Liebe Elif11,
Liebe Lucy,

ich hatte mich vor einiger Zeit in einem anderen Thread schon kurz vorgestellt aber noch mal kurz: ich bin nicht selbst Patientin sondern erlebe einen Fall im engsten Familienkreis. Um besser zu verstehen, was einen als Betroffenem dabei bewegt und wo es fehlt lese ich seit Anfang des Jahres viel im Forum.
Selber bin ich Ärztin aber nicht aus der Neurologie sondern aus dem chirurgischen Fach.

Lucy, ich finde es sehr beeindruckend, welches Wissen du dir angeeignet hast und wie engagiert du deine Meinung vertrittst.
Allerdings weiß ich auch aus meinem Beruf, dass es sehr schwer ist, Krankheitsverläufe quasi aus der Ferne zu beurteilen. Und dann noch eine Aussage über eine geeignete Therapie zu treffen….
Insofern macht mir deine temperamentvolle Ausdrucksweise an manchen Stellen ordentlich Bauchschmerzen: „Atombombenmedikament“ zum Beispiel.
Man lernt es schon im Studium und es bestätigt sich im Laufe der beruflichen Erfahrung:
Es gibt keine besonders „schwere“ oder demgegenüber „leichte“ Therapie.
Es gibt nur die Therapie, die dem einzelnen Patienten in seiner Situation und mit seinem Krankheitsbild optimal hilft. Das kann bei dem einen eine einfache Maßnahme sein, bei einem anderen braucht man stärkere Mittel oder mehr Zeit, was auch immer.
Um das zu beurteilen, muss man das gesamte Register ziehen: Anamnese, körperliche Untersuchung, Radiologie, Serologie und natürlich den Verlauf und das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie.
Ganz wichtig ist das Vertrauen zwischen Arzt und Patient. Das kann man nicht herbeireden aber sehr leicht zerstören.

In diesem Sinne liebe Elif11 solltest du auf jeden Fall eine zweite ärztliche Meinung einholen falls du dich mit einem Therapievorschlag oder auch nur mit dem Arzt nicht wohl fühlst. Es gibt überall Idioten (ich kenne meine Kollegen) und die muss man sich nicht antun.
Die Entscheidung für oder gegen eine Therapie liegt natürlich bei dir aber eigentlich kannst du sie nur im Vertrauen auf eine ärztliche Empfehlung fällen.
Also such dir jemanden aus, dem du vertrauen kannst und schreib dir die Fragen, die dich bewegen schon vor dem Gespräch auf. Ein vernünftiger Kollege wird sie eine nach der anderen mit dir durchgehen.

Viele liebe Grüße

Lieber Andy

schön das du Arzt bist aber an deiner Antwort sieht man deine fehlende Erfahrung mit den aktuellen Therapien und der Art wie diese angewandt werden.
Aber du hast jetzt ja die Chance ein Familienmitglied dabei zu begleiten…

hallo doc,

ich war über deine antwort doch schon ziemlich erstaunt!
du schreibst selber, das du chrirugin bist, da dürfte dein fachwissen der neurologie
nur aus deiner studienzeit stammen.

und wie du selber weißt, wird man auf seinem gebiet schnell zu fachidioten.
komme auch aus der chirurgie.

in wie weit hast du dich in die materie eingelesen?

ich stimme lucy voll zu, wie kann man einen jungen mensch, der aufgrund des alters
sicher noch einen kinderwunsch, ein solch massives, immunsupressiva anbieten und das als
1.therapie. die ms der userin ist noch nicht einmal hochaktive…
es gibt etliche medis, die in diesem fall angebracht wären.

außerdem hingt dein vergleich, wenn es in deinem bereich um medis geht, sind es antibiosen.

Insofern macht mir deine temperamentvolle Ausdrucksweise an manchen Stellen ordentlich Bauchschmerzen: „Atombombenmedikament“ zum Beispiel.

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Solange sie nur theorethisch Bauchschmerzen bekommen von Lucys m.E. zutreffender Ausdrucksweise und keines der Hochrisikomedikamente angeraten bekommen oder gar nehmen, mache ich mir um sie keine Sorgen. Ich frage mich eher welche Seite sie vertreten…

"Ganz wichtig ist das Vertrauen zwischen Arzt und Patient. Das kann man nicht herbeireden aber sehr leicht zerstören. "

Da bin ich ganz ihrer Meinung.

