Hallo zusammen!
Sagt mal, hat jemand von euch zufällig das Büchlein “Natürliche MS- Therapien” von Christine Wagener-Thiele (Ullstein- Verlag) gelesen? Ist eine Journalistin, selbst schon viele Jahre MS- krank, und schreibt über Methoden und Wirkungen von ganzheitlichen Therapien, also der Verbindung von Schulmedizin und Naturheilkunde. Sehr verständlich, sachlich und ohne Hokusopkus. Hat mich selbst sehr aufgebaut.
Desgleichen von Dr.med. Wolfgang Weihe “Warum die Multiple Sklerose besser ist als ihr Ruf” (ist bekannt durch seinen Einsatz für eine Medizin, die sich nicht von der Pharmaindustrie bevormunden lässt).
Nur als kleiner Tip für alle, die vielleicht zu Depressionen neigen.
Lenkt nicht von der Ernsthaftigkeit ab, hilft und macht Mut.
Kann man z.Bsp. bestellen bei jpc.de, ist erschwinglich.
Ich find’s ganz gut. Sagt mal eue Meinung!
Miez

Waff waff,
Ich habe beide Bücher, ersteres ist eine gute Zusammenfassung all der MS Diäten mit ziemlich nüchternem Fazit.
Bei Weihe bin ich sehr skeptisch wer 20 Prozent gutartige Verläufe hochlobt find ich nämlich net so toll weil es auch noch 80 Prozent der anderen Kategorie gibt.
Sorry ich habe unter starken Depressionen gelitten und hab zu dieser Zeit das Buch gelesen, also aus meinem Loch hat es mir nicht geholfen Sorry.
Das erste Buch find ich net schlecht, bei Weihe bin ich skeptisch…
Idefix

Hallo Miez,

ich gehöre nicht zu der Zielgruppe der Weihe-Bücher, bei mir ist die MS nicht “besser als ihr Ruf”, und zu alt bin ich auch dafür. Er schreibt, wie er selbst mal erklärt hat, für Neu- und Leichtbetroffene. In seinen Fallgeschichten sind das meist “junge Frauen”, deren MS sich mit Gesprächstherapien und Urlaubsreisen beeinflussen lässt.

Im Weihe-Forum hat es mal jemand sehr gut auf den Punkt gebracht:
http://www.ms-forum-weihe.de/forum/forum_entry.php?id=29833

Basistherapien lehnt er ab; Cortisone ebenfalls, oder eigentlich alle Medikamente, außer den rezeptfreien Apotheken-Kassenschlagern aus Schweine- und Ananasenzymen, die als Allheilmittel gegen allerlei Befindlichkeitsstörungen in Printmedien und TV rund um die Uhr angepriesen werden.

Untersuchungen, die mit Kabeln und Elektroden zu tun haben, machen ihm Angst. Mit symptomatischen Therapien und den dazu gebrauchten Medikamenten kennt er sich ebensowenig aus wie mit Hilfsmitteln - weil sowas bei seiner Klientel nicht vorkommt, hat er es weitgehend aus seiner Wahrnehmung ausgeblendet.

Er weiß z.B. nicht, wozu man die TCA-Therapie macht, hält sie wahlweise für eine Schub- oder eine verlaufsbeeinflussende Therapie, was sie beides nicht ist, hat es aber nicht nötig, sich mal gründlich darüber weiterzubilden, sondern schreibt, was er “glaubt”, auch wenn es falsch ist.

Was ich gar nicht gut finde, ist, dass er gerne Angst macht, z.B. vor den “belastenden” Nebenwirkungen der Basistherapien. Das ist wenig hilfreich für Neudiagnostizierte; durch Panikmache wird ein “Nocebo-Effekt” erzielt, und sie kriegen womöglich schon Nebenwirkungen, wenn sie eine Spritze bloß ansehen. Das muss doch nicht sein.

Ich bin sehr froh, dass ich zu Beginn meiner MS-Karriere nichts Derartiges gelesen habe. Ich habe Betaferon verlangt, und damit angefangen, sobald die Diagnose feststand (ausgesucht hatte ich es mir schon vorher). Nach acht Wochen begann ich allmählich, in MS-Foren zu lesen, und staunte, was ich alles hätte kriegen müssen, angefangen mit gar schröcklichen Beschwerden nach der Lumbalpunktion (die ich auch nicht gehabt hatte).

Für meinen Geschmack stiftet W. Weihe mit seinen Äußerungen viel Verunsicherung und Misstrauen gegenüber der Medizin, die einem gerade, wenn man neu diagnostiziert ist, nicht gut tun. Ich würde ihn daher MS-Neulingen nicht empfehlen.

Christine Wagener-Thiele empfiehlt u.a. Homöopathie, dadurch halte ich ihr Buch auch nicht für uneingeschränkt empfehlenswert. OK, wer sich damit besser fühlt und Geld dafür übrig hat, mag solche Sachen nehmen; den Placeboeffekt bestreitet auch die Wissenschaft nicht.

Für mich ist Homöopathie aber, als käme an der Tankstelle statt Benzin Wasser aus der Zapfsäule, und ich könnte den Tankwart nicht mal wegen Betrug anzeigen und wegen Sachbeschädigung verklagen, wenn er behaupten würde, dass nicht Wasser in den Tank geflossen sei, sondern hoch potenziertes Benzin, “Gasolinum D 200”.

Wenn man sich schon vorher gründlich informiert hat, kann einem solche Lektüre ebensowenig anhaben wie die farbenfrohen Reklamebroschüren aus der Apo, in denen zurzeit mal wieder die Zuckerpastillen des falschen Arztes Schüssler dreist (um nicht zu sagen, betrügerisch!) als “Mineralsalze” bezeichnet werden, obwohl gar keine drin sind. Aber für Anfänger würde ich beide Bücher nicht empfehlen.

Liebe Grüße
Renate