Am 09.Oktober 2007 nachmittags, kurz vor seinem 71. Geburtstag, verstarb Egon Hirt nach schwerer Krankheit. Wer ihn in den letzten Wochen noch einmal besucht und gesehen hat, weiß dass der Tod eine Erlösung für ihn war.


Am 09.Oktober 2007 nachmittags, kurz vor seinem 71. Geburtstag, verstarb Egon Hirt nach schwerer Krankheit. Wer ihn in den letzten Wochen noch einmal besucht und gesehen hat, weiß dass der Tod eine Erlösung für ihn war.

Er war nicht nur der Mitbegründer der AMSEL-Kontaktgruppe im Schwarzwald-Baar-Kreis und der Gründer des Hauses Antonius, er war auch immer deren Seele und Motor. "Seine" MS-Betroffenen und deren Angehörige gut versorgt und betreut zu wissen war ihm immer Herzensangelegenheit und seine Lebensaufgabe.

Egon Hirt war, im besten Sinne des Wortes, ein Menschenfischer. Er verstand es wie kein Anderer Menschen für die Arbeit bei der AMSEL und im Haus Antonius zu begeistern. Seiner Ausstrahlung und seiner Begeisterung für die Sache konnte man sich einfach nicht entziehen. So schaffte er es über Jahrzehnte viele Menschen in der Region für die Belange der MS-Betroffenen zu gewinnen. Ob Spender, ehrenamtliche Helfer, zum Socken stricken, zum Weihnachtsbrötle backen, Gruppen für Benefizveranstaltungen oder Helfer für den Familienentlastende Maßnahmen, Fahrdienst, Gedächtnistraining und Ausflüge – immer wurde er fündig und verstand es den Menschen die Anliegen und Probleme der MS-Betroffenen nahe zu bringen. Und wer einmal dabei war, der bleib der AMSEL und Egon auch treu.

Auch bei vielen Behörden und Krankenkassen war Egon Hirt als "Anwalt" der MS-Betroffenen in der Region bekannt und manchmal auch "gefürchtet". Mit Geduld, feinsinnigem Humor und vor allem viel Zeit und Hartnäckigkeit hat er manchen Stein aus dem Weg geräumt der als unüberwindlich galt.

Sehr wichtig war im der Kontakt mit anderen Betroffenen. Er führte unzählige Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen. Bei diesen Gesprächen schaffte er es fast immer seinem Gegenüber etwas von seiner positiven Lebenseinstellung zu geben. Aus seiner eigenen Lebenserfahrung heraus wusste er, dass man selbst aktiv sein musste und sich nicht von der Krankheit beherrschen lassen durfte. Und selbst in vermeintlich ausweglosen Situationen verstand er es immer ein Licht am Ende des Tunnels zu zeigen. Und sei es auch noch so klein gewesen.

Schon in der Anfangszeit der Kontaktgruppe machte er viele Krankenbesuche und sah viel Leid. Besonders die Tatsache, dass junge Menschen mit MS im Altersheim landeten, wenn sie pflegebedürftig wurden ließ ihn nicht ruhen. Und so reifte in ihm die Idee für ein eigens Pflegeheim – das Haus Antonius. Und es blieb nicht nur bei der Idee. Er fand in Donaueschingen mit Fürstin Maximilane zu Fürstenberg die Partnerin um seinen Traum zu verwirklichen. Und das Haus Antonius ist heute eine vorbildliche Pflegeeinrichtung gerade für junge Betroffene die ohne die Vision, die Hartnäckigkeit und den hohen persönlichen Einsatz von Egon Hirt nicht verwirklicht worden wäre.

Aber auch die Betroffenen die Daheim leben vergaß Egon Hirt nicht. Aus eigener Erfahrung wusste er welche Belastung die Pflege eines Angehörigen für die Familie darstellt. Er organisierte die häusliche Pflege mit Zivildienstleistenden. Über 50 Zivis wurden in Spitzenzeiten von ihm geleitet. Und dies alles ehrenamtlich. Dieser Leistung kann man nur höchsten Respekt zollen.

Wichtig war ihm auch, die Betroffenen aus ihrer Isolation zu holen. Sehr früh schon organisierte er einen Fahrdienst. Und er organisierte Familienentlastende Maßnahmen, bei denen nicht nur die Betroffenen bei guter Betreuung in eine andere Umgebung kommen, sondern auch die pflegenden Angehörigen Urlaub machen können. Neben den Familienentlastenden Maßnahmen in Berlin, Isny oder Lermoos war für ihn die jährliche Wallfahrt mit dem Malteserorden nach Lourdes immer der Höhepunkt auf den er sich schon freute. Und obwohl es für ihn immer beschwerlicher wurde, gehörte diese Reise und das Zusammentreffen mit den Freunden und Weggefährten bis zum letzten Jahr immer zum festen Jahresprogramm für ihn.

Ihm waren Ehrungen und Auszeichnungen nie wichtig. Was für ihn zählte war, dass er wieder etwas für die Betroffenen erreicht hatte. Trotzdem blieb es natürlich nicht aus, dass er für sein großes Engagement und sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Schon vor vielen Jahren erhielt der die goldene Ehrennadel der DMSG. "Wenn ich sehe, dass ich den Menschen helfen kann, das gibt mir Kraft" sagte er bei der Preisverleihung 2003 als ihn die MSIF mit dem Wolfensohn Award auszeichnete, der weltweit nur alle 2 Jahre vergeben wird.

Getragen und unterstützt wurde er in all den Jahren seiner Arbeit für die MS-Kranken von seiner Familie und von einem starken Glauben. Die Familie war ihm immer sehr wichtig. Und er wusste, dass er von ihr viel und wichtige Unterstützung für seine Arbeit bekam. Seine Frau Bärbel und seine Tochter Anja pflegten ihn bis zum Schluss liebevoll und aufopferungsvoll Daheim. Dies wusste er sehr zu schätzen.

Wir verlieren mit ihm einen großartigen Menschen und Freund, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, MS-Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen. Was mir persönlich und vielen Anderen immer bleiben wird, sind die vielen Erinnerungen an ihn. Die Erinnerung an viele gute Gespräche. Die Erinnerung an viel Hilfe die von ihm kam. Die Erinnerung an viele gemeinsame Fahrten. Die Erinnerung an ….

Egon wird in unseren Herzen immer einen festen Platz haben.

Ich bin froh und dankbar, dass ich Egon kennen gelernt habe. Er hat mir in den Jahren in denen ich ihn gekannt habe sehr viel gegeben.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Bärbel und seinen Kindern Andreas, Peter und Anja mit ihren Familien. Wir wünschen ihnen viel Kraft für die schweren Stunden die vor ihnen liegen.

Wolfgang Krugger
Deißlingen, im Oktober 2007

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