Nun ist es aber eine Tatsache, dass nicht wenige Neurologen Geld von den Herstellern bestimmter Medikamente erhalten, z.B. für sogenannte Anwendungsbeobachtungen! Ob sie das den verzweifelten VersuchsMSlern mitteilen? Wohl kaum.

Das finde ich alles andere als vertrauenserweckend Herr Doc Andy. :wink:

bzw. Frau Andy

Hi AndyDoc,

ich habe mir schon überlegt, ob ich überhaupt mir die Mühe machen soll, dir zu antworten, denn ein paar Aussagen von dir lassen mich beführchten, dass du dich mit den MS Medikamenten, den MS Verläufen und den MS Subtypen nicht ausführlich befasst hast.

Ich fange mal bei Punkt des MS Subtyps an, damit ist nicht der Verlauf gemeint, sondern es geht in den Bereich der Ursache hin. Es ist schon lange bekannt, dass es hier unterschiede gibt die ggf. mit einer Hirnbiospie auch festgestellt werden können.

Bereits 2008 wurden dazu schon Ergebnisse veröffentlicht:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/multiple_sklerose/article/501573/ms-nicht-immer-liegts-immunsystem.html

Es wurde auch daran geforscht, dass ganze mit unterschiedlichen MRT Kontrastmittel und Biomarkern abzubilden, bisher allerdings ohne Erfolg.

Wobei die Zahl der Subtypen ehr steigt als fällt.

Die MS Medikamente orientieren sich dabei an diese Forschung.

Die Wahrscheinlichkeit ein passendes Medikament auf anhieb zu finden liegt also bei weniger als 25%.

Wenn man dabei dann noch die Medikamenten Studien berücksichtigt liegt die Wahrscheinlichkeit noch geringer, hier Profitieren meist nur 10% der Anwender von der Therapie, Langzeitnebenwirkungen und -risiken werden dabei aber noch nicht berücksichtigt.

Und nun muss auch auch etwas in den Wirkmechanismus der einzelnen Medikamenten einsteigen und zu Verstehen, warum ich einige Medikamente in die Kategorie “Atombombe” einstufe.

Und auch einige Neurologen machen das, sagen das aber nicht öffentlich in der Presse oder auf Veranstaltungen.

Bei Ocrelizumab handelt es ich um einen Antikörper der einen unereblichen eingriff in das Blutbildungssystem durchführt.

Diese Fragen sollte man dabei im Hinterkopf haben, wieviel Todesfälle gab es in den Zulassungsstudien insgesamt, also nicht nur bei MS Patienten?
Wie viele Langzeitdaten liegen vor? - Also das geht bei Medikamenten die das Immunsystem beeinflussen dabei häuptsächlich um die Tumorrate. Ist die in den Studien schon erhöht? - Wie sieht es nach 10 Jahre aus? - Wie nach 20+ Jahren? Und das ganze noch im Verhältnis der Dosis.

Was sagt der G-BA dazu? Gibt es für alle Zulassungsbereiche positive Ergebnisse? - Nein, gibt es nicht.

Rituximab ist ja der Vorgänger von Ocrelizumab und man hat bei Rituximab schon lange Erfahrungswerte, auch in der MS Behandlung.
Einige MS Ambulanzen geben dabei Rituximab erst dann, wenn die Wirkung des vorherigen Infusion nachgelassen hat, also wieder die ersten B Zellen CD19+ zurück sind. Je nach Patient reicht da die Spanne von 250mg alle 18 Monate bis hin zu 500mg alle 6 Monate.
Und nun muss man noch wissen, dass Ocrelizumab ca. 10 mal Stärker auf das Knochenmarkt wirkt, wie Rituximab. Wenn man hier die Dosis umrechnen würde, würde das eine Dosis von 25mg - 150mg über 18 Monate.

Nach der Zulassung werden aber 1800mg Ocrelizumab in 18 Monate gegeben, ohne Rücksicht darauf, wie der Körper reagiert. Was für eine Auswirkung das ganze auf den Körper hat, ist dabei nicht wirklich untersucht worden, vor allem nicht, wenn Ocrelizumab über mehr als nur 24 Monate eingenommen wird.

Eine Individuelle Dosis ist dabei nicht vorgesehen, bzw. wird vom Kostenträger nicht erstattet.

