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Worauf müssen Menschen mit MS beim Sport achten?

Persönliche Fitness und sportliche Vorerfahrung variieren stark von Mensch zu Mensch, deshalb lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zur empfohlenen Trainingsintensität machen.

Ohne Überanstrengung zum Erfolg

Generell gilt, dass Training nicht erschöpfend sein muss, um zu wirken! Vor allem beim Ausdauertraining ist die Herzfrequenz eine gute Möglichkeit, die Belastung zu steuern. Wenn Sie keine Pulsuhr benutzen, können Sie die Intensität Ihres Trainings anhand Ihres Gefühls bestimmen. Das klingt ungenau, erzielt aber erstaunlich gute Ergebnisse.

Die Borg-Skala von 6 bis 20 misst den individuell empfundenen Grad der Anstrengung beim Ausdauertraining oder auch Krafttraining. Sie schätzen Ihren persönlichen Wert auf der Skala ein, nehmen diesen mal zehn und erhalten die ungefähre aktuelle Herzfrequenz. Die optimale Belastung liegt zwischen 11 und 15. Das heißt, wenn die sportliche Aktivität als "etwas anstrengend" empfunden wird, reicht das aus, um positive Trainingseffekte zu erzielen. Wer möchte, kann auch einzelne Trainingseinheiten bei einer höheren Intensität trainieren – es schadet nicht, gelegentlich an seine Grenzen zu gehen. Wichtig zu wissen: MS-Erkrankte können aufgrund einer Multiple Sklerose-typischen Fatigue schneller ermüden, als es der Anstieg der Herzfrequenz vermuten ließe. Deshalb sollte das individuelle Empfinden immer Vorrang vor den Messergebnissen haben.

Bestimmte Situationen erfordern allerdings Zurückhaltung: Kein Sport während einer akuten Infektion – das gilt für Menschen mit und ohne MS. Erst nach Rückgang der akuten Symptome sollte das Training wieder aufgegriffen werden. Während eines akuten Schubes sollte die Aktivität zurückgeschraubt werden, zumindest solange Kortison verabreicht wird.

Empfehlungen für Ausdauer- und Kräftigungstraining

Nach aktuellem Kenntnisstand erzielen MS-Erkrankte die besten Erfolge für ihre Lebensqualität mit einem ausgewogenen Mix aus Ausdauer- und Kräftigungstraining. Wer seine Ausdauer trainiert, erhöht die Fähigkeit des Körpers, über einen längeren Zeitraum Leistung zu erbringen. Empfehlenswert sind dabei zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche über mindestens zwölf Wochen. Die Trainingsdauer sollte jeweils 10 bis 40 Minuten betragen. Achten Sie darauf, dass Sie mit Ihrem Trainingsempfinden überwiegend im mittleren Bereich der Borg-Skala bleiben und dass Sie sich während des Trainings unterhalten können, ohne außer Atem zu kommen. Starten Sie mit geringer Intensität und steigern Sie zunächst nur Häufigkeit und Dauer.

Mit einem ausgewogenen Krafttraining können MS-Erkrankte frühzeitigen Ermüdungserscheinungen der Muskulatur und damit Haltungsschäden und Gelenkinstabilität im Alltag vorbeugen. Ob im Fitnessstudio, beim Aquatraining oder durch gymnastische Übungen – achten Sie darauf, dass Sie vorzugsweise die im Alltag benötigte Muskulatur trainieren (Oberschenkel, Rumpf, Arme). Als Faustregel gilt: jeweils 8 bis 15 Wiederholungen, zwei bis drei Serien und zwei bis vier Minuten Pause zwischen den Serien. Planen Sie möglichst zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche ein. Die positiven psychischen Wirkungen (Wohlbefinden, gutes, aktiviertes Gefühl nach dem Training) sind schon nach wenigen Trainingseinheiten spürbar, wenn Sie die richtige Trainingsintensität
gefunden haben. Nach vier Wochen sind erste Verbesserungen bei Kraft und/oder Ausdauer zu spüren. Bereits nach zwölf Wochen stellen sich meist deutliche Erfolge ein, die sich auch bei der Bewältigung des Alltags bemerkbar machen sollten. Um diese positiven Effekte zu erhalten, muss regelmäßig und dauerhaft trainiert werden.

Sporteignung feststellen

Genau wie gesunde Menschen, die bisher nicht regelmäßig körperlich aktiv waren, sollten auch MS-Erkrankte vor dem Training ihren behandelnden Arzt und gegebenenfalls ihren Physiotherapeuten zu Rate ziehen. Neben dem individuellen Krankheitsbild spielen eventuelle Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus eine Rolle, wenn der Arzt die Sporteignung feststellt. Liegen keine gravierenden Einschränkungen vor, können sich Menschen mit MS genauso sportlich belasten wie Menschen ohne MS.

Das Uhthoff-Phänomen

Erhöht sich beim Sport die Körpertemperatur, kann es zu einer vorübergehenden Verschlechterung bereits bestehender neurologischer Symptome kommen. Die Betroffenen fühlen sich stark erschöpft,Lähmungen, Spastik und Sehverschlechterungen können zunehmen. Diese Symptome sind jedoch vorübergehend und bilden sich nach einem Absenken der Temperatur wieder zurück. Häufig genügt bereits eine kalte Dusche, um die Körperwärme auf ein Normalmaß zu reduzieren.

Grundsätze zu Sport mit MS

  • Beginnen Sie mit leichten und einfachen Bewegungs-und
    Trainingsformen.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie bei auftretenden Symptomen
    sofort reagieren können und das Training jederzeit
    unterbrechen beziehungsweise die Intensität
    verringern können.
  • Schätzen Sie vor jeder Trainingseinheit Ihr aktuelles
    Empfinden ein und wählen Sie eine angemessene
    Trainingsintensität (siehe Borg-Skala).
  • Steigern Sie zuerst die Dauer einer Aktivität, dann die
    Häufigkeit, danach erst die Intensität.
  • Provozieren Sie keine zu starke Ermüdung und hören
    Sie gut auf die Signale Ihres Körpers.
  • Tragen Sie angemessene Kleidung, trainieren Sie
    nicht in der Mittagshitze und halten Sie Möglichkeiten
    zur Kühlung bereit.
  • Gleichen Sie Ihren Flüssigkeitsverlust aus.

Letzte Änderung: 17.01.2020