Der mehrdimensionale Schwingungsrhythmus, der vom Pferderücken in der Gangart Schritt auf den Menschen im Hippotherapiesitz übertragen wird, ist dem Bewegungsmuster des menschlichen Ganges verwandt. Diese Bewegungsübereinstimmung ist eine der Wirkungsgrundlagen von Hippotherapie. Die Übertragung der Schwingungsimpulse (circa 100 pro Minute) reaktiviert fehlende oder verloren gegangene Bewegungsmuster im Gehirn. MS-Erkrankte können Muskelfunktionen oder Bewegungsabläufe, zum Beispiel das Gehen, erhalten, verbessern oder wieder erlernen.
Der Hippotherapiesitz
Der Sitz auf dem Pferd in der Hippotherapie unterscheidet sich deutlich vom Sitz auf dem Stuhl oder auch beim klassischen Reiten. Die Beine sind stärker gespreizt, was Spastik verhindert. Die Oberschenkellängsachse beträgt etwa 45 Grad, das Becken steht gerade, Füße und Unterschenkel hängen oder sind bequem im Steigbügel abgelegt. Die Bewegung des Pferdes wirkt direkt auf das Becken und den Rumpf. Verschiedene Sättel unterstützen – je nach Symptomatik – den korrekten Sitz und verbessern die Bewegungsübertragung. Die Bewegung des Pferderückens kann besser aufgenommen werden und wird verstärkt.
Wie läuft eine Therapiesitzung ab?
Eine Sitzung auf dem Pferd dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Das
Auf- und Absitzen ist Teil der Therapie. Je nach Symptomatik kann der MS-Erkrankte dabei verschiedene Hilfen wie zum Beispiel eine Rampe in Anspruch nehmen. Während der Therapie führt ein vor oder hinter dem Pferd gehender Pferdeführer das Tier im Schritt am Zügel beziehungsweise Langzügel, so dass der Hippotherapeut neben dem MS-Erkrankten gehen und sich ganz auf ihn konzentrieren kann. Der MS-Erkrankte sitzt im Hippotherapiesitz auf dem Pferd und reagiert im Rahmen seiner senso-motorischen Fähigkeiten auf dessen Bewegungsimpulse. Durch Wiederholungen treten Übungseffekte ein. Der Therapeut verbessert die symmetrische Aufnahme der Bewegungsübertragung, indem er sie manuell auf einer Seite gezielt unterstützt, ermöglicht und verstärkt.
Letzte Änderung: 27.11.2017