So und nun nochmal zurück, was machen, wenn man nicht zu den Glücklichen gehört, dass die Therapie wirkt.

Das heißt dann Therapie wechseln. Aktuell wird als Sicherheitsabstand 12 Monate (Ende des Therapieeffekt muss aber zusätzlich Überprüft werden) angegeben. Ist dann wirklich alles in Odnung? Oder gibt es noch Therapieeffekte die aktuell nicht bekannt sind, bzw. einfach nicht als Standard überprüft werden.

Welcht Therapie kommt dann? - Gibt es dazu schon Erfahrungswerte oder sind alle Anwender noch “Versuchskanninchen”?

Die Erfahrungswerte wird es frühstens in 5-X Jahre geben, wobei dann die Individuelle Medikamentenhistorie nicht nichtmal mit beachtet werden kann. Von anderen Begleiterkrankungen oder individuellen Voraussetzungen ganz zu schweigen.

http://ms-stiftung-trier.de/gier-frisst-hirn-reloaded/#more-404

Und bei der MS gibt es durchaus “„schwere“ oder demgegenüber „leichte“ Therapie” denn neben der Wirkung muss auch die unerwünschte Wirkung beachtet werden, oder MS geheilt aber Patient tot ist leider auch möglich:
http://ms-stiftung-trier.de/wissenswertes-zum-medizinischen-standard-im-umgang-mit-therapiefolgen-wie-man-darueber-aufklaert-wie-man-sie-erkennt-und-wie-man-darauf-reagiert/#more-230
http://ms-stiftung-trier.de/goldrausch-oder-die-daclizumab-katastrophe/#more-682

Ob und welche Therapie die richtige bei einem sehr individuellen MS Verlauf ist, kann heute noch kein Arzt vorhersagen.

Denn kein Arzt kann einem den individuelln Verlauf verhersagen. Außer das genau dies dazu genutzt wird, den Patienten möglichst zu einer Risikoreichen Therapie zu überreden:
http://ms-stiftung-trier.de/prognose-der-multiplen-sklerose-und-real-life-data/#more-635
http://ms-stiftung-trier.de/multiple-sklerose-und-hochaktive-verlaeufe/#more-641

Vor allem bei jüngeren MSlern gibt es trotz vieler Schübe meist kaum bleibende Schäden:
http://ms-stiftung-trier.de/kinder-und-jugendliche-mit-ms/#more-608
http://ms-stiftung-trier.de/schluss-mit-leichtfertigen-empfehlungen/#more-788

In den 1990igern gab es Studien zur MS Behandlung, die als erste Therapie mit Mitox angefangen haben, falls es nicht ausreichen sollte im Anschluss Endoxan und erst dann ggf. ein Interferon Beta oder Copaxone.

Die Ergebnisse waren wirklich gut, aber die Risiken waren auch nicht von schlechten Eltern.

Also welche Risiken muss man eingehen, um die MS in den “Griff” zu bekommen? Lebensverkürzende Therapien? - Wieviel Jahre wären denn angemessen?

https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-26-04-2018/riskante-pharmawerbung.html

Gerade was das MRT angeht, gibt es leider ein paar technische Randpunkte die beachtet werden müssen, vor allem was die Auflösung als Feldstärke der Geräte angeht und wie der beurteilende Arzt das ganze zusammen fasst. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass ein MRT als Schubdiagnose noch immer nicht als geeigent angesehen wird.

Das MRT ist aber ein sehr gutes Hilfsmittel um Patienten Angst zu machen, auch wenn objektiv keine Symptome vorliegen.

http://ms-stiftung-trier.de/mrt-haeufigen-kontrollen-auch-zu-einer-besseren-behandlung/#more-562

So und nun kommt ich noch zur Entscheidenen Frage:

Wie soll ein Arzt, auch ein MS Spezialist, anhand dieser ganzen Variablen zum Schluss kommen, welches Medikament denn nun geeigent ist?
Und vor allem auf welcher Basis ermittelt der Arzt sein Wissen zu den Medikamente?
http://ms-stiftung-trier.de/werbeoffensive-der-extraklasse/#more-267

Oder kann sich ein Arzt die Zeit nehmen sich die Rohdaten zu den einzelnen Medikamenten selbst beschaffen ohne die Hilfe der Hersteller? - Die Antwort kennt fast jeder Arzt, nein das geht nicht.

