-Sinn-des-Lebens-Pauke hauend finde…)?! Aber vielleicht bringe ich da ja auch mittlerweile was durcheinander… Aber nachdem Du ja meine Meinung zu dieser Art von Ratgebern kennst (wobei ich Dahlke immer noch besser als Carr finde - und natürlich wie immer mit Dir darin übereinstimme, was die Intoleranz und Impertinenz von Christen angeht), brauche ich dann wohl auch nichts zum Buch von Dr. Weihe sagen.
Aber ihr kennt mich ja - ich tu’s trotzdem :o) Der gute Dr. Weihe ist ein Eleve des vielgerühmten Dr. Evers, der gleichnamige Diät “erfand”. Was von selbiger zu halten ist, kann man auch hier nachlesen:
Zusätzlich gibt es dann noch diverse Statements von Dr. Weihe, in denen er glauben machen möchte, daß die meisten MS Verläufe harmlos sind und heutzutage ja nur aufgrund der verbesserten Diagnosemethoden überhaupt als MS erkannt würden und ergo eigentlich keiner Behandlung bedürfen, außer natürlich dieser tollen Diät.
Nachdem ihr ja schon wißt, daß Glauben alleine nicht so meine Sache ist, stehe ich diesen Aussagen höchst skeptisch gegenüber und pumpe mir dann doch lieber die Chemie rein, insbesondere da die Evers Diät nie in wissenschaftlichen Studien abgesichert wurde, außerdem schon so seit 60 Jahren existiert und komischerweise die MS Kranken davon immer noch nicht alle wieder “gesund” wurden.
So Petra, nun kurz zur Meldung der Diagnose an irgendwelche Versicherungen. Nein, Du mußt da nichts melden, weder an bereits abgeschlossene Lebens- noch BU-Versicherungen. Alleine wenn Du eine sog. Dread-Disease Versicherung abgeschlossen hättest (die zahlen, sobald eine schwere Krankheit auftritt - Mist, konnte leider vor der Diagnose keine mehr abschließen), mußtest Du Meldung machen, damit die dann schön brav zahlen. Aber ansonsten ist nichts nötig, Du wirst allerdings aufgrund der Diagnose nie wieder eine Versicherung in der Richtung abschließen können.
Und Tina, wirklich schön zu hören, daß sich der Streß bei Dir wieder in Luft aufgelöst hat. Ich denke, zu einer langjährigen Beziehung gehört das wahrscheinlich mit dazu. Wichtig ist halt nur, wie man damit umgeht und daß die Dinge für alle Parteien zufriedenstellend gelöst werden können. Aber daß Du schon den Sommer vermißt kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Da vermisse ich ja noch eher den Rotwein, als den Sommer. Bin total froh, daß es jetzt langsam wieder kühler wird. Wäre sonst wahrscheinlich geschmolzen…
Das mit dem Kontrolltermin im Februar, Tina, finde ich klasse. Wieso kannst Du eigentlich nicht nur zu dieser Ambulanz und brauchst noch eine niedergelassenen Neuro Praxis? Finde es auf jeden Fall sehr mutig und auch ziemlich beneidenswert, daß Du die Arbeitszeit reduzieren möchtest um für die schönen Dinge des Lebens mehr Zeit zu haben. Ich hatte es mir für mich eigentlich so vorgestellt, daß ich die nächsten 10 Jahre noch volle Lotte durchhalte und mich dann in die EU verabschiede. Hätte dann 30 Jahre gearbeitet (habe jetzt schon eine EU Rentenanspruch von über 1300,-- € - wie Du siehst Andrea, habe ich die Kontenklärung schon gemacht…) und sollte somit dann meine Schäfchen eigentlich im trockenen haben. Wenn ich mir allerdings den SZ Artikel wieder in’s Gedächtnis rufe, bin ich mir nicht so sicher, ob meine Pläne in dieser Richtung aufgehen werden…
Sagt mal - wenn ich mir eure Beiträge so durchlese, dann fällt mir auf, daß ihr alle nicht so sehr die Probleme habt eine belastende Freundschaft aufzukündigen, jedoch die größten Probleme habt euch aus belastenden familieren Bindungen zu befreien? Habt ihr schon mal drüber nachgedacht, warum das so ist? Warum waren diese Abhängigkeitsverhältnisse (und um nichts anderes handelt es sich hier) für eure bisherigen Lebenssituationen das Richtige? Hat das vielleicht doch was mit der von mir angesprochenen Angst vor Verantwortung zu tun? Also jener Verantwortung, die man als Erwachsener Mensch für sein eigenes Leben trägt? Erscheint einem selbige zu groß, so daß man eher bereit ist sich von seinen Famlienangehörigen drangsalieren zu lassen, als sich aus diesen belastenden Verhältnissen zu lösen - damit dann aber auch das letzte Band zu seiner Kindheit, jenem süßen Hort der Unbeschwertheit und Verantwortungslosigkeit, abgeschnitten zu haben?
