MS-Diagnostik
Es gibt keinen einzelnen Test, mit dem allein Multiple Sklerose festgestellt werden kann. Die Diagnose resultiert aus den Ergebnissen mehrerer Untersuchungen.
Zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden zählen:
- Neurologische Untersuchung
- evozierte Potenziale (EP)
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Lumbalpunktion
Muskelkraft und Reflexe
Zu den grundlegenden Untersuchungsverfahren der MS gehört die neurologische Untersuchung. Der Arzt untersucht den Patienten auf:
- Muskelkraft
- Feinmotorik
- Koordination
- Sensibilität
- Muskelspannung
- Reflexe
Diese einfach durchzuführende neurologische Basisdiagnostik kann zusammen mit den Informationen des Patienten bereits wertvolle Hinweise auf das Vorliegen einer MS liefern.
Reiz und Reaktion
Die Bestimmung der so genannten 'evozierten Potenziale' gehört zu den spezielleren Untersuchungsmethoden.
Dabei werden einzelne Sinnesorgane gereizt - zum Beispiel die Augen durch den optischen Reiz eines (wechselnden) Schachbrettmusters. Nervenbahnen leiten diesen Reiz als elektrische Impulse weiter. Bei diesen 'visuell evozierten Potentialen' wird gemessen, wie lange es dauert, bis das Gehirn auf den angebotenen Stimulus reagiert.
Eine verlangsamte Leitungsgeschwindigkeit kann durch eine Entzündung des Sehnervs bedingt sein und ist ein Hinweis auf MS.
MS im Schnitt (MRT)
Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist ein bildgebendes Diagnoseverfahren und kommt ohne den Einsatz von Röntgenstrahlen aus. Mit Hilfe eines künstlich erzeugten Magnetfelds werden Schnittbilder des Körpers angefertigt.
Kleine Entzündungen und Vernarbungen im Gehirn sind darauf deutlich erkennbar. Auch aktive Entzündungsherde während eines Schubs können mit der MRT erfasst werden. Diese Herde verschwinden nach Abklingen des Schubs oft wieder.
Schnittbilder, die zeitlich versetzt aufgenommen werden, können also verschiedene Krankheitsstadien und den Krankheitsverlauf dokumentieren.
Antikörper im Nervenwasser
Das letzte Indiz, dass eine MS mit hoher Wahrscheinlichkeit vorliegt, ergibt sich aus der Lumbalpunktion:
- Dabei werden wenige Milliliter Nervenwasser oder 'Liquor' mit Hilfe einer feinen Hohlnadel aus dem Wirbelkanal entnommen.
- Punktionsstelle ist die untere Lendenwirbelsäule: hier befindet sich kein Rückenmark mehr, das dabei verletzt werden könnte.
- Anschließend wird der Liquor auf Entzündungszellen und MS-typische Antikörper untersucht.
- Diese Antikörper werden mit Hilfe elektrischer Spannung identifiziert.
- Sie zeigen sich als spezifisches Streifenmuster, den so genannten 'oligoklonalen Banden'.
McDonald-Kriterien
Ob eine sichere MS, eine mögliche MS oder keine MS vorliegt lässt sich heute schnell und mit großer Sicherheit anhand der so genannten McDonald-Kriterien beurteilen.
Kern der Diagnosestellung ist der objektive Nachweis von räumlich (MS-Herde) und zeitlich (Schübe) verteilten Krankheitszeichen.
Eine gesicherte MS liegt z. B. vor, wenn zeitlich und räumlich getrennt mindestens zwei Schübe und mindestens zwei Herde im ZNS objektiv nachgewiesen sind. Anstelle eines zweiten Schubs kann auch der Nachweis einer neuen Aktivität in der MRT zur Bestätigung der Diagnose herangezogen werden.
Letzte Änderung: 02.02.2018