Und eines muss man bei der MS noch immer im Hinterkopf behalten, auch ohne Medikamente kann eine MS ruhig sein und es kann auch sein, dann man ein Medikament nimmt, obwohl die MS von “Natur aus” ruhig ist und die Therapie sogar weggelassen werden könnte. Aber das kann man genauso wenig vorhersagen, wie die richtige Therapie.

Mir hat vor Jahren mal ein Arzt gesagt, Chirurgen haben es einfach, das sind Handwerker, die sehen ihr Ergebnis.

Nur die Patologen haben es noch besser, denn die können keine Behandlungsfehler mehr begehen.

In dem Sinne und viel Spass beim Lesen.

Lucy

Hallo,

na wenn man länger nach einer wirkenden Therapie suchen muss, wäre es nicht logischer mit den schon erprobten Therapien zu beginnen?

Der Infekt ist überstanden. Danke der Nachfrage!

Mein Körper ist halt noch schwach und die MS bzw der aktuelle Schub schwächt mich etwas.

Das Ganze braucht jetzt mal noch Zeit!

Wird schon und dafür trink ich jetzt mein gesundes Bier :wink: (hmm 3tes :-P)

Atombombenmedikament Zitat MS-Prof in einem Vortrag, über frühzeitige MS-Therapie während 2/3 der Zuhörer bereits im Rolli saßen… das stammt also nicht von uns.
Todes- und PML-Fälle sind Kollateralschäden… schöne bildhafte Vergleiche…
Ach ja MS ist so leicht zu therapieren wie Diabetes
Hat der Mann Ahnung von beidem???

Ich bewundere Lucys Fachwissen immer wieder aufs Neue und kann ihr nur meinen Respekt zollen. Wenn ich Deinen Beitrag so lese vermute ich jmd der rel frisch sein Medizinstudium beendet hat. Du kannst uns glauben viele von uns können aufgrund jahrelanger Erfahrung bei Therapien, Marktverhalten, Marketing, Aktienkurse, unterschiedliche Erkrankungen etc

Ich bin Diplom-Kauffrau und habe ziemlich viel Ahnung von Wirtschaft. Zudem bin ich’s gut wie schon immer krank. MS und Brustkrebs hab ich innerhalb von 3 Monateb diagnostiziert bekommen Chemo, Bestrahlung, Depression…
Glaubst Du wirklich ich habe keine Ahnung was Therapie bedeutet, Lucy hat schon mehrere unterschiedliche Therapien hinter sich, glaubst Du wir könnenuns kein Urteil erlauben?

Die meisten MSler haben mehrere Neuros hinter sich und siehe da es gibt gute und schlechte und es menschelt sehr…
Der Nimbus Halbgötter in Weiß ist schon lange vorbei.
Wie überall müssen auch Ärzte sich kritischen Fragen stellen und sich mit dem Wissen ihrer Patienten auseinandersetzen. Keinesfalls sollten Sie unterschätzen, daß ein Patient nicht das Denken eingestellt hat und wohl des Lesens mächtig ist.

Lucy unterlegt immer ihre Argumente mit Links. Sie gibt auch keine Handlungsempfehlungen. Was gerade mit Ocrevus abläuft, hatten wir nicht wirklich in dieserIntensität.
Da meine Stärke mehr das Networking, deshalb hab ich sowohl meinen Neuro als auch meinen Onkodoc bzgl. Rituxi und Ocrevus befragt, mein Onkodoc hat mehr Erfahrung mit Antikörpertherapien… Er weiß wovon er spricht…

Allein was Lucy über Ocrevus ua. bzgl der Stärke läßt beimisst sämtliche Alarmglocken klingeln.
Aus meinen eigenen Medikamentierungen und Beobachtungen bei anderen behaupte ich viel hilft nicht immer viel…

Nur weil etwas neu ist ist es nicht besser…

So jetzt ende ich, weil es noch andere wichtige Dinge gibt

Idefix

Ein Beispiel aus der Wirtschaft, bei Opel Eisenach wurden Leute aus dem gleichen Alterssegment eingestellt. Jahre später kam man drauf da gehen viele gleichzeitig in Rente… Wissens/ Erfahrungsverlust…

Erstrecht wenn man bei manchen Patienten Therapien durchprobieren muss, fängt man doch nicht mit dem neuesten an. :-/

Hallo Dina,

“Nichtsdestotrotz möchte meine Neurologin hier in Berlin und der leitende Oberarzt der MS-Ambulanz der Charité, Professor Harms, es mir verschreiben. Wahnsinn!”

