Therapeutisches Klettern

Fast jeder kann klettern – selbst MS-Erkrankte, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und nur eine geringe Gehfähigkeit haben, können an die Kletterwand.

Klettern ist als Bewegungsmuster im Menschen fest verankert und kann auch von schwer Erkrankten abgerufen werden. Es ist sogar möglich, dass sich ein MS-Erkrankter aus dem Rollstuhl an den Griffen hoch an die Wand zieht und dort dann stehen kann. Beim Therapeutischen Klettern werden größere Griffe als beim Sportklettern eingesetzt, so dass auch Menschen mit Störungen der Feinmotorik und Lähmungserscheinungen einen guten Halt haben. Eine zusätzliche Sicherung ist oft nicht nötig, da beim Therapeutischen Klettern nur knapp über dem Boden geübt wird. In der Regel wird bei schwerer betroffenen Patienten einzelne Sequenzen zusammen mit einem Therapeuten geübt. Wobei der Therapeut gezielt Hilfestellungen gibt. Grundsätzlich kann jeder MS-Erkrankte klettern, solange die Beine noch geringgradig bewegt werden können und etwas Kraft in den Armen vorhanden ist. Durch die Vielzahl der Beeinträchtigungen kann jeder auf seine eigene Weise vom Klettern profitieren.

Den Alltag mit mehr Selbstvertrauen besser meistern

Doch Klettern verbessert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, es steigert auch das Selbstvertrauen und erhöht das Selbstwertgefühl. Der Erfolg, eine Route oder auch ein Teilstück an der Kletterwand bewältigt zu haben, ist immer eine persönliche Genugtuung und motiviert zu neuen Leistungen. An der Kletterwand kann jeder seine Grenzen ausloten und verschieben – egal auf welchem Niveau er sich befindet. Ein besonderes Erlebnis beim Sportklettern ist sicher, wenn eine Wand in der Höhe erklommen wird – eine Leistung, die auch für Gesunde eine Herausforderung ist. Hierbei ist der Kletterer gesichert und angeseilt.

MS-Erkrankte, die klettern, berichten, dass sie Mut gewonnen haben und sich im Alltag mehr zutrauen. Vielen erscheint es als ein kleines Wunder, dass sie mit MS eine Kletterwand bewältigen können. Auch wenn es wie beim Therapeutischen Klettern nur ein kleines Stück ist. Durch die erfolgreiche Anstrengung erlebt der MS-Erkrankte auch beim Therapeutischen Klettern den Erfolg. Die Folge kann ein erhöhtes Selbstvertrauen sein, mit dem auch andere Herausforderungen im Leben besser angegangen werden können.

Mit dem Klettern erobert sich der MS-Erkrankte ein Stück Normalität. Es ist Sport und Therapie, wobei eine Verbesserung der Symptomatik "nebenbei" erzielt wird.

Letzte Änderung: 29.04.2020