Wie ihr seht, geht mit mir gerade wieder mein Hang zur Philosophie durch… ;o) Ich erwarte eigentlich gar keine Antworten darauf, aber vielleicht dienen euch meine Gedanken hierzu einfach mal drüber nachzudenken, was denn da los ist. Aber vielleicht könnt ihr mir ja auch meinen Kopf mit diesen krausen Gedanken auch einfach wieder gerade rücken ;o)
So, nun aber genug der Theorie, zurück zu Handfesterem…
Noch kurz zu Petras Frage bzgl. des MRT und der sichtbaren Entzündungen. Andrea liegt da voll und ganz richtig mit Ihrer Antwort. Gemacht wird es anscheinend meist nach Gusto des behandelnden Artzes und je nachdem was die jeweilige Krankenkasse zahlt und darauf zu sehen sind immer die frischen Entzündungen (selbige reichern Kontrastmittel an) und jene, von denen Vernarbungen (=Sklerosen) zurückgeblieben sind. Wenn man wie Andrea (und bei einigen Entzündungsherden auch ich) das Glück hat, daß die Entzündungen ohne größere Narbenbildung wieder abklingen, kann es auch sein, daß die Herde auf dem MRT auch wieder “verschwinden”.
Mit dem Schreiben, Andrea, liegst Du richtig. Die meisten Männer haben’s damit nicht so, allerdings wohl eher generell nicht so sehr mit der kommunikation. Bin da wohl etwas aus der Art geschlagen… :o)
Mit der Prophylaxe, Cony und Petra. Ich teile ich hier auch eher Petras Meinung. Die Gesellschaft ist mir in dem Fall ziemlich schnurzpiepegal, da geht es nur um mich und daß ich mit etwaigen Behinderungen später mal leben muß. Ich weiß auch nicht, ob man die Vorgeburtliche Diagnostik mit der MS Prophylaxe wirklich vergleichen kann. Denn nach meinem Dafürhalten liegt immer noch ein gewaltiger Unterschied darin, ob man ein Leben beendet oder ob man versucht das eigene so lange wie möglich ohne Einschränkungen zu erhalten. Und übrigens, so unnatürlich ist die Weise nicht, mit der man bei der Prophylaxe seinen Körper beeinflußt - bei den meisten Beta-Interferonen handelt es sich um den gleichen Wirkstoff, der auch Körpereigen produziert wird. Allerdings nicht in diesen Mengen.
So, nun noch kurz zu Dir Andrea und was Dein Verhältnis zu Deinen Eltern angeht. Wow, da muß ich dann ehrlich zugeben, daß ich da nicht mithalten kann. Das hört sich wirklich ziemlich krass an. Wobei ich Dir ja schon auch die Frage stellen muß, warum es für Dich bisher richtig war Dich nicht aus dieser kindlichen Abhängigkeit zu lösen. Aber nun bist Du ja anscheinend dran… Wobei ich’s da vielleicht auch leichter hatte wie Du, da ich vor über 10 Jahren aus meiner Heimatstadt weggezogen bin und somit allein schon die Entfernung eine stärkere Lösung und Besinnung auf mich selbst mit sich brachte. Bin aber auch erst die letzten ein, zwei Jahre vor dem Tod meiner Mutter (sie starb vor zwei Jahren) mit ihr (und mir) ins Reine gekommen. Ich hatte, aufgrund der Trennung meiner Eltern (ich war 4) ebenfalls ein äußerst enges Verhältnis zu ihr, was manchmal schon Züge von Haß-Liebe trug. Allerdings zum Teil auf einer sehr subtilen Ebene, die für Außenstehende in keinster Weise erkennbar war, die Sache für mich aber in keinster Weise leichter machte. Und da wäre dann damit wieder dieses Thema der unsichtbaren, nur selbst empfunden Symptome - wo ja die MS Fatigue recht gut dazu paßt. Vielleicht sollte ich hier nochmal ein wenig in mich gehen, warum das ein Thema ist, das mich anscheinend schon mein Leben lang begleitet. Interessant…
Interessant ist auf jeden Fall auch unser Austausch. Ihr habt recht, in der Form gibt es das noch nirgends. Mich persönlich erinnert das an “Jeden Tag ein bißchen näher” (Every Day Gets a Little Closer") von Irvin D. Yalom und Ginny Elkin. Es handelt sich dabei um die schriftlichen Aufzeichnungen eines Therapeuten und seiner Patienten, die diese direkt im Anschluß an die jeweiligen Sitzungen jeder für sich machen. Beide sind hier in ihren Beschreibungen der eigenen Empfindungen sehr ehrlich und offen und vieles von dem, was wir hier austauschen, erinnert mich stark an diese Aufzeichnungen. Vielleicht sollten wir ja später auch mal über eine Veröffentlichung nachdenken :o)))
Übrigens, wenn ihr mal tolle Bücher lesen wollt, dann kann ich euch nur “Die rote Couch” und “Und Nietzsche weinte” von Irvin D. Yalom empfehlen. Es handelt sich hier um wirklich sehr warme Bücher, die viele Wahrheiten des Lebens beinhalten und zusätzlich aber noch superspannender Lesestoff sind. Bei der Lektüre der Bücher von Yalom (es gibt noch einige mehr) ist mir über mich und das Wichtige im Leben wesentlich mehr klar geworden, als bei jedem Dahlke oder sonstigen Ratgeberbuch. Kennt jemand zufällig Yalom???
So, nun aber schluß - es ist eh’ wieder ein Monsterposting geworden.
Wie immer liebe Grüße,
Peter