  • und was machst du, nimmst du es?

LG Renate

Dh Du weißt doch, die Sache mit dem logischen Denken…
Erfahrungswerte… warum bekomm ich nicht sofort die neuesten Medis? Ich bin die Kandidatin für die NW. Ok und dann nochmeine Phobie vor der NW Krebs… soooooooooooeinfach zu therapieren, warum gibt es bloß bei Krebs so unterschiedliche Verläufe, warum ist verflixt nochmal die Histologie so unterschiedlich… Sogar Nichtmediziner wissen, daß in jungen Jahren die Zellteilung schneller ist… Mist schon wieder die Sache mit dem logischen Denken…

Ich hab ua. diese Thematik diskutiert und meinte denk mal an. den hypokritischen Eid… Wer fühlt sich dem noch verpflichtet…

So die krassen Beispiele, bei denen man sich nach dem gesunden Menschenverstand fragt…
Aber wir sind ja nur dumme Patienten, die nicht denken können… sorry Aberkennung Eindruck gewinnt man häufig. Zu dumm wenn man hinter die Kulissen blickt…

Hallo Lucy,

da bin ich wieder und ich mache mir gerne die Mühe Dir zu antworten.

Ich wollte Dir eigentlich nur etwas schonend beibringen, dass es sich verbietet Ratschläge zu Therapien zu geben, wenn man den Einzelfall nicht genau kennt.
In der Chirurgie genauso, wie in der Inneren oder in der Neurologie.
Das ist einer der Grundsätze, die man im Medizinstudium lernt.

Außerdem lernt man auch, dass es nicht ausreicht, eine Quelle für seine Information zu nutzen.
Alle Ärzte sind dazu verpflichtet, sich auf Fortbildungsveranstaltungen und durch Eigenstudium kontinuierlich weiterzubilden. Da genügt es nicht, sich eine Stimme auszuwählen, die das sagt, was einem glaubhaft erscheint, sondern man ist auch gezwungen kritische Stimmen zuzulassen und andere Erfahrungen zu überdenken.

Glücklicherweise leben wir in einem System, in dem eben nicht wahllos irgendwelche Therapien auf den Markt kommen und die Patienten dann als Versuchskaninchen missbraucht werden. Die Zulassung von neuen Therapien ist langwierig und wird streng reglementiert und kontrolliert.
Allerdings kann man Langzeiterfahrungen eben erst nach Langzeitanwendung sammeln.

Viele Grüße

Andy

“Glücklicherweise leben wir in einem System, in dem eben nicht wahllos irgendwelche Therapien auf den Markt kommen und die Patienten dann als Versuchskaninchen missbraucht werden.”

Ich weiß ja nicht in welchem Land du lebst?!?! Ich lebe in dem Deutschland wo große Pharmakonzerne risikoreichste Medikamente auf den Markt bringen um dann hinterher Todeslisten zu führen die bei mehr als hundert Fällen plötzlich aufhören.

Ich leben in dem Deutschland wo Ärzte fette Prämien kassieren und zu Golfspielkongessen auf Südseeresorts eingeladen werden um über die Vorteile von Therapien informiert zu werden.

In dem Deutschland wo Radiologen aus Bequemlichkeit schon mal gerne die Anzahl der betroffenen ZNS-Regionen unter den Tisch fallen lassen wenn es um de Bewertung des Therapieerfolges geht.

In dem Deutschland wo internationale Studien mißachtet werden weil man ja nicht auf fremdländisches Wissen angewiesen ist.

In dem Deutschland wo Patienten monatelang auf einen Facharzttermin warten trotz akuten Krankheitsschubes.

In einem Deutschland wo nach Jahrzehnten erst eine Patientenorganisation gegründet werden mußte um über das Vorgehen bei Patientendiagnosemitteilung zu Recht zu streiten.

Aber was heißt das schon? Ich kann ja auch auswandern … nein! … in meinem Fall eher fremdentsorgt werden wenn es mir hier niht gefällt.

Kritisieren soltest du lieber die Zustände hier im medizinischen System, dem du ja angehörst und mitträgst, bevor du auf einen Patienten losgehst der an diesem unfähigen System leidet.

