Gleichgewichtstraining

Spezielles Training hilft MS-Erkrankten bei Gleichgewichtsstörungen: Das Gehirn kann durch häufiges Üben lernen, auch mit einer geringeren Anzahl von Signalen auszukommen und eine angemessene Antwort für gewünschte Bewegungen zu finden.

Gleichgewichtsstörungen kommen bei an MS Erkrankten recht häufig vor und sind Ursache für Stürze und Verletzungen. Zu den Gleichgewichtsproblemen kommt es, weil MS-Erkrankte als Folge von Empfindungsstörungen ihren Körperschwerpunkt nicht verlässlich spüren können. Dazu kommen – verursacht durch zusätzliche Schwäche, Spastik und Ataxie – Probleme bei der motorischen Umsetzung von Bewegungen.

Das Gehirn von MS-Erkrankten erhält durch die neurologischen Defizite weniger Informationen. Durch Übung kann es jedoch lernen, auch mit einer geringeren Anzahl von Signalen eine adäquate Antwort zu finden. An diesem Punkt setzt das Gleichgewichtstraining an. Der Trainierende erhält, zum Beispiel über ein Display, ein Feedback zu der Qualität seiner Bewegungen. Er kann diese kontrollieren und immer wieder anpassen. So trainiert er sein Körpergefühl.

Bei den Übungen geht es vor allem um gezieltes Verlagern und Kontrolle des Körperschwerpunkts. Häufig müssen auf spielerische Weise bestimmte Aufgaben erfüllt werden. Je nach Erfolg wird dann ein Ranking-Platz zugewiesen. Das schafft den Anreiz, bei der nächsten Übungsfolge die Leistung zu steigern und das Ranking zu verbessern.

Vor allem schwerer Betroffene profitieren vom Gleichgewichtstraining und verringern so ihr Sturzrisiko. Der Erfolg des Trainings wird in der physiotherapeutischen Praxis durch den Tinetti-Test erfasst. Mit einem Punktesystemwerden das Gleichgewicht und das Gangbild nach definierten Kriterien bewertet. Entscheidend ist auch, wie lange ein Mensch auf einem Bein stehen kann. 15 Sekunden gelten als gute Voraussetzung für ein sicheres Gehen.

Die Wii® kennt fast jeder – als Spielekonsole für Sport und Spaß.

Doch auch in der Physiotherapie kommt die Spielekonsole zum Einsatz – und zwar vor allem beim Gleichgewichtstraining. Doch auch Körperhaltung, Kraft und Ausdauer können trainiert werden.

Ob auf einem Seil balancieren, Skispringen oder virtuell Fische fangen: Die Wii® mit entsprechender Software bietet verschiedene Balancespiele, die für Menschen mit MS geeignet sind. Die Einweisung sollte allerdings durch einen geschulten MS-Therapeuten oder Trainer erfolgen. Dieser analysiert, wo Defizite liegen und schlägt ein individuelles Programm vor.

Die Wii® ist flexibel bei unterschiedlichen Problemstellungen einsetzbar. Darüber hinaus fördert sie durch Animationen und Feedback-Tools die Motivation, das Training regelmäßig zu absolvieren und die eigene Leistung steigern zu wollen. 

Vorteile: Die Wii® ist sehr vielseitig, kann auch für Zuhause angeschafft werden und motiviert durch direkte Ansprache und Feedback-Funktionen zu regelmäßigem Training.

Bedenken: Wenn MS-Erkrankte sich überfordern, besteht Sturz- und Verletzungsgefahr. Bei Sehproblemen ist die Benutzung der Wii® eingeschränkt  

 

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Vom Balancetrainer profitieren MS-Erkrankte, die Probleme mit dem Gleichgewicht, mit Schwäche, Ataxie oder Spastik haben.

Bei den Übungen geht es hauptsächlich darum, durch gezielte Gewichtsverlagerungen das Körpergefühl und die Koordinationsfähigkeit zu verbessern. Der Trainierende steht – durch einen Gurt gegen Umfallen gesichert – auf dem Balancetrainer und bewegt sich im Stehen möglichst zielgenau in vorgegebene Richtungen. Die Kontrolle erfolgt über ein Display, das ein visuelles Feedback gibt und am Ende ein Bewegungsmuster anzeigt. 

Vorteile: Der Balancetrainer dient der Verbesserung verschiedener MS-Symptome und ist durch seinen Spielecharakter sehr motivierend.Bedenken: Wie bei allen Stehgeräten besteht die Gefahr, dass der Kreislauf bei Schwerbetroffenen absackt. Deshalb sollten die Übungen unter Aufsicht eines Therapeuten durchgeführt werden.

Die Vibrationsplattform dient im niedrigen Frequenzbereich der Verbesserung von Gleichgewicht sowie Koordination und dem Lösen von Spastik.

Im höheren Frequenzbereich wird Kraft aufgebaut. Bei der Übung steht der Trainierende möglichst frei auf einer Fläche, die in vorgegebener Stärke in Schwingungen versetzt wird. Diese muss er durch spontanen Körpereinsatz ausgleichen. Die Übung ist im höheren Frequenzbereich sehr fordernd und wird in der Regel nicht länger als zwei bis drei Minuten durchgeführt.

Vorteile: Die Vibrationsplattform kann bei verschiedenen Symptomen eingesetzt werden und fordert den Trainierenden intensiv.Bedenken: Es besteht unter Umständen Sturzgefahr. Bei zu hohen Frequenzen kann die Spastik verstärkt werden. Auch kann es zu Schwindel kommen, wenn es dem Körper nicht gelingt, die Schwingungen auszugleichen.

Messen, Trainieren und Dokumentieren – diese sich ergänzenden Funktionen bietet der MTD-Trainer und ist damit in der Rehabilitation von MS-Erkrankten gut einsetzbar.

Der Trainierende steht auf zwei Druckmessplatten, die eine Verlagerung des Körpergewichts messen und genau dokumentieren, welches Bein wie stark belastet wird. Der MTD-Trainer dient vor allem der Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit und dem Kraftaufbau.

Vorteile: Durch das Feedback- und Dokumentationstool ist der MTD-Trainer sehr vielseitig im Einsatz.Bedenken: Der Patient muss recht sicher stehen können, da es zwar Griffe zum Festhalten, aber kein Sicherungssystem gibt.

Der Posturomed führt zu einer Stabilisierung sowie Optimierung der Körperhaltung und dient in allererster Linie dem Gleichgewichtstraining.

Doch auch die Kraft wird verbessert. Das Gerät besteht aus einer Platte, die an vier Federn aufgehängt ist. Durch rhythmische Stimulation wird der Trainierende zu einer spontanen Korrektur der Haltung und zu einer Harmonisierung der Muskelzusammenarbeit angeregt. Der Patient ist beim Üben durch ein Geländer gesichert.

Vorteile: Die rhythmische Stimulation kann durch den Therapeuten gesteuert werden, so dass der Posturomed individuell an die Fähigkeiten und Potenziale eines MS-Erkrankten angepasst werden kann.Bedenken: Voraussetzung für die Benutzung des Posturomeds ist die Stehfähigkeit des MS-Erkrankten.

Letzte Änderung: 29.04.2020