Barrierefreies Reisen ist für viele Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine Herausforderung. Unser Mitglied Bertram hat dieses Jahr eine Reise in die Bretagne unternommen und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt, die zeigen, wie barrierefreies Reisen auch international gut gelingen kann. Sein Bericht bietet einen realistischen Einblick und praktische Tipps für Reisende, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.
Bertram startete seine Reise von seinem Wohnort in Neuler und legte erst den ersten Zwischenstopp in Paris ein. Bereits in Aalen stieß er auf erste Schwierigkeiten, da Glatteis am Bahnhofsvorplatz die Anfahrt erheblich erschwerte. Mit der Unterstützung seiner Frau konnte er jedoch rechtzeitig den Zug erreichen. Besonders hilfreich war hierbei die Vorplanung und der Service der Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn. Dieser Service ist speziell für Menschen mit eingeschränkter Mobilität wie Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer und Gehstocknutzer konzipiert. Bertram empfiehlt den Service uneingeschränkt und betont, dass er die Reise bis Paris dadurch ohne Komplikationen bewältigen konnte. Sein Begleiter stieg ab Stuttgart zu und unterstützte ihn auf seiner weiteren Reise.
Die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn und der französischen Bahn (SNCF) erwies sich ebenfalls als hervorragend. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz eines deutsch-türkischen Zugbegleiters, der sowohl Deutsch als auch Französisch sprach und Bertram bei der Überwindung der letzten organisatorischen Hürden half, indem er ein Taxi für den Weitertransport arrangierte. Diese Unterstützung war entscheidend, um den Übergang zwischen den Bahnhöfen Gare de l’Est und Gare Montparnasse problemlos zu meistern.
Auch auf der Rückreise von Lorient nach Paris erlebte Bertram einen ebenso guten Service. Trotz eines etwas holprigen Starts war die Unterstützung im letzten Zugabschnitt hervorragend. Die Bretonen erwiesen sich als äußerst herzliche Menschen, die, wenn man sie für sich gewinnt, sehr hilfsbereit sind. Eine aufmerksame Zugbegleiterin organisierte auf Bertrams Bitte hin ein Taxi vom Zug aus, da ein direkter Wechsel der Buchung zwischen der SNCF und der Deutschen Bahn nicht möglich war. Dank ihrer Hilfe funktionierte der Umstieg von Gare Montparnasse nach Gare de l’Est tadellos. Besonders erfreulich war, dass der Taxifahrer Bertram direkt im Bahnhof in Empfang nahm, das Gepäck trug und deutlich günstigere Konditionen als beim ersten Transfer bot.
Ein weiterer großer Vorteil war die kostenfreie Mitreise einer Begleitperson. Bertram musste lediglich ein eigenes Ticket kaufen, während seine Begleitung ab Stuttgart im ICE und später in Frankreich im TGV kostenlos in der ersten Klasse mitreisen konnte. Der Service der Bahnhofsassistenz in Frankreich war erstklassig: Die Hilfe beim Ein- und Ausstieg sowie spezielle Aufzugsplattformen im Zug trugen dazu bei, dass die Navigation im Zug deutlich erleichtert wurde.
Bertram stellte fest, dass seine Vorurteile gegenüber den Franzosen, komplett widerlegt wurden. Die französische Infrastruktur, insbesondere der Service in den Zügen und Bahnhöfen, war durchweg positiv und auf die Bedürfnisse von Reisenden mit Mobilitätseinschränkungen ausgerichtet.
Tipps von Bertram für barrierefreies Reisen:
• Mobilitätsservice der Deutschen Bahn nutzen: Dieser Service ist eine große Unterstützung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Mehr dazu auf ( www.bahn.de/service/individuelle-reise/barrierefrei ).
• Internationale Kooperationen schätzen: Die enge Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn und der SNCF hat Bertrams Reise erheblich erleichtert.
• Begleitpersonenregelung nutzen: In vielen Fällen kann eine Begleitperson kostenlos reisen, was die Reise für Betroffene angenehmer und kostengünstiger macht.
Bertrams Erfahrungen zeigen, dass barrierefreies Reisen mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung auch über weite Strecken und im Ausland möglich ist. Wir hoffen, dass dieser Bericht anderen Mitgliedern unserer AMSEL-Gruppe und Menschen mit Handicap, darüber hinaus Mut macht, eigene Reisen zu planen und zu genießen.