Sorry Andy, dein letzter Absatz trifft bei der MS eher nicht zu. Die neuen Medikamente der letzten Jahre wurden viel zu schnell zugelassen und die Studien so hingebogen das sie passen.

Guck dir mal die schnelle Marktrücknahme von Zynbrita (Daclizumab) an. Das Ganze hat ein ziemliches Geschmäckle, weil von den 3.290 EU-Patienten kamen 2.890 aus Deutschland.

Beim Ocrevus hat sich Roche gerade über die super Einnahmen gefreut. In Berlin werden auch MSler mit sekundäre Progredienz damit behandelt und dafür ist es nicht zugelassen.

Sorry Andy, ich muß leider auch in D leben, wie SW !

Aber die Dinge aus deinem Land, klingen gut !

Habt ihr dort noch ein paar Plätze frei ?

Hi AndyDoc,

hast du dir die Links überhaupt durchgelesen?

Hast du dir die Quellen zu diesen Texten angeschaut?

Den dort steht “nur” eine verständliche Zusammenfassung für Leien, u.a. geschrieben von einer Ärztin.

Was die Fortbildung von Ärzten angeht, ist das leider kaum noch Pharmaunabhängig, das wird auch immer mehr kritisiert, aber es gibt genügend Möglichkeiten das zu verschleiern.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/markt/Pharma-Industrie-finanziert-Aerzte-Fortbildung,markt12500.html

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Aerzte-fest-im-Griff-der-Pharmaindustrie,aerzte499.html

Und was nutzen Ärzte für ihr “Eigenstudium”? - Ich denke mal Fachzeitschriften. Nur es gibt mitlerweile etliche “Fachzeitschriften” die von Pharmaherstellern gekauft worden sind und somit als verdeckte Werbung genutzt werden.
Auch Beilagen zu etlichen Fachzeitschriften beinhalten mittlerweile auch Beileger, die vom Layout sehr stark an die Fachzeitschrift erinnern, aber nichts anderes als “verdeckte Werbung für verschreibugspfilchtige Medikamente” ist.

Auch wieviel einzelne Ärzte bekommen, wird kaum veröffentlicht:
https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/

Wer kennt das Medikament Antegren?

Das ist Natalizumab (Handelsname nach der Wiederzulassung: Tysabri)

Kurz zum Hintergrund: Nach nur drei Monate nach der Zulassung wurde Antegren wegen Todesfällen in den USA wieder vom Markt genommen und die Zulassung in der EU verzögert.

2006 ist das ganze unter dem heutigen Namen Tysabri wieder auf dem Markt bekommen.

Das war der erste Versuch ein MS Medikament im beschleunigten Verfahren auf den Markt zu bekommen. Nach der Wiederzulassung ist natürlich die Werbemaschine so richtig angelaufen. Vor allem auf Youtube mit Patientenberichten.

Auch deutsche MSler sind mit diesen Botschaften zu den Neuros gerannt und wurden meist auch umgestellt.

2008 kamen dann immer mehr PML Fälle unter Tysabri raus und so langsam wurden auch die Anwender und Ärzte unruhig.

Die weitere Geschichte ist dann bekannt, oder zumindest den meisten älteren MSlern ist das bekannt.

Auch neue Medikamente kommen vorwiegend in Deutschland schnell zum Einsatz, weil die GKV schnell die Kosten für die Therapie übernimmt und das meist auch ohne Einschränkungen:
https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/ndr/medikamente-zulassung-100.html

Auch bei Ocrelizumab sehen die Daten nicht so gut aus, wie die schöne Werbewelt das vorhergesagt hat:
https://www.gesundheitsinformation.de/ocrelizumab-ocrevus-bei-multipler-sklerose.3180.de.html

Leider gibt es viel zu wenige Seiten wie diese hier:
https://www.cochrane.de

Grüße
Lucy

P.S. wie lange bist du schon im “Wirtschaftsbetrieb” Medizin tätig?

Auf der einen Seite sensationell und immer wieder faszinierend, wie der medialen Berichterstattung uneingeschränkt Glauben geschenkt wird.

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch beängstigend, wie wenig medienkritisch etliche sind.

Die böse, böse Pharmaindustrie und die bösen, bösen Ärzte.
Ein Hoch auf die Medien und wie sehr sie unser Weltbild formen.